Bilder mit Feuer und Flamme

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Ein Beispiel für die „Feuerbilder“ von Otto Piene.

von Wolfgang Teipel

Otto Piene lebt fast 6000 Kilometer Luftlinie von Lüdenscheid entfernt. Der Künstler, der beinahe bei den LichtRouten 2013 dabei gewesen wäre, sorgt aber auch ohne persönliche Präsenz in Lüdenscheid für Aufsehen. Er schuf für die „Bild“-Zeitung eines seiner berühmten Feuerbilder. Es wurde ganzseitig abgedruckt. Wer will, kann einen der auf 100 Exemplare limitierten Drucke kaufen (490 Euro, Galerie Breckner, Tel. 0211/54221319).

„Warum zündet ein Künstler seine eigenen Werke an?“ fragten die Journalisten des Blattes den 85-Jährigen beim Besuch in Groton (US-Bundesstaat Massachusetts).

Symbol der Freiheit

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Für die ehemalige Zeche Rheinpreußen in Moers schuf Otto Piene diese 35 Meter hohe Grubenlampe. Er nannte sie „Das Geleucht“.

Bei Otto Piene dreht sich nahezu alles um das Thema Licht. Er erlebte als junger Mann während des Zweiten Weltkriegs die Verdunklung vor den Fliegerangriffen. Als das Licht nach Kriegsende wieder ohne Einschränkungen leuchten durfte, wurde es für Otto Piene zum Symbol der Freiheit. Die Magie des Lichtes hat ihn bis heute nicht losgelassen.

Bei seinen Feuerbildern trägt er dicke Lackschichten auf Papier auf. Dann entzündet er den Lack, lässt ihn brennen, sieht, wie er in der Hitze Blasen wirft und eigenwillige Strukturen auf das Papier brennt. Schließlich bläst Piene die Flamme aus. In diesem Moment entsteht das Kunstwerk.

Künstlergruppe ZERO

Otto Piene gehörte in der 1950er Jahren zu den Begründern der Künstlergruppe ZERO. Sie wollte nach dem Krieg in der Kunst bei null beginnen und sich so von allem distanzieren, was vorher war, insbesondere von der figürlichen Kunst der Nationalsozialisten. Die ZERO-Künstler experimentierten mit Feuer, Luft und Licht. Ihr Ziel war es, die Naturelemente ohne Umwege zur Geltung kommen zu lassen. Das war durchaus nicht ungefährlich. Die Männer arbeiteten in ihren Ateliers mit Schneidbrennern. Otto Piene zündete sogar Farbe aus Sprühdosen an.

Otto Piene stammt aus Bad Laasphe in der Nähe von Siegen. Er studierte Malerei, Kunsterziehung und später auch Philosophie. 1964 übernahm er eine Gastprofessur in den USA. Später wechselte er an das berühmte Massachusetts Institut of Technology (MIT).

„Zusammen sehen wir alles“

Piene ist in zweiter Ehe mit Elizabeth Goldring verheiratet. Sie ist Künstlerin, Dichterin und Wissenschaftlerin. Derzeit arbeitet sie zusammen mit ihrem Mann an einem Buch über ihre Farm in Groton. „Meine Frau schreibt, und ich mach das Visuelle“, berichtet Piene. Die Sehkraft seiner Frau ist seit einer Diabetes-Erkrankung in jungen Jahren stark eingeschränkt. Zusammen aber meistern sie aber ihr Leben. „An manchen Tagen denken Otto und ich: Zusammen sehen wir alles“, sagt Elizabeth Goldring-Piene.

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