Platte Füße

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Alle folgen Bettina Pelz. Beim technischen Rundgang mit der LichtRouten-Kuratorin gab’s noch wichtige Informationen.

von Wolfgang Teipel

Lüdenscheid steht seit Tagen ganz im Zeichen der LichtRouten 2013. Das Internationale Forum für Licht in Kunst und Design beginnt am 27. September.

Eine Meute von 45 Frauen und Männern hetzt durch die Stadt, angeführt von Bettina Pelz. Die quirlige Frau hat zusammen mit Tom Groll die künstlerische Leitung der Veranstaltung übernommen. Sie will ganz sicher sein, dass ihr Assistenten-Team dem Publikum die Installationen im besten Licht zeigen kann. Und so folgt ihr die Truppe auf einer über dreistündigen Tour an alle Orte der diesjährigen LichtRouten.

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Die Assistenten treffen den österreichischen Lichtkünstler Klaus Obermaier (links).

„Hier könnt ihr nur mit kleinen Gruppen rein“, heißt am bei Amy Youngs im Pavillon an der Bahnhofsallee. Tatsächlich. Vor der Glaskugel mit der Grillen-Gemeinschaft entsteht sofort ein ziemliches Gedränge. Das sollte man dem Publikum nicht zumuten. An Robert Sochackis Installationen am Wiedenhof ist größte Vorsicht geboten. Am besten ist sie vom Parkplatz der Polizei aus sehen. Hier stehen auch die Projektoren.

Auf Einsatzgebiet

„Ihr befindet Euch mit den Gästen auf Einsatzgebiet. Wenn die Polizei raus muss, müsst ihr blitzschnell zur Seite rücken. Erklärt das den Besuchern“, sagt Bettina Pelz. Ihre Appelle, hier wie an anderen LichtRouten-Orten verhallen nicht ungehört. Eifrig machen sich die Frauen und Männer Notizen.

Treffen mit Künstlern

Auf dem Weg zum ehemaligen Kino in der Oberstadt ein zufälliges Treffen. Klaus Obermaier und Max Sudhues kommen der Gruppe entgegen. Beide gehören zu den ausstellenden Künstlern und haben vor Tagen in Lüdenscheid ihr Quartier aufgeschlagen. „Das ist Euer Team“, preist Bettina Pelz die Assistenten an. Später trifft die Gruppe die beiden Männer an der Knapper Schule beziehungsweise in der Damrosch-Halle wieder.

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Die LichtRouten sind ungeheuer vielfältig. Hier ein Beitrag von Jürgen Albrecht.

Der technische Rundgang versorgt die Assistenten mit letzten wichtigen Informationen. Zugleich erhalten sie vor Ort einen persönlichen Eindruck von den Künstlern und staunen darüber, wie vielfältig das Angebot der LichtRouten 2013 ist.

„Jetzt habe ich platte Füße“, sagt Sebastian, nachdem die Gruppe die Info-Zentrale der LichtRouten im ehemaligen Post-Gebäude am Rathausplatz wieder erreicht hat. Es folgt eine kurze Fragerunde. Wo kann noch etwas verbessert werden? Danach gibt Bettina Pelz die Losung für den Rest-Abend aus. „‚Füße hoch“.

Die Abende werden lang

Wer will, kann aber noch auf ein Bier mit ins Lönneberga an der Hochstraße kommen. Hier treffen sich die Künstler mit den Kuratoren Bettina Pelz und Tom Groll zu einer lockeren Runde. Fragende Blicke. „Soll ich wirklich?“ „Klar“, sagt die Kuratorin. „Dann kommt ihr in den richtigen Rhythmus für die nächsten Tage.“ Das stimmt. Die LichtRouten-Abende werden für alle Beteiligten lang.

Lecker Lüdenscheid

LR 2013 Gastronomen

Zum Auftakt ihrer LichtRouten-Beteiligung trafen sich die Lüdenscheider Gastronomen mit Gabi Püttmann vom LichtRouten-team auf dem Rathausplatz. Foto: lsm

von Wolfgang Teipel

Die Lüdenscheider Gastronomie freut sich auf die LichtRouten. Sie hat sich auf das am 27. September beginnende Internationale Forum für Licht in Kunst und Design vorbereitet. Ganz entscheidend für alle Besucher: 17 Unternehmen passen ihre Öffnungszeiten an die Veranstaltung an. Das heißt: Sie werden an den Werktagen bis 23 Uhr und an den Wochenenden bis 24 Uhr für ihre Gäste da sein.

Spezielle Angebote

„Alle sind begeistert von der Veranstaltung“, berichtet Gabi Püttmann vom LichtRouten-Team. Sie hat die Kontakte zur Gastronomie geknüpft und dabei erfahren, dass einige Unternehmen sogar spezielle Angebote entwickelt haben. So hat das Eis-Café Smeraldo seinen coolen Köstlichkeiten eine „LichtRouten-Edition“ hinzugefügt. Im Café Extrablatt können Gäste einen Lichtdrink bestellen.

Mit von der Partie sind:

Anno 1900: Humboldtstr. 32
Café Extrablatt: Rathausplatz 2
Café der Phänomenta: Gustav-Adolf-Straße 9-11
Café Zuccaba: Sternplatz 1
Capello D‘Oro: Altenaer Straße 3
Dahlmann: Grabenstraße 18
Eiscafé Laguna: Forum am Sternplatz

Eiscafé Smeraldo: Rathausplatz 2
Friedrichshof: Friedrichstraße 31
Hulda am Markt: Rathausplatz 1
Kaffee Klatsch: Rathausplatz 4
Kaffeekultur: Kulturfabrik Wilhelm Berg, Altenaer Straße 23
Papageno: Rathausplatz (Mobiler Stand)
Reidemeister: Werdohler Str. 1
Schwerdt Lotto: Sternplatz 2
Schwejk: Kirchplatz 1
Tableau grand gourmet: Rathausplatz 4 (Mobiler Stand in dem Post-Gebäude)

Auf LichtRouten-Karten sind diese mit “G” gekennzeichnet.

Grillen zirpen am Bahnhof

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So ähnlich wird die künstliche Welt aussehen,die Amy Youngs für die Grillen schafft.

Das wird spannend. Die Amerikanerin Amy Youngs zeigt bei den LichtRouten vom 27. September bis 6. Oktober  in der ehemaligen Ladenzeile am Bahnhof eine Variation ihres „Encounters of a Domestic Nature“. Bringt sie die Grillen mit? Wer kümmert sich außerhalb der Öffnungszeiten des internationalen Forums für Licht in Kunst und Design um die Insekten? Was werden sie fressen? Wer besorgt die Nahrung für die Gryllidae (lateinische Bezeichnung)? Die Beantwortung dieser Fragen ist nahezu so spannend, wie die Installationen der Amerikanerin.                                                                                                                                                            

Produktive Kreisläufe

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Amy Youngs‘ Grillen zirpen am Bahnhof.

Amy Youngs’ Werke sind ästhetisch-technische Versuchsanordnungen. Zu ihren Materialien gehören Alltagsgegenstände, Pflanzen und Tiere, mechanische Wirkmechanismen und kinetische Bezüge. Für manche Arbeiten entwickelt sie Schnittstellen zwischen analogen und digitalen Materialien und Medien. Es entstehen selbstreferentielle Systeme und produktive Kreisläufe, die sie in Skulpturen und Installationen zeigt.

Nur die Männchen zirpen

Die LichtRouten-Installation ist eine Variation des „Holodecks für Grillen“, die Amy Youngs schon 2005 realisierte – kleine künstliche Landschaften mit digital simulierter Natur. Die Grillen, die sie bewohnen, können die Landschaftsbilder aktivieren, wenn sie zirpen. Übrigens wohnen in den künstlichen Landschaften nur männliche Grillen. Nur sie sind nämlich aufgrund ihrer besonderen Strukturen auf den Flügeln fähig zu zirpen. Für die Lüdenscheider Variante können die Besucher/innen vor eine Kamera in einer „Blue Box“ treten und Teil einer Live-Dokumentation vom „Holodeck für Grillen“ werden.

Konflikte zwischen Natur und Kultur

Amy Youngs untersucht in ihren Collagen von synthetischen, natürlichen, tierischen und menschlichen Materialien das konfliktreiche Verhältnis, das die Kultur zur Natur entwickelt hat. „Mein persönlicher Ausgangspunkt war ein neunjähriges Experiment, in dem ich eine spezielle Art von Bühnenkaninchen züchtete“, berichtet Amy Youngs. Sie ging der Obsession eines „perfekten Kaninchens“ nach und hatte das Gefühl, dass sie die natürliche Welt tatsächlich verändern könnte. „Es war ein sehr starkes Gefühl; und dennoch, die Tatsache, dass ich diese Kaninchen nach einer menschlichen Idee veränderte, war zugleich beunruhigend. Teil der selektiven Zucht ist auch die „Nicht-Auswahl“ vieler Tiere. „Vor vielen Jahren gab ich diese Kaninchenzucht auf, aber mein Interesse, einen idealen Naturzustand durch technische Kontrolle erlebbar zu machen, ist geblieben.“

Amy Youngs‘ Arbeit bezieht die Betrachter/innen auf visueller, taktiler und auditiver Ebene mit ein, um einen Dialog über die Beziehung von Technologie, dem sich verändernden Naturbegriff und dem Menschen selbst zu initiieren. „Dass Technologie gleichzeitig ruinieren und offenbaren, neu erfinden und reparieren kann, ist das Paradoxon, um das meine Arbeit kreist.” In der künstlichen Welt für die Grillen wird dieser Widerspruch erlebbar.

Aktuelle Informationen zum Internationalen Forum für Kunst und Design gibt es auch auf der Facebook-Fansite der Lichtrouten.

 

Was geht App?

App

Von Florian Hesse

Angekündigt ist sie schon lange, die ersten LichtRouten-Fans haben sie längst auf Tablet und/oder Smartphone. Kuratorin Bettina Pelz behagt das gar nicht. Denn: Die LichtRouten-App wird noch optimiert. Rechtzeitig zum Lichtfest werde alles fertig sein, verspricht sie. Wer sie jetzt lade, müsse sie unter Umständen löschen und neu installieren.

Lichtstadt-luedenscheid.de hat sich den Erlkönig natürlich trotzdem abgegriffen. Testmöglichkeiten waren iPhone4, Google Nexus7 und iPad. Letzteres findet im Store noch keine Downloadquelle, aber die anderen funktionieren. Und wie!

Am Start war bei der Entwicklung das Entwickler-Team U-Approach B.V., das für das Festival GLOW in Eindhoven das Helferlein gebaut hat. „Wir wollten hier noch einen draufsetzen“, sagt Bettina Pelz. Das hat der App dann auch glatt einen GPS-Navigator für die Lüdenscheider Innenstadt beschert mit allen Attraktionen und Installationen.

QR-Code lichtrouten homepage

QR-Codes wie dieser ermöglichen schnelle und gezielte Information. Sie führen direkt auf eine Internetseite wie in diesem Fall auf www.lichtrouten.de.

 

Das wichtigste Werkzeug dürfte allerdings auf der Startseite ganz oben stehen. „MEHR INFO zu den Installationen“ führt zu jeder Licht-Arbeit mit entsprechenden Erläuterungen samt Standort, was die Orientierung vorab und die ganz persönliche Routenplanung einfacher machen dürfte. Denn 20 Mal Lichtkunst an einem Abend – das ist wohl ein bisschen viel selbst für Hartgesottene.

Zumal es zu allen Arbeiten einiges zu sagen gibt. Das machen direkt an den Standorten QR-Codes, die man – hätten Sie’s gedacht? – ebenfalls mit der App auslesen kann.

Übrigens: Wer von außerhalb kommt, den Lichtblog lichtstadt-luedenscheid.de nicht gelesen hat oder nicht auf der Facebook-Fanseite der LichtRouten unterwegs war, findet immer noch Hilfe, wenn sein Handy schon einen QR-Code-Scanner hat. Entsprechende Codes führen zur Download-Möglichkeit für die App.

Weiter geht’s mit einem direkten Zugang zu Tweeds in Sachen Lichtstadt, einer Top-Ten der Installationen und einem Link zu News aus dem LichtRouten-Team.

Ganz am Ende wird es praktisch und pragmatisch. Wer auf den Balken „Über Lichtrouten“ tippt, kriegt ein bisschen Bleisatz um die Ohren. Aber Öffnungszeiten, Kontakt, Übersicht und Telefonnummern sind an sich ja nichts Schlechtes…

Übrigens: Das Ganze gibt’s kostenfrei für iOS und Android.

Aktuelles wie immer unter www.lichtrouten.de und auf der Facebook-Fanseite.
Ganz altmodisch gibt’s hier aber auch eine Übersicht als pdf-Datei zum Ausdruck.

 

 

 

 

Kunst der leisen Töne

 

Duo Atsara

Roland Devocelle und Audrey Rocher bilden das Duo Atsara, Bradford Catler (r.) bespielt die Planeten-Installation von Jakob Mattner. Foto: Florian Hesse

Von Florian Hesse

„Das musikalische Programm zu den LichtRouten-Installationen“ – das Thema dieser Einladung lässt den termingestählten, allerdings auch kenntnisfreien Berichterstatter zunächst schaudern. Auf der Netzhaut erscheint bei geschlossenem Auge bereits die unvermeidliche Marching-Band – diesmal vielleicht mit Taschenlampen? Aber keine Angst: Musik und Lichtkunst gehen gut zusammen. Zudem ist es eine Premiere in der LichtRouten-Geschichte, wie Kuratorin Bettina Pelz sagt, die im Pressegespräch mit dem Lichtkunst-Blog drei Künstler an zwei Standorten vorstellen kann.

Das Duo Atsara mit Audrey Rocher und Roland Devocelle kommt aus Südwestfrankreich und produziert in der Damrosch-Halle auf dem Bahnhofsgelände „Töne, die sich im Raum bewegen“. Die Geräusche und Töne, die die Franzosen auf Posaune und Klarinette produzieren, haben mit Blasmusik nichts zu tun und bewegen sich an der Grenze der Hörbarkeit. Ein Gluckern, Klopfen und Zwitschern ist zu hören, Devocelle erzeugt u. a. das schöne Geräusch eines Harley-Motor, den man in der Ferne nur ahnt. Diese Klänge in der Installation „einer Wolke aus Lichtflocken“ nimmt jeder Besucher anders wahr. Zusätzliche Lautsprecher transportieren die Töne des Duos unterschiedlich stark in die frühere Halle der Holzhandlung.

Einen anderen Ansatz verfolgt Bradford Catler, der sich mit Jakob Mattner dessen ältere, für die LichtRouten überarbeitete Installation in den Räumen der Kulturfabrik Berg (Altenaer Straße 23, hinter Fitness Gym) „teilt“. Der gebürtige Amerikaner, der zurzeit in Deutschland lebt und arbeitet, greift mit seiner Komposition Mattners Planeten-Darstellung auf. Multiple melodische Phrasen haben darin ihren eigenen rhythmischen Zyklus und laufen zeitversetzt. Jede der Phrasen besteht dabei aus einem komponierten und einem improvisierten Teil. „Wir freuen uns auf den Sound. Das haben wir in dieser Form noch nicht gehabt“, kündigt die Kuratorin die Klangereignisse an.

Während die Beiträge des Duos Atsara jeweils um 20.30 zu sehen und zu hören sind, wiederholt sich Catler’s Projekt vier Mal im Halbstunden-Turnus ab 20 Uhr.

Aktuelles zu den LichtRouten findet sich wie immer auf der Facebook-Fanseite des Festivals

 

Lichter der Besinnung

 

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Bei den Lichtern der Besinnung bieten die Kirchen einen Ort der Stille.

Die Evangelische Allianz sowie St. Jospeh und Medardus bieten ein umfassendes Programm zu den LichtRouten 2013. „Wir freuen uns, dass die evangelischen Kirchengemeinden, die Friedenskirche, die Freie Evangelische Gemeinde, das Blaue Kreuz und die katholische Kirchengemeinde St. Joseph und Medardus an dem gemeinsamen Angebot der Kirchen zu den Lichtrouten beteiligt sind“, so Bärbel Wilde, Vorsitzende der evangelischen Allianz in Lüdenscheid. Unter der Federführung der evangelischen Allianz ist ein abwechslungsreiches Programm mit Vorträgen, Konzerten, Jugendaktionen und vielem mehr zustande gekommen.

Musik von „joyfull spirit“

Pünktlich zum Start der Lichtrouten beginnt am Freitag, 27. September, um 19.30 Uhr auch der Impulsabend mit Hanspeter Wolfsberger in der Freien Evangelischen Gemeinde an der Börsenstraße. Der ehemalige Direktor der Liebenzellermission spricht zum Thema „Was wirklich wichtig ist im Leben“. Für Musik sorgen „joyful spirit“.

„Mir geht ein Licht auf“ heißt es am Samstag, 28. September, um 17 Uhr beim Monatsschlussgottesdienst in der Christuskirche. Am selben Tag um 19.30 Uhr findet außerdem ein Konzert mit der Band „2B“ in der Auferstehungskirche statt.

Feuerschale und Stockbrot

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Bärbel Wilde (Mitte) stellt gemeinsam mit den Mitgliedern der evangelischen Allianz und Lichtrouten-Kurator Tom Groll (hinten Mitte) das Programm der Kirchen zu den Lichtrouten vor.

Während der beiden Lichtrouten-Wochenenden am 27. und 28. September sowie vom 4. bis zum 6. Oktober laden die Christuskirche, die Freie Evangelische Gemeinde und St. Joseph und Medardus im Rahmen der überkonfessionellen Arbeit „Gemeinsame Wege“ immer von 19 bis 22 Uhr zu den offenen Kirchen ein. Bei den Lichtern der Besinnung bieten die Kirchen einen Ort der Stille. Die Erlöserkirche beteiligt sich am 29. September, am 4. und 6. Oktober an den offenen Kirchen. Auf dem Kirchplatz sind zu dieser Zeit Feuerschale und Stockbrot im Angebot. Am Samstag, 5. Oktober, um 19.30 Uhr gibt es in der Erlöserkirche einen besonderen Leckerbissen: ein Klavierabend bei Kerzenschein mit Kantor Dimitrie Grigoriev.

 

„Das Jugendding“ startet am Mittwoch, 2. Oktober, um 19.30 Uhr ebenfalls in der Erlöserkirche. Im Anschluss ist eine Lightpainting-Aktion der Jugendlichen an verschiedenen Stationen geplant, bei dem sie per Langzeitbelichtung auf Fotografien mit Licht malen. So ist das Thema Licht über den gesamten Zeitraum der Lichtrouten vom 27. September bis 6. Oktober im Veranstaltungsprogramm der Kirchen präsent.                                                                             (lsm)

 

LichtRouten werden lebendig

Gothaer Haus

Hans Moskob beobachtete mit seiner Kamera den Probelauf im Innenhof des Gothaer Hauses.

von Wolfgang Teipel

Wenn es dunkel wird in Lüdenscheid, werden die LichtRouten lebendig. Die ersten Tests vor der Eröffnung des Internationalen Forums für Licht in Kunst und Design vom 27. September bis 6. Oktober laufen. www.lichtstadt-luedenscheid.de zeigt exklusiv ein Bild vom Probelauf aus dem Innenhof des Gothaer Hauses. Am Freitagabend beobachtete Hans Moskob aus seiner Wohnung an der Knapper Straße, wie die ersten Arbeiten des Künstlers Quayola über die Wand des Gebäudes flimmerten. Das Foto stellte er www.lichtstadt-luedenscheid.de zur Verfügung. Auch an der Stirnseite des Hochschulgebäudes an der Bahnhofsallee wurde eifrig geprobt. Und auf dem Parkplatz des Kunststoff-Institutes und in der Post war das LichtRouten-Team ebenfalls unterwegs.

Quayola

Quayola wurde 1982 in Rom geboren. Er lebt und arbeitet in London.

Davide Quayola, der unter dem Markenzeichen Quayola firmiert, wird die LichtRouten-Besucher im Innenhof des Gothaer Hauses mit einer Arbeit überraschen, bei der die Grenzen zwischen Film, Design und Kunst zerfließen. Fotografie, Film, Software-Programmierung, audiovisuelle Performances und interdisziplinäre Arbeitsformen sind Teil seiner künstlerischen Praxis.

„Strata“-Serie

Beispielhaft sind die Projektionen der “Strata”-Serie. Ausschnitte aus dieser Serie wurden eigens für die LichtRouten in Lüdenscheid zusammengestellt.  Quayola zerlegt Kunst- und Architekturwerke, beispielsweise Kirchenfenster, in geometrische Formen. Es entstehen geometrische Ensembles, vergleichbar dem Kubismus.

So überträgt Quayola die Logik des Blicks und es entstehen zwei- oder dreidimensionale, digitale Zeichnungen und bewegte Visualisierungen, die den analogen Bild- oder Architekturaufbau als dynamisches Formgefüge wiedergeben. In videobasierten Collagen inszeniert er den Übergang von der analogen in die digitale Dimension als einen Prozess, in dem einander scheinbar wesensfremde Realitäten miteinander verwoben werden.

Besondere Form des Mapping

Es handelt sich um eine besondere Art des Mapping (Überformung), bei dem die gemappten Bilder losgelöst vom Herkunftsort zu einer eigenständigen Form werden. Damit arbeitet Quayola so ganz anders als beispielsweise Klaus Obermaier oder Refik Anadol. Bei ihnen verschmelzen digital verfremdete Fassaden mit den realen Gebäuden.

 

 

Onkel Willi riesengroß

Onkel Willi

Auch dieses Bild von Claudia Ackermann wird während der Aktion „Paint Your City“ zu sehen sein.

von Wolfgang Teipel

„Die Kunst der Projektion“ – auch  Onkel Willi und Felix, eins der Lüdenscheider Wahrzeichen, werden sie erleben. Die Kiersper Malerin Claudia Ackermann hat ein Gemälde für die Aktion „Paint Your City“ eingereicht. Sie nennt es „Onkel Willi“ und zeigt einen Teil der von Waldemar Wien geschaffenen Skulptur. Die Bronzestatue steht seit 1978 vor der Gaststätte „Hulda am Markt“, exakt auf dem Platz, der bis 1938 dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal vorbehalten war.

Riesige Bilder

Für die Aktion „Paint Your City“ können Lüdenscheider und Menschen aus der Region Bilder, Zeichnungen und auch Videoclips einreichen. Sie werden während der LichtRouten vom 27. September bis 6. Oktober (Motto „Die Kunst der Projektion“) auf die Stirnseite der Fachhochschule an der Bahnhofsallee projiziert. Immerhin in einer Größe von 9 x 12 Metern. Onkel Willi riesengroß.

Claudia Ackermann

Die Kiersper Malerin Claudia Ackermann.

Der aus Dortmund stammende Bildhauer Waldemar Wien hat an vielen Plätzen in Lüdenscheid und in der Region seine Spuren hinterlassen. Dass Onkel Willi mit Hut, Zigarre und Hund Felix seinen Platz vor Hulda am Markt  einnehmen konnte, ist Spenden der Stadtwerke Lüdenscheid sowie den Unternehmen Erco und Rothmann Immobilien zu verdanken.

Claudia Ackermann hat eine besondere Beziehung zu Onkel Willi. Ihr Onkel Willi stand in Wiens Kiersper Atelier Modell für den Mantel. Vorlage für die Skulptur war ein ehemaliger Prokurist des Kiersper Chemie-Unternehmens Kuhbier. Auch er hieß witziger Weise Willi.

Ruhm als Freiheitskämpfer

Onkel Willi wurde nicht nur zu einem der Lüdenscheider Wahrzeichen. Er erlangte ebenfalls einen gewissen Ruhm als Freiheitskämpfer. In der Diskussion um den NATO-Doppelbeschluss, der vorsah, ab 1983 auch in Deutschland Pershing-Raketen zu stationieren, pappte die Lüdenscheider Friedensgruppe Onkel Willi ein Protestplakat auf den Bauch. „Der Hund und auch der Opa woll’n Frieden in Europa“, texteten damals die Protestler. 2007 erschien dann Onkel Willi mit dem Banner auf dem Titelblatt der Zeitschrift „Wissenschaft & Frieden“.

Wer sich an der Aktion „Paint Your City“ beteiligen möchte, kann Bilder, Zeichnungen oder Videoclips einreichen, die zeigen, was ihn mit Lüdenscheid verbindet.

Per E-Mail: denkfabrik@lichtrouten.de
Per Post: Koordinierungsbüro der LichtRouten c/o Lüdenscheider Stadtmarketinggesellschaft, Mathildenstraße 20, 58507 Lüdenscheid
Persönlich: Koordinierungsbüro der LichtRouten c/o Lüdenscheider Stadtmarketinggesellschaft, Lutherstraße 9, 58507 Lüdenscheid. Öffnungszeiten: Mo-Do 9.00 bis 17.00 Uhr und Fr. 9.00 bis 15 Uhr, Tel. 02351/ 1064-234

Weitere Informationen zu den LichtRouten 2013 sind auch auf der Fan-Seite der Veranstaltung zu finden:

Drei Wörter sorgen für Aufsehen

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Ein Vorgeschmack auf die Installation am Allen-Haus. Foto: Wolfgang Teipel

von Wolfgang Teipel

Ein einziges Wort sorgte in Jerusalem für großes Aufsehen. Detlef Hartung und Georg Trenz projizierten in Englisch, Hebräisch und Arabisch „Light“ auf die alte Stadtmauer von Jerusalem. Rund 300 000 Besucher sahen vom 5. bis 13. Juni 2013 das Lichtspektakel auf dem historischen Gemäuer. In Lüdenscheid haben die beiden Lichtdesigner ein hochmodernes Gebäude für ihre Installation ausgewählt. Sie spielen mit dem 2009 fertiggestellten „Allen-Haus“ am Sternplatz.

Und das gleich im doppelten Wortsinne. „Spiel Raum Stadt“ – diese drei Begriffe werden in ungezählte Variationen über die Fassaden des weißen Würfels flimmern und zum Gedankenspiel über das haus und seine Umgebung anregen. Dazu kommt eine Besonderheit: Bei den LichtRouten 2013 vom 27. September bis zum 6. Oktober präsentierten Hartung und Trenz ihre erste Farbarbeit.

Visuelle Poesie

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Die Arbeit „Light“ auf der historischen Stadtmauer von Jerusalem.

Beide sind inspiriert von der visuellen Poesie des Hörfunkautors Ferdinand Kriwet. Er überraschte in den 1960er Jahren das Publikum mit seinen „Sehtexten“. Hartung und Trenz arbeiten seit 1998 mit Text und Licht. Wie bei „Light“ in Jerusalem, wo sich die ständig wandelende Schrifttextur mit der faszinierenden Struktur der alten Stadtmauer vermischten, so wird die Fassade des Allen-Hauses  mit den leuchtenden Begriffen „Stadt Spiel Raum“ eine strahlende Einheit bilden. Hartung und Trenz regen so zum Nachdenken über die Lesbarkeit der Dinge und über das Licht als ihre Grundvoraussetzung an.

Interpretation von Wahrnehmung

„Seit nahezu 20 Jahren beschäftigen wir uns mit dem Verhältnis von Wort und Bild, den beiden wichtigsten visuellen Möglichkeiten, Wahrnehmung zu interpretieren und zu archivieren“, heißt es auf ihrer Homepage. Ort und Licht bilden bei Hartung und Trenz immer eine Einheit. Ein Beispiel: Ende Juni projizierten sie die Worte „Ave Maria“ in den Altarraum der Kirche des Klosters Fürstenfeld.

Hoher technischer Aufwand

Die beiden Lichtdesigner arbeiten mit hohem technischen Aufwand. Für ihre erste Installation verwendeten sie im Jahr 1998 immerhin 62 Dia-Projektoren. In Jerusalem verzauberten sie das Publikum mit einer Vier-Kanal-Videoinstallation, vier LED-Projektoren und vier Mediaplayern.

Mit ihrer Arbeit am „Allen-Haus“, benannt nach dem irischen Investor Burt Allen,  erfüllen Hartung und Trenz ein wesentliches Merkmal der diesjährigen Lichtrouten. Noch nie zuvor in der zehnjährigen Geschichte des internationalen Forums für Licht in Kunst und Design gab es ein so hohes Maß an Arbeiten, die eigens für die LichtRouten entwickelt worden sind oder so nur in Lüdenscheid zu sehen sein werden.

Führungen mit viel Herzblut

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Die LichtRouten-Assistenzen sind an allen Tagen dabei. Sie haben jede Menge Informationen im Gepäck.

Sie kennen sich aus mit den Installationen und Künstlern der Lichtrouten 2013. Seit Monaten bereitet sich das Team der Assistenzen mit viel Engagement auf seine Aufgaben als Standortbegleiter und Gästeführer vor. Dem Aufruf der Lichtrouten-Veranstalter waren wieder viele Lichtrouten-Enthusiasten aus Lüdenscheid und Umgebung gefolgt. Rund 50 Frauen und Männer gehören inzwischen dazu und werden während der Lichtrouten im Einsatz sein, teilt das Organisationsbüro der LichtRouten 2013 mit.

Festival größer als je zuvor

Seit Monaten setzen sie sich unter Anleitung von Kuratorin Bettina Pelz mit den Künstlern, den Installationen, der Geschichte des Festivals und der Lichtkunst auseinander. In diesem Jahr ist das Lernpensum besonders hoch, da die Lichtrouten 2013 mit ihren 20 Installationen von internationalen Lichtkünstlern und Designern einen größeren Parcours durch die Innenstadt Lüdenscheids bieten als je zuvor. „In den vergangenen Jahren haben wir sehr gute Erfahrungen mit den Assistenzen gemacht. Sie haben den Gästen mit viel Herzblut und Engagement die Lichtinstallationen nahe gebracht. Ich bin überzeugt, dass es auch in diesem Jahr wieder so sein wird“, so Jörg Marré, Geschäftsführer des Lüdenscheider Stadtmarketings. Die Gäste der Lichtrouten können sich in jeden Fall schon auf viele Hintergrundinformationen an den Standorten und abwechslungsreiche Führungen zu den Lichtrouten freuen.

Viele Hotels schon ausgebucht

Die Lichtrouten 2013 in Lüdenscheid erfreuen sich schon jetzt, neun Tage vor Beginn der Veranstaltung, sehr großer Beliebtheit. Das spiegelt sich unter anderem in den Buchungen der Hotels wider. Alle Hotels in direkter Umgebung des diesjährigen Ausstellungsparcours sind am Eröffnungswochenende restlos ausgebucht. Dort haben sich nicht nur zahlreiche Künstler und Techniker einquartiert, auch viele Fachjournalisten und Gäste logieren zwischen dem 27. September und dem 6. Oktober dort. Für Besucher, die noch einen Kurzurlaub zu den Lichtrouten Lüdenscheid planen, ist aber noch nicht zu spät. In Hotels, die nur wenige Kilometer vom Veranstaltungsgebiet der Lichtrouten entfernt liegen, gibt es noch freie Zimmer.

Bei der Suche nach Unterkünften kann folgender Link hilfreich sein: http://www.tourismus.meinestadt.de/luedenscheid/hotel