Bei Tom Groll wird der Fernsprecher zum Lichtsprecher

Tom Groll

Der Fernsprecher wird zum Lichtsprecher: Tom Groll fotografiert seine Installation in der Phänomenta. Foto: Wolfgang Teipel

Lüdenscheid. Schon bei den Lichtrouten 2004 war Phänomenta-Leiter Johannes Pöpping von den „Talking Lights“ fasziniert. Damals standen die leuchtenden Telefonzellen des Lüdenscheider Lichtkünstlers Tom Groll während des Internationalen Lichtfestivals im Lüdenscheider Rosengarten. Seit Mittwoch (23. März) kann er sich die „Talking Lights“ jeden Tag anschauen. Sie sind jetzt fester Bestandteil der ständigen Sammlung des Wissenschaftszentrums.

Funktioniert: Dr. Johannes Pöpping und Tom Groll machen den Test. Foto: Wolfgang Teipel

Funktioniert: Dr. Johannes Pöpping und Tom Groll machen den Test. Foto: Wolfgang Teipel

Angesiedelt sind die leuchtenden Telefonzellen im dunkleren Teil der Phänomenta. In diesem Bereich befinden sich eine Reihe weiterer Licht-Exponate. Das passt. „Hier geht es an vielen Stellen um Frequenzen und Licht“, sagte Johannes Pöpping bei der offiziellen Übergabe der „Talking Lights“ durch Tom Groll.

Aufforderungscharakter

Die neuen Ausstellungsstücke besäßen, so Johannes Pöpping, „einen starken Aufforderungscharakter“. Kinder wurden am belebten Mittwochvormittag gleich von den beiden Fernsprechstellen angezogen. Der Clou von Grolls Lichtkunstwerk: Das gesprochene Wort wird in Licht umgewandelt. Bei Telefonaten zwischen der blauen und der roten Zelle werden Sprachfrequenzen und Lautstärke in Licht umgewandelt und leuchten während des Gesprächs innerhalb des blauen beziehungsweise roten Lichtspektrums. „So wird der Fernsprecher zum Lichtsprecher“, sagt Tom Groll. Die Idee und ihre Umsetzung haben schon Besucher großer Festivals wie der „Glow“ in Eindhoven, der „Fete de Lumière“ in Genf und des Lichtkunstzentrums in Unna fasziniert. Jetzt können Besucher der Phänomenta das rot-blaue Lichterspiel dauerhaft in Lüdenscheid in Gang setzen.

Ausgeklügeltes Computerprogramm

Hoher Aufforderungscharakter: Im Nu stürmten Kinder die Lichtsprecher. Foto: Wolfgang Teipel

Hoher Aufforderungscharakter: Im Nu stürmten Kinder die Lichtsprecher. Foto: Wolfgang Teipel

Tom Groll hat in die Zellen mit ihren silbern glänzenden amtliche Fernsprecher eingebaut. Wählt der Besucher 11 (für blau) oder 12 (für rot) setzen die Anrufer und ein ausgeklügeltes Computerprogramm das Farbenspiel in Bewegung. „Klangqualitäten werden in Bildqualitäten übersetzt“, erläutert Tom Groll, „indem sich analog zu Sprachfrequenz und Lautstärke Lichtfarbe und Intensität verändern. In der Transformation werden die verbalen Inhalte abgestreift, der Fernsprecher wird zum Lichtsprecher.“ So entstehe im spielerischen Erproben neues Lichtbildmaterial, das selbst zum Inhalt von Kommunikation werde.

Weitersehen über das Vertraute hinaus

Dynamische Systeme, die das Weitersehen über das Vertraute hinaus ermöglichen, sind eine Spezialität des Multimediakünstlers Tom Groll. Mit technischen Materialien aus der Industrieproduktion konzipiert er Versuchsanordnungen, die nicht linearen Steuerungen unterliegen und Entdeckungen ermöglichen.

Tom Groll beschäftigt sich seit 1999 mit Licht. 1964 in Werdohl geboren, absolvierte er zunächst eine Schreinerlehre. Im Anschluss studierte er visuelle Kommunikation und Düsseldorf und an der Kunsthochschule für Medien in Köln. 1995 erlangte er den Diplomabschluss im Bereich Multimedia bei Professor Dieter Glasmacher und Professor Dr. Reiner Nachtwey. Tom Groll war Stipendiat der Märkischen Kulturkonferenz und ist bei zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland vertreten. Zuletzt zeigte er auf der „Luminale“ in Frankfurt seine Installation „Scheinbares“. In Lüdenscheid kuratiert er zusammen mit Bettina Catler-Pelz das Lichtkunstfestival „Lichtrouten“.

Öffnungszeiten: Die Phänomenta ist von montags bis freitags in der Zeit von 9 bis 17 Uhr geöffnet, samstags und an Sonn- und Feiertagen in der Zeit von 11 bis 18 Uhr (Karfreitag geschlossen). Erwachsene zahlen elf Euro Eintritt, Kinder von sechs bis 16 Jahre acht und Kinder von drei bis fünf Jahre drei Euro. Die neue Adresse lautet Phänomenta-Weg 1 (bisher Gustav-Adolf-Straße 9-11).

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