Ein kleines Wunder aus Klebeband

Numen/For Use

Raumschiff, Spinnenetz und von Innen eine Höhle: Die Installation von „Numen/For Use“ im Loher Wäldchen ist begehbar. Foto: Wolfgang Teipel

Von Weitem sieht es aus, als ob ein bizarr geformtes Raumschiff im Loher Wäldchen gelandet sei. Kommt man näher, erweckt das Gebilde den Eindruck eines riesigen Spinnennetzes. Gesponnen hat das Team von „Numen/For Use“ allerdings nicht. Es wurde getaped was das Zeug hält. Rund 30 Kilometer handelsübliches Klebeband haben die Frauen und Männer zwischen den alten Bäumen verspannt – geschätzte 1200 Rollen. Rund eine Woche nahmen sie dabei abenteuerliche Haltungen und hohen Leitern ein. Ein Knochenjob. Er hat sich gelohnt.

Die Besucher nähern sich der LichtRouten-Installation meist staunend. Sie betasten das Gebilde. Ist es wirklich Klebeband? Kann man hineinklettern? Hält das auch?

Die Besucher können die verzweigte Höhle selbst erforschen. Foto: Wolfgang Teipel

Einstieg ohne Schuhe

Es ist Klebeband, es hält und man darf auch hinein. Allerdings nur ohne Schuhe. Wer die Leiter zum Einstieg hinaufklettert und loskrabbelt, hat das Gefühl, sich in einer weit verzweigten Eishöhle zu bewegen. Die Kinder lieben das. Die Erwachsenen auch, zumeist zögern sie aber ein wenig, bevor sie sich einen Ruck geben und das „Numen/For Use“-Reich bei den Lüdenscheider LichtRouten 2018 betreten. Klettern sie schließlich wieder heraus, sind sie fasziniert von den Effekten und entdecken plötzlich auch, welche Lichtspiele die Installation auf den Waldboden zaubert.

Großer Effekt mit einfachen Mitteln

Interaktive Kunst – das wünschen sich die Kuratoren Bettina Pelz und Tom Groll für die LichtRouten. Hier wurde sie in die Tat umgesetzt – mit einfachen Mitteln aber hohem planerischen und körperlichen Aufwand.

Europäisches Trio

Die ursprüngliche Idee des Design-Kollektivs „Numen/For Use“ für die Installation entstand bei einem Set-Design-Konzept für eine Tanzperformance, bei der sich die Form aus der Bewegung der Tänzer zwischen den Säulen entwickelt. Inzwischen hat das europäische Trio, bestehend aus Sven Jonke (Deutschland), Christoph Katzler (Österreich) und Nikola Radeljkovic (Kroatien) an vielen Orten in aller Welt mit seinen Arbeiten, die sich an der Schnittstelle zwischen Szenographie, Industrie- und Raumdesign sowie Konzeptkunst bewegen, großen Erfolg gehabt.

Numen/For Use 1998 gegründet

Die Gruppe wurde 1998 durch die Zusammenarbeit der Industriedesigner Sven Jonke, Christoph Katzler und Nikola Radeljkovic gegründet und trat zunächst unter dem Namen „For Use“ auf. Im Jahr 1999 gründeten die drei Designer das Label Numen, unter dem Projekte außerhalb des Arbeitsfeldes Industrie-Design umgesetzt werden.

Schwerpunkt begehbare Installationen

2004, nach Abschluss eines großen standortspezifischen Projekts für die Herstellung des Bühnenbilds für „Inferno“ am Centro Dramático Nacional in Madrid, hat „Numen/For Use“ begonnen, seinen Schwerpunkt vorwiegend auf die Szenographie zu verlagern. Es folgten weitere Bühnenbilder in Theatern in ganz Europa. Seit 2008 liegt ein Schwerpunkt auf Entwicklung und Umsetzung begehbarer Installationen.

Lüdenscheider LichtRouten 2018 noch bis 7. Oktober, Uhrzeiten: täglich von 19.00 bis 24.00 Uhr.  Öffentliche Führungen täglich 19.30, 20.00, 20.30 und 21.00 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Weitere Informationen unter http://LichtRouten.de

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert