Wissenschafts-Check im Kulturhaus

Todesstern-II-Laser

Kann man einen Todesstern abwehren, der die zerstörerische Kraft von 800 Sonnen besitzt?

von Wolfgang Teipel

Wenn es um Licht und Kunststoff geht, ist Amitabha Banerji ein absolutes Ass. Die wissenschaftlichen Fakten sprudeln nur so aus dem Mann heraus. Zudem ist der Wissenschaftler, der an der Rheinischen Universität Wuppertal lehrt, ein Showtalent. Er enterte beim Science Slam im Kulturhaus das Podium im Gangnam Style, dem Tanz, den der südkoreanische Rapper Psy kreiert hat. Da flogen ihm die Herzen des Publikums nur so zu. Amitabha Banerji gewann den Science Slam, zu dem das Kulturhaus anlässlich der LichtRouten 2013 eingeladen hatte.

amitabh

Amitabh Banjeriji, einmal nicht im Leucht-T-Shirt.

Witzig und humorvoll

Dass Wissenschaft nicht staubtrocken sondern witzig und humorvoll daherkommen kann, bewiesen alle fünf Slammer. Amitabha Banerji, der im T-Shirt mit Leuchtkunststoff-Schriftzug auf dem Podium erschien, präsentierte dem Publikum anschaulich Fakten zur Herstellung von LED-Leuchtkunststoffen.

Vorjahressieger Dr. Sascha Vogel aus Frankfurt unterzog die „Star Trek“-Filme einem intensiven Wissenschafts-Check. Kann ein ganzer Planet durch einen Todesstern pulverisiert werden? Immerhin müsste er die Kraft von 800 Sonnen enthalten, rechnete er vor. Um Wahrnehmung von Farben ging es bei Dieter Polle, Geschäftsführer des Deutschen Instituts für angewandte Lichttechnik (DIAL).

Wie beeinflussen Sonne und Vitamin C die menschliche Haut? Die Antwort präsentierte Prof. Dr. Rolf Larisch, Arzt und Nuklearmediziner am Klinikum Hellersen.

Fred Black und die verschwenderische Sonja

Thomas Schielke hatte sich eine Geschichte um Fred Black und Sonja ausgedacht. In seiner Performance ging es um das Thema Lichtverschmutzung. „Schatten. Find ich gut“, sagt Fred Black dabei zu Sonja, die ständig Licht und damit wertvolle Energie verschwendet.

Der unterhaltsame Wissenstransfer wurde von Marian Heuser moderiert. Er ist in der Region als Poetry Slammer bekannt. Der Dichter lebt nach dem Motto „Ich rede also bin ich.“ Für Wissenschaftler gilt eher die Devise: „Ich veröffentliche. Also bin ich.“ Ach so. Beim Science Slam zeigten die fünf Forscher, dass sie auch reden können. Wenn sie wollen, sogar um jeden Preis. Beim Science Slam war es der „Goldene Hirnheimer . . .

Zeit für Geschichten am Rande

Am Rande

Die vielen kleinen Geschichten am Rande machen die LichtRouten so liebenswert. Die Standortbegleiter können davon eine Menge erzählen.

von Wolfgang Teipel

Es sind die kleinen Geschichten am Rande, die zeigen, wie sehr die LichtRouten zurzeit Lüdenscheid beherrschen. Mittwoch, Stadtumbaubüro an der Knapper Straße: Gerade wird die Preisrede auf die Gewinner des Architektenwettbewerbs zur Erneuerung des Lüdenscheider Kunststoffinstituts gehalten, da geht die Tür auf. „Kann ich hier einen LichtRouten-Flyer bekommen“, fragt sie in die Runde. Leichtes Kopfschütteln bei den Vertretern der Jury und den anwesenden Architekten. Die Dame zieht wieder ab.

Verdächtige Gestalten

In der Nacht zum Mittwoch: Die LichtRouten-Techniker sind unterwegs. Da erscheint ein Streifenwagen. Die Männer sind nicht gleich als Techniker auszumachen. Also Kontrolle. Alles klärt sich auf. Bedauern im Streifenwagen. Man wolle doch so gern die LichtRouten sehen, habe aber keine Gelegenheit. Kurzerhand legen Ordnungshüter und Techniker eine gemeinsame Kontrollfahrt ein. So geht’s auch.

Die Zahlenschloss-Panne

Unverhofft kommt oft. An den LichtRouten-Standorten sind Container postiert, die allerlei Gerätschaften und auch die Utensilien der Standortbegleiter aufnehmen. Einige sind durch Vorhängeschlösser gesichert. Was macht der brave Standortbegleiter? Er bezieht sein Büro auf Zeit und drückt die Schließe wieder zu. Und dann? Großes Malheur: Zahlenkombination des Schlosses vergessen. Der Code liegt bei den Unterlagen im Container. Anruf bei Charly. Er regelt alles, wenn es irgendwo eine Panne gibt. In diesem Fall hätte auch der Autor dieses Textes helfen können. Die Ziffern für den Zahlencode bezeichnen sein Geburtsdatum. So ein Zufall.

Dauergäste

Treue Fans: „Sie haben wir doch auch schon getroffen“, sagt das Ehepaar aus Oberbrügge. Der Standortbegleiter erinnert sich. Es ist bereits das vierte Mal. „Ist jetzt Schluss mit den LichtRouten?“ „Nein“, lachen beide. „Noch lange nicht.“ Sie freuen sich schon auf eine Führung am Freitag. „Da sind wir mit der Sparkasse unterwegs.“

Bis einschließlich Sonntag, 6. Oktober, läuft das Internationale Forum für Licht in Kunst und Design noch. Die 20 Installationen sind von 19.30 bis 24 Uhr zu sehen. Zeit genug für viele interessante kleine Begebenheiten am Rande.

Unsere LichtRoute

Die Knapper Schule als „Dancing House“. Foto: Wolfgang Teipel

 

Von Wolfgang Teipel und Florian Hesse

Noch drei Lichtnächte in Lüdenscheid, Tausende Besucher aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland haben bereits die LichtRouten 2013 gesehen und erlebt. 20 Installationen an einem Abend sind allerdings kaum zu schaffen. Der Lichtblog www.lichtstadt-luedenscheid.de versucht sich daher an dieser Stelle an einem Rundgang, der ohne Stress in knapp drei Stunden zu bewältigen sein dürfte.

Als Start empfiehlt sich die Post am Rathausplatz. An der Info-Theke im 1. OG gibt’s aktuelle Informationen, und am Platanenhain kommt man dann ohnehin nicht vorbei. Station 1: Reiner Plum, Zerfließende Räume, Laser-Installation.

Refik Andadol Stern Center

Refik Andadol, Stern Center. Foto: Florian Hesse

Nur wenige Schritte weiter, unübersehbar: Station 2. Detlef Hartung und Georg Trenz bespielen die Fassade des Allen-Hauses von zwei Seiten mit Texturen. Ein Durchlauf dauert 12 Minuten. Ganz anders wird die Fassade des Stern-Centers bearbeitet. Station 3: Refik Anadol zerlegt 16 Minuten lang die triste Betonfassade. Am besten zu sehen von der Thünentreppe aus (hinter der Zufahrt zum Parkhaus).

Einkehr am „Orchestra Inn“

Gut fünf Minuten Fußweg dauert es jetzt bis zur Station 4, dem Wiedenhof gegenüber der Polizei. „Orchestra Inn“ nennt Robert Sochacki seine Installation aus märchenhaft anmutenden Bildern und Filmzitaten vielfach aus den 20er-Jahren, angelehnt an die wechselhafte Geschichte des Hauses. Über die Ampel geht es weiter zur Station 5, den Grillen und Menschen von Amy Youngs in einem der leer stehenden Pavillons. Besucher und Insekten finden sich in ihrer Projektion auf der Wand vereint wieder.

Geheimnisvolle Klänge und Licht sind die Bestandteile der Installation des Duos Atsara in der Damrosch-Halle im hinteren Bahnhofsbereich (Station 6).

Spiel mit Klischees

Unsere Station 7 ist die Arbeit von Christoph Giradet im Kreuzungsbereich Bahnhof-/Lutherstraße. „Silberwald“ ist der Titel der Videoinstallation auf dem Parkplatz des Kunststoff-Instituts. Manchmal komisch, oft bedrückend – Silberwald ist eine Sammlung von Klischees aus dem deutschen Nachkriegs-Kino (12 Minuten, Sitzbänke vorhanden). Als Station 8 bietet sich mit wenigen Minuten Fußweg über die Lessingstraße die Knapper Schule an. Bei der interaktiven Installation greifen die Zuschauer selbst in die Fassade der Schule ein, die sich im Sekundentakt eindrucksvoll verändert. Besucher, Projektor und Bewegungsmelder bringen das „Dancing House“ tatsächlich zum Tanzen.

Abschluss mit Quayola

Nur wenige Schritte weiter über den Theodor-Schulte-Platz geht es zur Station 9 an der Nordstraße. Annica Cuppitelli und Christobal Mendoza haben die Ansicht von 201 weißen Gummibändern digitalisiert. Auch hier können Besucher über ihre Bewegungen das Verhalten der Projektion ansteuern. Die letzte Station (10) des Rundgangs findet sich im Innenhof von Gothaer-Parkhaus und Gewerkschaftshaus. In ruhigen Bildern zeigt Quayola Meisterwerke aus Kunst- und Architekturgeschichte, digital zerlegt, die die Grenzen zwischen Design und Kunst verwischen.

Hocken auf der Ex-Pilsleuchte

 

LR2013 Lichthocker

Nach dem langen Marsch sehr bequem: Kuratorin Bettina Pelz testet den Lichthocker.

von Wolfgang Teipel

Endlich sitzen – das mag sicher mancher denken, wenn er seine Runde über die Lüdenscheider LichtRouten abgeschlossen hat. Kunst kann eben auch zur harten Fußarbeit werden. Das hat Gabi Püttmann vom LichtRouten-Team zur Kreation eines Lichthockers inspiriert.

Bettina Pelz (2) neu

Und so sieht das Sitzmöbel von innen aus. Foto: Jakob Salzmann

Die freischaffende Künstlerin und Designerin ist unter anderem für den Einsatzplan der 50 LichtRouten-Assistenzen zuständig. Eine knifflige Sache, die Einsatzwünsche der Frauen und Männer unter einen Hut zu bringen. Das ist Gabi Püttmann aber ebenso gelungen, wie der Lichthocker.

Ein Stück Lüdenscheider Geschichte

Die Sitzmöbel sind ein Stück Lüdenscheider Geschichte. Es handelt sich um Lampenschirme. Sie sind durch die Umrüstung der städtischen Straßenbeleuchtung auf LED-Leuchten sind diese Schirme überflüssig geworden. „Wahrscheinlich wären alle entsorgt worden, weil keine weitere Verwendung möglich war“, sagt Gabi Püttmann. Da kam ihr die Idee, die sogenannten Pilsleuchten zu Schemeln umzurüsten.

Erstmal durch einen Waschgang

„Viele von ihnen waren noch gut erhalten. Sie mussten nur gründlich gesäubert werden“, berichtet die Designerin. Aus einigen der Kunststoffschirme waren im Laufe der Jahre die Weichmacher entwichen. „Das Plastik war spröde.“ Diese Leuchtschirme genügten den Ansprüchen der Designerin nicht. Dass alle leichte Gebrauchsspuren aufweisen, stört sie aber nicht. „So wird jeder Hocker zum Einzelstück.“

Leuchten in zwei Ausführungen

Die Öffnung, mit der die Schirme an den Laternenmasten befestigt waren, hat Gabi Püttmann mit einem gepolsterten Aufsatz versehen. So erhält das Möbelstück die exakte Sitzhöhe. Durch die zusätzliche Bestückung mit LED-Leuchtmitteln wurden die ehemaligen Pilsleuchten schließlich zum Lichthocker. Es gibt sie in zwei Ausführungen: So lässt sich in einer Version das Licht per Hand einschalten. Die andere Ausführung leuchtet auf, wenn jemand auf dem Lichthocker Platz nimmt.

Püttmann_Gabi-Kopie

Designerin Gabi Püttmann

Zur Person: Gabi Püttmann lebt und arbeitet seit 2000 als freischaffende Künstlerin in Lüdenscheid. An ihr Studium im Fachbereich Objekt-Design schlossen sich mehrere Jahre als Bildhauerin in Dortmund und als Stylistin (Modelleur) bei der Daimler Benz AG in Sindelfingen an.

Ihre Bilder und Objekte sind gekennzeichnet durch grobe und feine Strukturen, die in Kombination mit Farbe zum eigenen Ausdruck ihrer Kunst werden. Oft sind, wie bei den Lichthockern, noch die Bearbeitungsspuren der Werkzeuge sichtbar.

Mehr zu Gabi Püttmann hier

Kontakt: kontakt@puettmann-kunst.de

 

 

Dark Angel fliegt über die Lichtrouten

LR 2013 Dark Angel (1)

Der „Dark Angel“ Filiz nahm in der Altstadt seinen Flug auf. Foto: Steve Schulte-Lippern

von Wolfgang Teipel

Yves Bubert hatte nicht zu viel versprochen. Die „Dark Angel“-Performance anlässlich der LichtRouten war der erwartete Knüller. Im Gespräch klingt der Art Director des Salon Bubert professionell noch immer begeistert. „Unsere Erwartungen wurden sogar noch übertroffen“, schwärmt er.

Am Samstag wurde der „Dark Angel“ bei seinem Flug über das LichtRouten-Gelände von Menschentrauben geradezu verfolgt und vom Lüdenscheider Fotografen Steve Schulte-Lippern fotografiert. Die Performance hatte allerdings schon Stunden vorher begonnen. LichtRouten-Besucher konnten vor dem Friseursalon in der Altstadt verfolgen, wie sich Filiz Kapricen, Model, Tänzerin und Schülerin aus Köln, Schritt für Schritt in den „Dark Angel“ verwandelte. Die Metamorphose vollzog sich hinter einem Vorhang, mit dem der Salon abgedunkelt worden war. Zu sehen waren die Schattenrisse der Akteure.

Von innen beleuchtete Korsage

Ein hautenger Catsuit, eine transparente, von innen beleuchtete, Korsage aus Kunststoff und zwei mit LEDs illuminierte Flügel, bilden die Basisausstattung für diesen Abend. Dazu kommen dunkle, übergroße künstliche Wimpern und der Turm aus Haaren. Die Frisur baut Meister Yves Bubert mit Massen von Haarspray persönlich auf. Farbige LEDs vervollkommnen den Schopf der 18-jährigen Kölnerin. Dann werden vorsichtig die schwarzen Schwingen, eine Konstruktion aus Hasendraht und echten Vogelfedern, angelegt. Wenig später stöckelt der „Dark Angel“ zur Freude des Publikums los. Erst noch ein wenig unsicher. Stöckelschuhe und Kopfsteinpflaster – die ersten Schritte werden zur Belastungsprobe. Dann hat Filiz ihre Performance im Griff. Wo sie auch auftaucht –  überall sorgt sie für Aufsehen.

Entwurf von Marion Felix-Groll

Das Kostüm hat Gewandmeisterin Marion Felix-Groll entworfen und in die Tat umgesetzt. Für die kosmetischen Details war Buberts Mitarbeiterin Kathleen Lühmann zuständig. Dazu kamen weitere Helfer. „Das Zusammenspiel aller war einfach klasse“, sagt Yves Bubert.

LR 2013 Dark Angel (2)

Die transparente Korsage wurde von innen beleuchtet. Foto: Steve Schulte-Lippern

Das Event zur Lichtkunst, für Yves Bubert war es eine perfekte Ergänzung. „Für Lüdenscheid sollte es so etwas wie eine Initialzündung sein“, hofft der Coiffeur, der bundesweit für das Kosmetikunternehmen L’Oreal unterwegs ist. „Man muss sich einbringen, um die Stadt mit Leben zu füllen. Das war erst ein Anfang“, verspricht Yves Bubert.

Kirchen bis zum Schluss dabei

Auferstelungskirche

Der Turm der Auferstehungskirche ist ganz in Licht getaucht. Foto: Jakob Salzmann

Von Wolfgang Teipel

Lichter und Momente der Besinnung – die Evangelische Allianz Lüdenscheid und die Gemeinde St. Josef und Medardus beteiligen sich mit einem umfangreichen Programm an den LichtRouten 2013. In den vergangenen Tagen gab es schon zahlreiche Aktionen. Unter anderem spielte in der Auferstehungskirche am Samstagabend die Band „2B“.

Die Band 2B

Die Band „2B“ spielte in der Auferstehungskirche. Foto: Jakob Salzmann

Gemeinsame Wege

Während des Routen-Wochenendes vom 4. bis zum 6. Oktober laden die Christuskirche, die Freie Evangelische Gemeinde und St. Joseph und Medardus im Rahmen der überkonfessionellen Arbeit „Gemeinsame Wege“ immer von 19 bis 22 Uhr zu den offenen Kirchen ein. Bei den Lichtern der Besinnung bieten die Kirchen einen Ort der Stille. Die Erlöserkirche beteiligt sich am 4. und 6. Oktober an den offenen Kirchen.

Klavierkonzert in der Erlöserkirche

Auf dem Kirchplatz sind zu dieser Zeit Feuerschale und Stockbrot im Angebot. Am Samstag, 5. Oktober, um 19.30 Uhr gibt es in der Erlöserkirche einen besonderen Leckerbissen: ein Klavierabend bei Kerzenschein mit Kantor Dimitrie Grigoriev.

Malen mit Licht

„Das Jugendding“ startet am Mittwoch, 2. Oktober, um 19.30 Uhr ebenfalls in der Erlöserkirche. Im Anschluss ist eine Lightpainting-Aktion der Jugendlichen an verschiedenen Stationen geplant, bei dem sie per Langzeitbelichtung auf Fotografien mit Licht malen. So ist das Thema Licht über den gesamten Zeitraum der Lichtrouten bis 6. Oktober im Veranstaltungsprogramm der Kirchen präsent.

 

Überall ist Licht

11

Licht, in Szene gesetzt von Experten für Experten, zog im Deutschen Institut für angewandte Lichttechnik (DIAL) das Publikum an. Foto: Jakob Salzmann

von Monika Salzmann

Mit einer „Nacht der offenen Tür“ bereicherte das Deutsche Institut für Angewandte Lichttechnik (DIAL) – Dienstleistungszentrum für  Gebäudetechnik und Licht  – am Samstag das LichtRouten-Programm.

Bei Einbruch der Dunkelheit öffnete die Lüdenscheider Forschungs- und Entwicklungsschmiede, die sich als Softwarehaus für DIALux – von Planern für Planer entwickelt -, Wissensvermittler und Dienstleister versteht, an ihrem neuen Standort Bahnhofsallee 18 ihre Pforten für die breite Öffentlichkeit.

4

Das DIAL gewährte dem Publikum einen Blick hinter die Kulissen. Foto: Jakob Salzmann

Gestaltung und Technik

Führungen und Vorträge gewährten den Besuchern, die bis tief in die Nacht in den markanten, hell erleuchteten Neubau strömten, einen spannenden Einblick in zukunftsrelevante Arbeitsfelder zwischen Gestaltung und Technik. Jung und Alt, Einheimische und Auswärtige nutzten die Gelegenheit, den markanten Neubau, der ohne eine konventionelle Heizungsanlage auskommt und Gebäude-System-Design-Maßstäbe setzt, zu erkunden und sich die verschiedenen Arbeitsbereiche des Zentrums erklären zu lassen.

Ausgeklügeltes Lichtkonzept

Alle Ebenen des dreigeschossigen High-Tech-Gebäudes, Schulungsräume, Labore und Arbeitsräume für die Software-Entwicklung lernten die Besucher beim Rundgang durchs Gebäude kennen. Sowohl das innovative Architekturkonzept als auch das ausgeklügelte Lichtkonzept des Neubaus, in dem die (Nicht)Farben Schwarz und Weiß dominieren, kam zur Sprache.

„Einblicke, die man sonst nicht bekommt“ erhielten die Besucher daneben im schwarzen und im weißen Labor. Aus nächster Nähe konnten Interessierte unter anderem das Drehspiegel-Goniophotometer des Black Laboratory zur Messung des Lichtstroms und der Lichtstärkeverteilung und andere Präzisionsmessgeräte, mit denen das DIAL arbeitet, betrachten und Wissenswertes über Lichttechnik erfahren.

6

Das lichtdurchflutete Treppenhaus des DIAL. Foto: Jakob Salzmann

Lichterlebnis-Labor

Nicht minder groß war das Interesse am Lichterlebnislabor (weißes Labor), in dem ging es um flächige und akzentuierte Beleuchtung sowie die Wirkung von farbigem Licht auf farbigen Flächen ging.

Zu guter Letzt gestattete das Zentrum Besuchern auch im Bereich Software-Entwicklung einen Blick hinter die Kulissen.

Neues Video im Lichtblog

Wiedenhof Robert Sochacki (4)

Robert Sochacki gestaltet die Fassaden des Wiedenhofs. Foto: Jakob Salzmann

von Wolfgang Teipel

Aufgepasst –www.lichtstadt-luedenscheid.de zeigt seinen Lesern bewegte Bilder von den LichtRouten. Thomas Schielke hat dem LichtRouten-Blog eine vierminütige Video-Zusammenfassung zur Verfügung gestellt. „Es sind Schnappschüsse vom Samstagabend“, stapelt der Lüdenscheider Architekt tief. Ohne Grund: Die Bilder zeigen einen eindrucksvollen Querschnitt durch das Internationale Forum für Licht und Design. Wer sich das Video anschauen möchte, klickt hier.

Auch 2010 unterwegs

Thomas Schielke ist für das Lüdenscheider Weltunternehmen ERCO (Firmenmotto „Erco verkauft Licht, nicht Leuchten.“) tätig. Er kümmert sich um Marketing und Kommunikation. Die kleine Videoproduktion war kein Auftrag für seine Firma. Thomas Schielke war in diesem Jahr, ebenso wie 2010, ganz privat auf den LichtRouten unterwegs.

Thomas Schielke (Jahrgang 1973) hat in Darmstadt Architektur studiert. Seit 2001 ist er führt ERCO tätig. Er leitet internationale Lichtworkshops und ist unter anderem mit dem Buch „Light Perspectives – between culture and technology“ als Autor in Erscheinung getreten. Zu seinen Aufgaben zählen weiter Lehraufträge an internationalen Universitäten wie beispielsweise Harvard GSD, dem Massachusetts Institut of Technology (MIT) oder der Columbia GSAPP.

Vortrag beim Science Slam im Kulturhaus

Auch beim Science Slam am Mittwoch ist Thomas Schielke dabei. Bei dieser Veranstaltung im Kulturhaus (ab 19.30 Uhr) wird er über das Thema „Schatten. Gefällt mir.“ sprechen. Der Science Slam bietet fünf Vorträge. Sie werden auf unterhaltsame und humorvolle Art Wissen vermitteln. „Bei mir geht es unter anderem um das Thema Lichtverschmutzung“, kündigt der Lüdenscheider Architekt an.

Publikum bestimmt den Sieger

Neben ihm wird der Publikumsliebling 2012, Dr. Sascha Vogel aus Frankfurt, dabei sein. Dazu kommen Professor Dr. Rolf Larisch (Lüdenscheid), Dipl.-Ing. Dieter Polle (Lüdenscheid, Deutsches Institut für angewandte Lichttechnik) und Dr. Amitabh Banerji (Universität Wuppertal). Zum Schluss der heiteren Wissensvermittlung kann das Publikum wie beim Poetry Slam einen Sieger küren. Der Eintritt kostet 8 Euro.

 

Streifzug durch 50 Jahre Lichtkunst

Diskussionsrunde (2)

Amy Youngs, Audrey Rocher, Robert Sochacki und Detlef Hartung sprachen im Museum mit LichtRouten-Kuratorin Bettina Pelz über 50 Jahre Lichtkunst. Foto: Jakob Salzmann

von Monika Salzmann

Was war – wo steuert die Lichtkunst hin? Im Gespräch mit Künstlerinnen und Künstlern ließ LichtRouten-Kuratorin Bettina Pelz am Samstag in den Museen 50 Jahre Lichtkunst Revue passieren.

„Fifty Years of Light in Fine Arts: From Documenta III to LichtRouten 2013” war die Museumsveranstaltung vor kleinem, fachkundigem Auditorium überschrieben. Als Künstler nahmen Audrey Rocher, Amy Youngs, Robert Sochacki und Detlef Hartung am Erfahrungsaustausch teil.

Lebendigkeit ein Kriterium

Robert Sochacki

Von Robert Sochacki stammt die Installation am Wiedenhof. Foto: Jakob Salzmann

Ausgangspunkt der auf Englisch gehaltenen Diskussion war ein Zitat aus der Wochenzeitung „Die Zeit“ aus dem Jahr 1964, das sich auf die Bewegungs- und Licht-Spiele der damaligen Documenta-Künstler Agam, Goepfert, Kramer, Mack, Piene, Uecker, Soto, Bury und Tinguely bezog. „Ich bin nie sicher, ob das, was diese Leute da oben treiben, mit ‚Kunst’ zu tun hat, aber es hat mich stets ungemein gefesselt, und wenn Lebendigkeit ein Kriterium der Kunst ist, dann sind diese Dynamos und Rotoren und Objekte Kunst“, hieß es da. Mit „oben“ war das Dach des Fridericianums, wo sich die Lichtkünstler bei der Documenta III tummelten, gemeint.

Licht als Material und Medium

Was sich inzwischen getan hat in Sachen Lichtkunst, erläuterten die am Gespräch beteiligten Künstler im Detail. Spannend gestaltete sich in einem zweiten Teil der Veranstaltung der Vergleich zwischen Museen und Festivals, die sich mit Licht als Material und Medium in der Kunst beschäftigen.

Aus unterschiedlicher Perspektive – bezogen auf die Herkunftsländer der Lichtkünstler, den Anteil der Männer und Frauen, Materialien und Technologien, ortsspezifische und re- bzw. interaktive Arbeiten – betrachteten Bettina Pelz und ihre Gäste die Fragestellung.

Einstürzende Neubauten

Refik Anadol Stern-Center

Einstürzende Neubauten: So überformt Refik Anadol die Fassade an der Rückseite des Stern-Centers.

von Wolfgang Teipel

Refik Anadol  liebt die deutsche Küche. Einige Tage lang durfte der türkische Licht- und Mediendesigner in Lüdenscheid Hausmannskost genießen. Am Sonntagmorgen saß er dann schon wieder im Flugzeug auf dem Weg ins das Land von Burger King und McDonalds. Die LichtRouten-Installation des 28-Jährigen bleibt den Freunden des Internationalen Forums für Licht in Kunst und Design allerdings noch bis zum 6. Oktober erhalten.

Spiel mit der Wahrnehmung

„Und das ist gut so“, möchte man mit einem Zitat eines bekannten Berliner Regierenden Bürgermeisters betonen. „Semaphore“, von der Thünentreppe aus an der Rückseite des Stern-Centers zu sehen, ist ein bezauberndes Spiel mit der Wahrnehmung.

RefikAnadol

Refik Anadol lebt und arbeitet in Los Angeles.

Refik Anadol, in seiner neuen Heimat Los Angeles ein Star unter den Lichtdesignern, überformt die triste Betonfassade mit einer faszinierenden digitalen Projektion. Die öden Mauern verschwinden unter freien Formen, manchmal erscheint der Beton transparent, dann wieder bewegen sich einzelne Elemente im freien Spiel. Anadol könnte die Fassade wahrscheinlich auch komplett einstürzen lassen. Mit Rücksicht auf den 20. Geburtstag, den das Einkaufscenter in diesen Tagen feiert, hat er auf solch weitreichende Aktionen verzichtet.

16 Minuten dauert die von Soundeffekten begleitete Sequenz. Im ersten Moment erscheint das vielen Besucher als reichlich lang. Dann lassen sie sich einfangen von den einstürzenden Neubauten. Mancher bleibt sogar gern länger und gönnt sich eine zweite Runde.

Semaphor-Bremerhaven-a26342726

Der Semaphor in der Wesermündung vor Bremerhaven wurde 1893 errichtet.

Zu Recht. Das Wechselspiel zwischen analoger Architektur und digitaler Überformung übt einen ganz besonderen Reiz aus. Etwa wie die Op-Art in den 60er Jahren. Damals erzeugten die Op-Art-Künstler mit Hilfe präziser abstrakter Formmuster und geometrischer Farbfiguren beim Betrachter überraschende oder irritierende Effekte, die die Vorstellung von Bewegung, Flimmereffekten und optische Täuschungen hervorriefen. Bekannte Op-Art-Vertreter sind Günther Uecker, Heinz Mack oder auch Josef Albers. In dieser Kunst der Täuschung liegen die Wurzeln von Refik Anadol.

Begriff aus der Informatik

„Semaphore“, der Titel des Werks, bedarf ein wenig der Aufklärung. Der Begriff ist der Informatik entnommen. Er bezeichnet eine ganz spezielle Datenstruktur. Sie verhindert, dass sich parallel laufende Prozesse gegenseitig behindern.

Die Bezeichnung Semaphor ist allerdings weitaus älter als die Informatik. So heißen in der Fachsprache die Windrichtungs- und Windstärkeweiser, die Schiffskapitänen vor dem Einlaufen in ihren Zielhafen wichtige Hinweise lieferten. Einer der bekanntesten Semaphoren in Deutschland steht noch heute in der Wesermündung vor Bremerhaven.

Gern gesehener Gast

Refik Anadols Installation ist ebenfalls wegweisend für die Weiterentwicklung in Licht- und Mediendesign.  In welche Richtung? Für den jungen Künstler aus Los Angeles auf jeden Fall immer weiter nach vorn. „Er hat ja noch so viel Zeit“, sagte eine Besucherin. In Lüdenscheid wäre er sicher erneut ein gern gesehener Gast. Übrigens Refik: Deutsche Hausmannskost gibt es ganz sicher auch bei den nächsten LichtRouten.