Spielraum für immer

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Der „Spielraum“ am Allen-Haus. Die LichtRouten-Besucher sind begeistert. Das Foto wurde www.lichtstadt-luedenscheid von dem Lüdenscheider Fotografen Lothar Borchert zur Verfügung gestellt.

von Wolfgang Teipel

Samuel Bertram Allen besitzt eine Reihe von Immobilien in Lüdenscheid. Eins seiner Gebäude sollte er besonders schmücken. Das wünschen sich Fans der LichtRouten.

Im Lüdenscheider Volksmund führt das 2009 errichtete Geschäftshaus als „Allen-Haus“ inzwischen den Namen des irischen Investors. Die Besucher der LichtRouten schwärmen von der Installation, mit der die beiden Künstler Detlef Hartung und Georg Trenz den weißen Kubus am Sternplatz bespielen.

Scharen von Fotografen

Ihr Projekt „Spielraum“ ist auf der dem Sternplatz und der dem Rathaus zugewandten Fassade zu sehen. Schon am ersten Abend des Internationalen Forums für Licht in Kunst und Design lockte es Fotografen aus der Region in Scharen. Michel Petit, Architekt aus Luxemburg, verliebte sich am Freitagabend in die Symbiose aus Lichtkunst und Architektur. „Fantastisch“, schwärmte der Mann, der für die Zeitschrift „Revue Technique“ fotografiert und schreibt. „Das Bauwerk wirkt, als sei es für diese Installation errichtet worden.“

Euros locker machen

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Detlef Hartung (links) und Georg Trenz.

Damit sprach er aus, was zahlreiche Besucher in Gesprächen durchblicken ließen. Klartext sprach ein LichtRouten-Fan, der sich gar nicht satt sehen konnte. „Der Investor sollte mal einige Euros locker machen und das Projekt Spielraum ankaufen“, meinte er.

Detlef Hartung und Georg Trenz würde es sicher freuen. „Spielraum“ lässt riesige und filigrane Schriften über das Gebäude laufen. Sie werden gedreht, verzerrt, eingefärbt und lösen sich am Ende der zwölfminütigen Schau in kleine Kreisel auf, die dann langsam von der Fassade verschwinden. Dann beginnt das Schauspiel erneut.

Der Raum begrenzt das Spiel

Spiel, Raum und Schriften – das sind die Dinge, mit denen sich Detlef Hartung und Georg Trenz intensiv beschäftigen. Spiel steht bei den beiden Männern aus Süddeutschland für Kreativität und Fantasie. Der Raum grenzt das Spiel ein. Bei den LichtRouten sind es die beiden Fassaden des Allen-Hauses.

Es steht eben nicht eben ein grenzenloser Spielraum zur Verfügung. Den Platz, den ihnen der weiße Würfel bietet, nutzen die beiden Lichtkünstler perfekt. Der Spielraum als Freiraum und Toleranz liegt ihrer Idee zugrunde. Das Spielerische wird dabei zum Leitmotiv ihres Animationskonzeptes.

Isabel macht das schon

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Kuratorin Bettina Pelz im Gespräch mit Isabel Schwagereit. Foto: Elke Teipel

von Elke Teipel

Licht und Schatten – das Team der LichtRouten, dem Internationalen Forum für Licht in Kunst und Design (noch bis zum 6. Oktober) lebt und arbeitet für und mit den Projektionen der zwanzig Künstlerinnen und Künstler in der Bergstadt. Auf einmal wird es stocke duster. Alarm in Sachen Kommunikation. Es ist ein Internationales Forum. Das Lüdenscheider „Woll“ reicht da mal nicht. Und dann kommt zwei Tage vor dem Start die Absage.

Erstmal Sprachlosigkeit

Das sorgt erstmal für Sprachlosigkeit. Die Dolmetscherin, zuständig für Verständigung beim gemeinsamen Termin von Internationaler Presse, den Künstlerinnen und Künstlern und den Promis, kann nicht kommen. Schwarzsehen gilt nicht. Ein Notruf an den Niederrhein hat Erfolg. Isabel Schwagereit springt ein. Die Übersetzerin aus Velbert sagt spontan zu. Sie freut sich und ist neugierig auf den Ausflug zu den LichtRouten. Die Diplom-Dolmetscherin ist Expertin auf dem Gebiet der Technik. Doch Licht und Lichtkunst, das ist eher Neuland. „Das ist mal etwas ganz, ganz anderes“, sagt sie.

Keine graue Maus

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Isabel Schwagereit bei der Arbeit. Foto: Elke Teipel

Als Übersetzerin, so Isabel Schwagereit, fühle sie sich oft als graue Maus im Hintergrund. Im Rampenlicht stehen andere. Konzentriert und souverän vermittelt die Frau aus Velbert in Lüdenscheid zwischen den Gesprächspartnern aus dem In- und Ausland. Die Botschaften kommen an. Wer will uns was womit sagen? Dreh- und Angelpunkt – die Frau im Hintergrund. Und die Premiere gelingt. Isabel Schwagereit freut sich. Von den LichtRouten hatte sie bis zum Anruf aus der Stadt des Lichts noch nichts gehört. Jetzt ist sie begeistert und kündigt an: „Wir kommen“. Wir, das ist ihre Familie. Ihre beiden Söhne sind echte Technikfans. Die Phänomenta kennen sie bereits. Jetzt werden alle die LichtRouten erkunden.

Auf einmal mittendrin

Kuratorin Bettina Pelz findet das super. Sie erzählt Isabel Schwagereit von den Anfängen des Events vor zehn Jahren und den Highlights. Auf geht’s ins Café. Und wie es bei den LichtRouten eben so ist: Auf einmal ist man mittendrin, von wegen graue Maus im Hintergrund…

Für Kinder mit Begleitpersonen gibt es Sonderführungen am 28.09., 2.10., 4.10. und 5.10. von 19.30 bis ca. 20 Uhr mit Erläuterungen zu ausgewählten Installationen, die sich besonders für Kinder bis zu 12 Jahren eignen. Treffpunkt: Vor dem Postgebäude, Rathausplatz 1, kostenfrei und ohne Voranmeldung. Mehr zu Terminen bei den Lichtrouten finden Sie hier.

Viel Platz fürs eigene Bild

Von Florian Hesse

Bei „Paint Your City“ kann jetzt jeder in die Künstlerrolle schlüpfen und mit seinen Zeichnungen, Bildern, Animationen oder Videos die rückwärtige Fassade der Fachhochschule Südwestfalen an der Bahnhofsallee bespielen. Im Rahmen der LichtRouten 2013 bietet die Denkfabrik im Präsentationsjahr die Möglichkeit, selbst ein kreativer Teil des Festivals zu werden. Weitere Beiträge sind herzlich willkommen.

Sauerfeld

Lichtbild – Sauerfelder Straße bei Nacht. Blick auf das Gebäude Sternplatz 1. Foto:Florian Hesse

 

„Zukunft der Stadt“ ist das Thema, zu dem Kindergärten, Schulen, Weiterbildungseinrichtungen ebenso wie Einzelpersonen, Initiativen und Vereine aktiv werden können.

Wie das bereits aussieht, davon können sich die Besucher der LichtRouten schon heute einen Eindruck verschaffen, bevor sie vielleicht direkt gegenüber das Deutsche Institut für Lichttechnik besuchen, das heute zum Tag der offenen Tür in den Neubau einlädt. Die Teilnahmebedingungen für „Paint your City“ finden Sie hier.

Endlich geht’s los

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Zauberei mit Licht und Gummibändern in der alten Kuhne-Fabrik an der Nordstraße.

von Wolfgang Teipel

Die letzten Stunden vor der Eröffnung der LichtRouten sind für Kuratorin Bettina Pelz eine Qual. Äußerlich ist ihr nur wenig anzumerken. Naja, ein wenig mehr Schlaf wäre schon schön.

Sie ist witzig wie immer, schlagfertig und wirkt energiegeladen. Dennoch: Die starke innere Anspannung ist zu spüren. Bettina Pelz räumt ein: „Die letzten Stunden sind der reine Horror.“ Davon ist die 49-Jährige jetzt befreit. Nach der Eröffnung am Freitagabend tummelten sich Besuchermassen auf dem Internationalen Festival für Licht in Kunst, Design und Architektur in Lüdenscheid (noch bis 6. Oktober). Und – alles funktioniert.

Pure Poesie am Wiedenhof

„Et hätt noch immer jot jejange“, sagt der immer optimistische Kölner. Das stimmt. Auch wenn der polnische Künstler Robert Sochacki seine Installation für den Wiedenhof noch am Tag der Generalprobe sein Werk völlig umgekrempelt und bei der künstlerischen Leitung für helle Aufregung gesorgt hatte – seine Zeitreise an der Bahnhofstraße verströmte am Freitagabend pure Poesie.

Zirpen mit Speziallampe

Den Grillen, unverzichtbarer Bestandteil von Amy Youngs‘ Werk im Pavillon an der Bahnhofstraße, geht es gut. Sie sind ganz schön anspruchsvoll und zirpen nur ab einer Temperatur von 26 Grad Celsius. Und nur dann funktioniert auch die Installation der Amerikanerin. Wie sollten die Techniker das garantieren? Es gelang. Eine zusätzliche Speziallampe versorgt die Insekten mit wohliger Wärme.

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„Das Zerfließen der Räume“ – Rainer Plums Laser im Platanenhain auf dem Rathausplatz funktionieren.

„Alles, was schief gehen kann, wird auch schief gehen.“ Dass Murphys Gesetz auch für die LichtRouten gilt, erfuhr einen Tag vor der offiziellen Eröffnung auch Rainer Plum. Einer seiner Laser in der Installation auf dem Platanenhain auf dem Rathausplatz gab den Geist auf. Ersatz war auf die Schnelle und ohne hohe Kosten nicht zu beschaffen. Die Reparatur glückte rechtzeitig. Bettina Pelz zollt dem Mann aus Aachen ihren Respekt. „Es hat sich ausgezahlt, dass Rainer Plum an jedem Abend in der Vorbereitungszeit vor Ort war“, sagt sie. Selbstverständlich sei das keinesfalls.

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Die Knapper Schule tanzt: Klaus Obermaiers Installation „Dancing House“.

Alles, nur keine Routine

Für niemanden aus dem Team oder aus dem Kreis der Künstlerinnen und Künstler sind die LichtRouten Routine – auch wenn die Veranstaltung inzwischen in der siebten Auflage (seit 2002) zu sehen ist.  Alle arbeiten mit voller Kraft für dieses Festival des Lichts. Das spüren die Besucher und lassen es das Team auch wissen. „Ein wunderbarer Abend“. So verabschiedete sich ein Ehepaar aus Schalksmühle nach dem Besuch der Veranstaltung. Das bedeutet mehr als nur Balsam für die Nerven der angespannten Bettina Pelz.

Hinweise auf die Führungen sowie die zuätzlichen Veranstaltungen im Rahmenprogramm der LichtRouten finden Sie hier

Sechs scharfe Schnitte

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Die Insta-Fassade während der LichtRouten: Sechs LED-Lichtlinien in an- und abschwellenden luminiszierenden Grün- und Blautönen zerteilen das Gebäude.

Von Wolfgang Teipel

Tobias Link führt Natur und Technik zusammen. Wie das der Saarbrückener Lichtdesigner macht, ist während der LichtRouten 2013 vom 27. September bis 6. Oktober am neuen Lagergebäude von Insta auf der Hohe Steinert zu sehen.

Noch befindet sich die neue Halle, die ersten im nächsten Jahr ihrer Bestimmung übergeben wird, im Bauzustand. Der Innenausbau läuft. Die dunkle Fassade des 50 Meter langen, 30 Meter breiten und 18 Meter hohen Kubus erscheint aber schon perfekt. Veredelt wird das vom Lüdenscheider Architektenbüro Team MTT konzipierte Gebäude von dem Mann aus Saarbrücken. Der Lichtdesigner hat die Fassade mit sechs farblich gestalteten LED-RGB Lichtlinien zerteilt und ihr so einen besonderen Charakter verliehen.

Entspannende Wirkung

„Faszinierend“, so beschreibt Insta-Manager Michael Ashauer den Anblick, auch wenn Tobias Link für das faszinierende Phänomen des Nordlichts eine grafisch stark vereinfachte, künstlerische Interpretation gewählt hat. Die scharf konturierten wechselnden Farbverläufe mit anschwellenden lumineszierenden Grün- und Blautönen, ziehen Michael Ashauer seit einigen Tagen in den Bann. „Wenn man sich eine Weile darauf einlässt“, sagt er, „üben sie eine eigentümliche entspannende Wirkung aus.“

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Tobias Link bei der Bearbeitung seiner Arbeit „Fuchsfeuer“.

Magisches Licht

Magie ist das Stichwort. Der Saarbrückener Lichtdesigner, der seit Jahren eng mit Insta zusammenarbeitet, ist ein besonderer Fan des Polarlichtes. „Daran habe ich gleich gedacht, als ich von Insta auf ein LichtRouten-Projekt angesprochen wurde“, berichtete er in einer Video-Konferenz. Zudem habe er bei seinen Besuchen auf der Hohe Steinert festgestellt, dass das Unternehmen im Norden Lüdenscheids liege. Das lieferte ihm schließlich den entscheidenden Impuls. „Die LED-Technik (light emitting diode) liefert so viele Möglichkeiten, auch äußerst filigrane Installationen zu entwerfen“, schwärmt er von den neuen Leuchtmitteln.

Funken schlagender Fuchsschwanz

Mit dem Namen für sein Werk bringt er neueste Technik und eine alte Sage der Samen zusammen. Die Bezeichnung „Fuchsfeuer“ beruht auf Erzählungen des arktischen Volkes, in der der Fuchs durch die arktischen Gebiete zieht und dabei den Schnee aufwirbelt. So erleuchtet er den Himmel mit seinem Funken schlagenden Schwanz.

In der nüchternen technischen Beschreibung liest sich das so:

Installation: Lineare Fassaden-Lichtlinien an drei Gebäudeseiten;

Produkt: Fassadenlichtlinie instalight 4010 in RGB-Ausführung von Insta. Mit Microline Optik, sechs Linien. Jede Linie ist im Rasterabstand von 324 Millimeter farblich ansteuerbar.

Pixel: Insgesamt mehr als 900 einzeln ansteuerbare Pixel.

Steuerung: mittels instalight LEDTRIX und dem Lichtsystem instalight Control.

So veredelt Insta seinen eigenen Neubau durch eine Fassaden-Licht-Installation. „Die Arbeit von Tobias Link dient selbstverständlich auch dazu, dass sich Insta-Kunden vor Ort die Licht-Installation anschauen und sich davon überzeugen können, was moderne LED-Technik heute zu leisten vermag“, sagt Michael Ashauer. Die Einladung des Unternehmens gilt übrigens nicht nur Kunden.

 

Platte Füße

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Alle folgen Bettina Pelz. Beim technischen Rundgang mit der LichtRouten-Kuratorin gab’s noch wichtige Informationen.

von Wolfgang Teipel

Lüdenscheid steht seit Tagen ganz im Zeichen der LichtRouten 2013. Das Internationale Forum für Licht in Kunst und Design beginnt am 27. September.

Eine Meute von 45 Frauen und Männern hetzt durch die Stadt, angeführt von Bettina Pelz. Die quirlige Frau hat zusammen mit Tom Groll die künstlerische Leitung der Veranstaltung übernommen. Sie will ganz sicher sein, dass ihr Assistenten-Team dem Publikum die Installationen im besten Licht zeigen kann. Und so folgt ihr die Truppe auf einer über dreistündigen Tour an alle Orte der diesjährigen LichtRouten.

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Die Assistenten treffen den österreichischen Lichtkünstler Klaus Obermaier (links).

„Hier könnt ihr nur mit kleinen Gruppen rein“, heißt am bei Amy Youngs im Pavillon an der Bahnhofsallee. Tatsächlich. Vor der Glaskugel mit der Grillen-Gemeinschaft entsteht sofort ein ziemliches Gedränge. Das sollte man dem Publikum nicht zumuten. An Robert Sochackis Installationen am Wiedenhof ist größte Vorsicht geboten. Am besten ist sie vom Parkplatz der Polizei aus sehen. Hier stehen auch die Projektoren.

Auf Einsatzgebiet

„Ihr befindet Euch mit den Gästen auf Einsatzgebiet. Wenn die Polizei raus muss, müsst ihr blitzschnell zur Seite rücken. Erklärt das den Besuchern“, sagt Bettina Pelz. Ihre Appelle, hier wie an anderen LichtRouten-Orten verhallen nicht ungehört. Eifrig machen sich die Frauen und Männer Notizen.

Treffen mit Künstlern

Auf dem Weg zum ehemaligen Kino in der Oberstadt ein zufälliges Treffen. Klaus Obermaier und Max Sudhues kommen der Gruppe entgegen. Beide gehören zu den ausstellenden Künstlern und haben vor Tagen in Lüdenscheid ihr Quartier aufgeschlagen. „Das ist Euer Team“, preist Bettina Pelz die Assistenten an. Später trifft die Gruppe die beiden Männer an der Knapper Schule beziehungsweise in der Damrosch-Halle wieder.

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Die LichtRouten sind ungeheuer vielfältig. Hier ein Beitrag von Jürgen Albrecht.

Der technische Rundgang versorgt die Assistenten mit letzten wichtigen Informationen. Zugleich erhalten sie vor Ort einen persönlichen Eindruck von den Künstlern und staunen darüber, wie vielfältig das Angebot der LichtRouten 2013 ist.

„Jetzt habe ich platte Füße“, sagt Sebastian, nachdem die Gruppe die Info-Zentrale der LichtRouten im ehemaligen Post-Gebäude am Rathausplatz wieder erreicht hat. Es folgt eine kurze Fragerunde. Wo kann noch etwas verbessert werden? Danach gibt Bettina Pelz die Losung für den Rest-Abend aus. „‚Füße hoch“.

Die Abende werden lang

Wer will, kann aber noch auf ein Bier mit ins Lönneberga an der Hochstraße kommen. Hier treffen sich die Künstler mit den Kuratoren Bettina Pelz und Tom Groll zu einer lockeren Runde. Fragende Blicke. „Soll ich wirklich?“ „Klar“, sagt die Kuratorin. „Dann kommt ihr in den richtigen Rhythmus für die nächsten Tage.“ Das stimmt. Die LichtRouten-Abende werden für alle Beteiligten lang.

Lecker Lüdenscheid

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Zum Auftakt ihrer LichtRouten-Beteiligung trafen sich die Lüdenscheider Gastronomen mit Gabi Püttmann vom LichtRouten-team auf dem Rathausplatz. Foto: lsm

von Wolfgang Teipel

Die Lüdenscheider Gastronomie freut sich auf die LichtRouten. Sie hat sich auf das am 27. September beginnende Internationale Forum für Licht in Kunst und Design vorbereitet. Ganz entscheidend für alle Besucher: 17 Unternehmen passen ihre Öffnungszeiten an die Veranstaltung an. Das heißt: Sie werden an den Werktagen bis 23 Uhr und an den Wochenenden bis 24 Uhr für ihre Gäste da sein.

Spezielle Angebote

„Alle sind begeistert von der Veranstaltung“, berichtet Gabi Püttmann vom LichtRouten-Team. Sie hat die Kontakte zur Gastronomie geknüpft und dabei erfahren, dass einige Unternehmen sogar spezielle Angebote entwickelt haben. So hat das Eis-Café Smeraldo seinen coolen Köstlichkeiten eine „LichtRouten-Edition“ hinzugefügt. Im Café Extrablatt können Gäste einen Lichtdrink bestellen.

Mit von der Partie sind:

Anno 1900: Humboldtstr. 32
Café Extrablatt: Rathausplatz 2
Café der Phänomenta: Gustav-Adolf-Straße 9-11
Café Zuccaba: Sternplatz 1
Capello D‘Oro: Altenaer Straße 3
Dahlmann: Grabenstraße 18
Eiscafé Laguna: Forum am Sternplatz

Eiscafé Smeraldo: Rathausplatz 2
Friedrichshof: Friedrichstraße 31
Hulda am Markt: Rathausplatz 1
Kaffee Klatsch: Rathausplatz 4
Kaffeekultur: Kulturfabrik Wilhelm Berg, Altenaer Straße 23
Papageno: Rathausplatz (Mobiler Stand)
Reidemeister: Werdohler Str. 1
Schwerdt Lotto: Sternplatz 2
Schwejk: Kirchplatz 1
Tableau grand gourmet: Rathausplatz 4 (Mobiler Stand in dem Post-Gebäude)

Auf LichtRouten-Karten sind diese mit “G” gekennzeichnet.

Grillen zirpen am Bahnhof

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So ähnlich wird die künstliche Welt aussehen,die Amy Youngs für die Grillen schafft.

Das wird spannend. Die Amerikanerin Amy Youngs zeigt bei den LichtRouten vom 27. September bis 6. Oktober  in der ehemaligen Ladenzeile am Bahnhof eine Variation ihres „Encounters of a Domestic Nature“. Bringt sie die Grillen mit? Wer kümmert sich außerhalb der Öffnungszeiten des internationalen Forums für Licht in Kunst und Design um die Insekten? Was werden sie fressen? Wer besorgt die Nahrung für die Gryllidae (lateinische Bezeichnung)? Die Beantwortung dieser Fragen ist nahezu so spannend, wie die Installationen der Amerikanerin.                                                                                                                                                            

Produktive Kreisläufe

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Amy Youngs‘ Grillen zirpen am Bahnhof.

Amy Youngs’ Werke sind ästhetisch-technische Versuchsanordnungen. Zu ihren Materialien gehören Alltagsgegenstände, Pflanzen und Tiere, mechanische Wirkmechanismen und kinetische Bezüge. Für manche Arbeiten entwickelt sie Schnittstellen zwischen analogen und digitalen Materialien und Medien. Es entstehen selbstreferentielle Systeme und produktive Kreisläufe, die sie in Skulpturen und Installationen zeigt.

Nur die Männchen zirpen

Die LichtRouten-Installation ist eine Variation des „Holodecks für Grillen“, die Amy Youngs schon 2005 realisierte – kleine künstliche Landschaften mit digital simulierter Natur. Die Grillen, die sie bewohnen, können die Landschaftsbilder aktivieren, wenn sie zirpen. Übrigens wohnen in den künstlichen Landschaften nur männliche Grillen. Nur sie sind nämlich aufgrund ihrer besonderen Strukturen auf den Flügeln fähig zu zirpen. Für die Lüdenscheider Variante können die Besucher/innen vor eine Kamera in einer „Blue Box“ treten und Teil einer Live-Dokumentation vom „Holodeck für Grillen“ werden.

Konflikte zwischen Natur und Kultur

Amy Youngs untersucht in ihren Collagen von synthetischen, natürlichen, tierischen und menschlichen Materialien das konfliktreiche Verhältnis, das die Kultur zur Natur entwickelt hat. „Mein persönlicher Ausgangspunkt war ein neunjähriges Experiment, in dem ich eine spezielle Art von Bühnenkaninchen züchtete“, berichtet Amy Youngs. Sie ging der Obsession eines „perfekten Kaninchens“ nach und hatte das Gefühl, dass sie die natürliche Welt tatsächlich verändern könnte. „Es war ein sehr starkes Gefühl; und dennoch, die Tatsache, dass ich diese Kaninchen nach einer menschlichen Idee veränderte, war zugleich beunruhigend. Teil der selektiven Zucht ist auch die „Nicht-Auswahl“ vieler Tiere. „Vor vielen Jahren gab ich diese Kaninchenzucht auf, aber mein Interesse, einen idealen Naturzustand durch technische Kontrolle erlebbar zu machen, ist geblieben.“

Amy Youngs‘ Arbeit bezieht die Betrachter/innen auf visueller, taktiler und auditiver Ebene mit ein, um einen Dialog über die Beziehung von Technologie, dem sich verändernden Naturbegriff und dem Menschen selbst zu initiieren. „Dass Technologie gleichzeitig ruinieren und offenbaren, neu erfinden und reparieren kann, ist das Paradoxon, um das meine Arbeit kreist.” In der künstlichen Welt für die Grillen wird dieser Widerspruch erlebbar.

Aktuelle Informationen zum Internationalen Forum für Kunst und Design gibt es auch auf der Facebook-Fansite der Lichtrouten.

 

Was geht App?

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Von Florian Hesse

Angekündigt ist sie schon lange, die ersten LichtRouten-Fans haben sie längst auf Tablet und/oder Smartphone. Kuratorin Bettina Pelz behagt das gar nicht. Denn: Die LichtRouten-App wird noch optimiert. Rechtzeitig zum Lichtfest werde alles fertig sein, verspricht sie. Wer sie jetzt lade, müsse sie unter Umständen löschen und neu installieren.

Lichtstadt-luedenscheid.de hat sich den Erlkönig natürlich trotzdem abgegriffen. Testmöglichkeiten waren iPhone4, Google Nexus7 und iPad. Letzteres findet im Store noch keine Downloadquelle, aber die anderen funktionieren. Und wie!

Am Start war bei der Entwicklung das Entwickler-Team U-Approach B.V., das für das Festival GLOW in Eindhoven das Helferlein gebaut hat. „Wir wollten hier noch einen draufsetzen“, sagt Bettina Pelz. Das hat der App dann auch glatt einen GPS-Navigator für die Lüdenscheider Innenstadt beschert mit allen Attraktionen und Installationen.

QR-Code lichtrouten homepage

QR-Codes wie dieser ermöglichen schnelle und gezielte Information. Sie führen direkt auf eine Internetseite wie in diesem Fall auf www.lichtrouten.de.

 

Das wichtigste Werkzeug dürfte allerdings auf der Startseite ganz oben stehen. „MEHR INFO zu den Installationen“ führt zu jeder Licht-Arbeit mit entsprechenden Erläuterungen samt Standort, was die Orientierung vorab und die ganz persönliche Routenplanung einfacher machen dürfte. Denn 20 Mal Lichtkunst an einem Abend – das ist wohl ein bisschen viel selbst für Hartgesottene.

Zumal es zu allen Arbeiten einiges zu sagen gibt. Das machen direkt an den Standorten QR-Codes, die man – hätten Sie’s gedacht? – ebenfalls mit der App auslesen kann.

Übrigens: Wer von außerhalb kommt, den Lichtblog lichtstadt-luedenscheid.de nicht gelesen hat oder nicht auf der Facebook-Fanseite der LichtRouten unterwegs war, findet immer noch Hilfe, wenn sein Handy schon einen QR-Code-Scanner hat. Entsprechende Codes führen zur Download-Möglichkeit für die App.

Weiter geht’s mit einem direkten Zugang zu Tweeds in Sachen Lichtstadt, einer Top-Ten der Installationen und einem Link zu News aus dem LichtRouten-Team.

Ganz am Ende wird es praktisch und pragmatisch. Wer auf den Balken „Über Lichtrouten“ tippt, kriegt ein bisschen Bleisatz um die Ohren. Aber Öffnungszeiten, Kontakt, Übersicht und Telefonnummern sind an sich ja nichts Schlechtes…

Übrigens: Das Ganze gibt’s kostenfrei für iOS und Android.

Aktuelles wie immer unter www.lichtrouten.de und auf der Facebook-Fanseite.
Ganz altmodisch gibt’s hier aber auch eine Übersicht als pdf-Datei zum Ausdruck.

 

 

 

 

Kunst der leisen Töne

 

Duo Atsara

Roland Devocelle und Audrey Rocher bilden das Duo Atsara, Bradford Catler (r.) bespielt die Planeten-Installation von Jakob Mattner. Foto: Florian Hesse

Von Florian Hesse

„Das musikalische Programm zu den LichtRouten-Installationen“ – das Thema dieser Einladung lässt den termingestählten, allerdings auch kenntnisfreien Berichterstatter zunächst schaudern. Auf der Netzhaut erscheint bei geschlossenem Auge bereits die unvermeidliche Marching-Band – diesmal vielleicht mit Taschenlampen? Aber keine Angst: Musik und Lichtkunst gehen gut zusammen. Zudem ist es eine Premiere in der LichtRouten-Geschichte, wie Kuratorin Bettina Pelz sagt, die im Pressegespräch mit dem Lichtkunst-Blog drei Künstler an zwei Standorten vorstellen kann.

Das Duo Atsara mit Audrey Rocher und Roland Devocelle kommt aus Südwestfrankreich und produziert in der Damrosch-Halle auf dem Bahnhofsgelände „Töne, die sich im Raum bewegen“. Die Geräusche und Töne, die die Franzosen auf Posaune und Klarinette produzieren, haben mit Blasmusik nichts zu tun und bewegen sich an der Grenze der Hörbarkeit. Ein Gluckern, Klopfen und Zwitschern ist zu hören, Devocelle erzeugt u. a. das schöne Geräusch eines Harley-Motor, den man in der Ferne nur ahnt. Diese Klänge in der Installation „einer Wolke aus Lichtflocken“ nimmt jeder Besucher anders wahr. Zusätzliche Lautsprecher transportieren die Töne des Duos unterschiedlich stark in die frühere Halle der Holzhandlung.

Einen anderen Ansatz verfolgt Bradford Catler, der sich mit Jakob Mattner dessen ältere, für die LichtRouten überarbeitete Installation in den Räumen der Kulturfabrik Berg (Altenaer Straße 23, hinter Fitness Gym) „teilt“. Der gebürtige Amerikaner, der zurzeit in Deutschland lebt und arbeitet, greift mit seiner Komposition Mattners Planeten-Darstellung auf. Multiple melodische Phrasen haben darin ihren eigenen rhythmischen Zyklus und laufen zeitversetzt. Jede der Phrasen besteht dabei aus einem komponierten und einem improvisierten Teil. „Wir freuen uns auf den Sound. Das haben wir in dieser Form noch nicht gehabt“, kündigt die Kuratorin die Klangereignisse an.

Während die Beiträge des Duos Atsara jeweils um 20.30 zu sehen und zu hören sind, wiederholt sich Catler’s Projekt vier Mal im Halbstunden-Turnus ab 20 Uhr.

Aktuelles zu den LichtRouten findet sich wie immer auf der Facebook-Fanseite des Festivals