Zauberei mit Audrey und Roland

Duo Atsara 1

Atsara verzauberte das LichtRouten-Publikum in der ehemaligen Lagerhalle der Holzhandlung Damrosch. Foto: Florian Hesse

von Wolfgang Teipel

Audrey Rocher und Roland Devocelle können sich kaum von Lüdenscheid trennen. Erst am Dienstag macht sich das Lichtkunst-Duo, das sich den Namen „Atsara“ gegeben hat, auf die Heimreise. Mit dabei: Joshua. Der kleine Sohn des Paares aus Agen in Frankreich hat die LichtRouten 2013 wohl so hautnah erlebt wie kein zweites Kind.

Stirnlampe auf dem Kopf

Joshua wuselte ständig auf dem Gelände der ehemaligen Holzhandlung Damrosch herum, im Dunkeln immer eine Stirnlampe auf dem Kopf. „Damit ich immer weiß, wo er ist“, sagt Mutter Audrey Rocher. Im Dunkeln wurde Joshua so selbst zum Glühwürmchen. Damit ähnelte er ein wenig den Lichteffekten, die seine Eltern über verschlungene Drahtgebilde durch die verlassene Lagerhalle schickten.

Licht und Musik

Audrey Rocher und Roland Devocelle haben die LichtRouten-Besucher mit Musik und Licht verzaubert. Lange lag ihre Installation mit dem Titel „(M)ondes“ in der Publikumsgunst weit vorn. Bei der Vergabe des Publikumspreises landeten sie schließlich auf Platz 4.

Beide sind über Umwege zur Lichtkunst gekommen. Audrey Rocher hat eine Ausbildung zur Performerin (Clown und Tänzerin) absolviert. Roland Devocelle ist eigentlich Musiker.

Nummer 27 für Lüdenscheid

Ihre Installationen nummerieren sie durch. Der Titel besteht aus einem Wortspiel. Es lautet (M)ondes für Welt und Wellen. In Lüdenscheid ist Nummer 27. Für die Lüdenscheider Version der Installationen der Serie „[M]ondes“ haben sie eine dreiteilige Installation entwickelt. Geometrische Farb- und Formsysteme werden auf organisch-geformte Drahtgebilde projiziert.

Wo das projizierte Bild auf reflektierenden Draht trifft, wird es sichtbar, ein großer Bildanteil verschwindet in der dunklen Umgebung. Die animierten Strukturen und Systeme zerfallen in Bildausschnitte, die über das Drahtgebilde zu fließen scheinen.

Streifzug durch 50 Jahre Lichtkunst

Diskussionsrunde (2)

Amy Youngs, Audrey Rocher, Robert Sochacki und Detlef Hartung sprachen im Museum mit LichtRouten-Kuratorin Bettina Pelz über 50 Jahre Lichtkunst. Foto: Jakob Salzmann

von Monika Salzmann

Was war – wo steuert die Lichtkunst hin? Im Gespräch mit Künstlerinnen und Künstlern ließ LichtRouten-Kuratorin Bettina Pelz am Samstag in den Museen 50 Jahre Lichtkunst Revue passieren.

„Fifty Years of Light in Fine Arts: From Documenta III to LichtRouten 2013” war die Museumsveranstaltung vor kleinem, fachkundigem Auditorium überschrieben. Als Künstler nahmen Audrey Rocher, Amy Youngs, Robert Sochacki und Detlef Hartung am Erfahrungsaustausch teil.

Lebendigkeit ein Kriterium

Robert Sochacki

Von Robert Sochacki stammt die Installation am Wiedenhof. Foto: Jakob Salzmann

Ausgangspunkt der auf Englisch gehaltenen Diskussion war ein Zitat aus der Wochenzeitung „Die Zeit“ aus dem Jahr 1964, das sich auf die Bewegungs- und Licht-Spiele der damaligen Documenta-Künstler Agam, Goepfert, Kramer, Mack, Piene, Uecker, Soto, Bury und Tinguely bezog. „Ich bin nie sicher, ob das, was diese Leute da oben treiben, mit ‚Kunst’ zu tun hat, aber es hat mich stets ungemein gefesselt, und wenn Lebendigkeit ein Kriterium der Kunst ist, dann sind diese Dynamos und Rotoren und Objekte Kunst“, hieß es da. Mit „oben“ war das Dach des Fridericianums, wo sich die Lichtkünstler bei der Documenta III tummelten, gemeint.

Licht als Material und Medium

Was sich inzwischen getan hat in Sachen Lichtkunst, erläuterten die am Gespräch beteiligten Künstler im Detail. Spannend gestaltete sich in einem zweiten Teil der Veranstaltung der Vergleich zwischen Museen und Festivals, die sich mit Licht als Material und Medium in der Kunst beschäftigen.

Aus unterschiedlicher Perspektive – bezogen auf die Herkunftsländer der Lichtkünstler, den Anteil der Männer und Frauen, Materialien und Technologien, ortsspezifische und re- bzw. interaktive Arbeiten – betrachteten Bettina Pelz und ihre Gäste die Fragestellung.

Kunst der leisen Töne

 

Duo Atsara

Roland Devocelle und Audrey Rocher bilden das Duo Atsara, Bradford Catler (r.) bespielt die Planeten-Installation von Jakob Mattner. Foto: Florian Hesse

Von Florian Hesse

„Das musikalische Programm zu den LichtRouten-Installationen“ – das Thema dieser Einladung lässt den termingestählten, allerdings auch kenntnisfreien Berichterstatter zunächst schaudern. Auf der Netzhaut erscheint bei geschlossenem Auge bereits die unvermeidliche Marching-Band – diesmal vielleicht mit Taschenlampen? Aber keine Angst: Musik und Lichtkunst gehen gut zusammen. Zudem ist es eine Premiere in der LichtRouten-Geschichte, wie Kuratorin Bettina Pelz sagt, die im Pressegespräch mit dem Lichtkunst-Blog drei Künstler an zwei Standorten vorstellen kann.

Das Duo Atsara mit Audrey Rocher und Roland Devocelle kommt aus Südwestfrankreich und produziert in der Damrosch-Halle auf dem Bahnhofsgelände „Töne, die sich im Raum bewegen“. Die Geräusche und Töne, die die Franzosen auf Posaune und Klarinette produzieren, haben mit Blasmusik nichts zu tun und bewegen sich an der Grenze der Hörbarkeit. Ein Gluckern, Klopfen und Zwitschern ist zu hören, Devocelle erzeugt u. a. das schöne Geräusch eines Harley-Motor, den man in der Ferne nur ahnt. Diese Klänge in der Installation „einer Wolke aus Lichtflocken“ nimmt jeder Besucher anders wahr. Zusätzliche Lautsprecher transportieren die Töne des Duos unterschiedlich stark in die frühere Halle der Holzhandlung.

Einen anderen Ansatz verfolgt Bradford Catler, der sich mit Jakob Mattner dessen ältere, für die LichtRouten überarbeitete Installation in den Räumen der Kulturfabrik Berg (Altenaer Straße 23, hinter Fitness Gym) „teilt“. Der gebürtige Amerikaner, der zurzeit in Deutschland lebt und arbeitet, greift mit seiner Komposition Mattners Planeten-Darstellung auf. Multiple melodische Phrasen haben darin ihren eigenen rhythmischen Zyklus und laufen zeitversetzt. Jede der Phrasen besteht dabei aus einem komponierten und einem improvisierten Teil. „Wir freuen uns auf den Sound. Das haben wir in dieser Form noch nicht gehabt“, kündigt die Kuratorin die Klangereignisse an.

Während die Beiträge des Duos Atsara jeweils um 20.30 zu sehen und zu hören sind, wiederholt sich Catler’s Projekt vier Mal im Halbstunden-Turnus ab 20 Uhr.

Aktuelles zu den LichtRouten findet sich wie immer auf der Facebook-Fanseite des Festivals