Endlich geht’s los

LR 2013 Cuppetelli und Mendoza

Zauberei mit Licht und Gummibändern in der alten Kuhne-Fabrik an der Nordstraße.

von Wolfgang Teipel

Die letzten Stunden vor der Eröffnung der LichtRouten sind für Kuratorin Bettina Pelz eine Qual. Äußerlich ist ihr nur wenig anzumerken. Naja, ein wenig mehr Schlaf wäre schon schön.

Sie ist witzig wie immer, schlagfertig und wirkt energiegeladen. Dennoch: Die starke innere Anspannung ist zu spüren. Bettina Pelz räumt ein: „Die letzten Stunden sind der reine Horror.“ Davon ist die 49-Jährige jetzt befreit. Nach der Eröffnung am Freitagabend tummelten sich Besuchermassen auf dem Internationalen Festival für Licht in Kunst, Design und Architektur in Lüdenscheid (noch bis 6. Oktober). Und – alles funktioniert.

Pure Poesie am Wiedenhof

„Et hätt noch immer jot jejange“, sagt der immer optimistische Kölner. Das stimmt. Auch wenn der polnische Künstler Robert Sochacki seine Installation für den Wiedenhof noch am Tag der Generalprobe sein Werk völlig umgekrempelt und bei der künstlerischen Leitung für helle Aufregung gesorgt hatte – seine Zeitreise an der Bahnhofstraße verströmte am Freitagabend pure Poesie.

Zirpen mit Speziallampe

Den Grillen, unverzichtbarer Bestandteil von Amy Youngs‘ Werk im Pavillon an der Bahnhofstraße, geht es gut. Sie sind ganz schön anspruchsvoll und zirpen nur ab einer Temperatur von 26 Grad Celsius. Und nur dann funktioniert auch die Installation der Amerikanerin. Wie sollten die Techniker das garantieren? Es gelang. Eine zusätzliche Speziallampe versorgt die Insekten mit wohliger Wärme.

LR 2013 Rainer Plum

„Das Zerfließen der Räume“ – Rainer Plums Laser im Platanenhain auf dem Rathausplatz funktionieren.

„Alles, was schief gehen kann, wird auch schief gehen.“ Dass Murphys Gesetz auch für die LichtRouten gilt, erfuhr einen Tag vor der offiziellen Eröffnung auch Rainer Plum. Einer seiner Laser in der Installation auf dem Platanenhain auf dem Rathausplatz gab den Geist auf. Ersatz war auf die Schnelle und ohne hohe Kosten nicht zu beschaffen. Die Reparatur glückte rechtzeitig. Bettina Pelz zollt dem Mann aus Aachen ihren Respekt. „Es hat sich ausgezahlt, dass Rainer Plum an jedem Abend in der Vorbereitungszeit vor Ort war“, sagt sie. Selbstverständlich sei das keinesfalls.

LR 2013 Klaus Obermaier

Die Knapper Schule tanzt: Klaus Obermaiers Installation „Dancing House“.

Alles, nur keine Routine

Für niemanden aus dem Team oder aus dem Kreis der Künstlerinnen und Künstler sind die LichtRouten Routine – auch wenn die Veranstaltung inzwischen in der siebten Auflage (seit 2002) zu sehen ist.  Alle arbeiten mit voller Kraft für dieses Festival des Lichts. Das spüren die Besucher und lassen es das Team auch wissen. „Ein wunderbarer Abend“. So verabschiedete sich ein Ehepaar aus Schalksmühle nach dem Besuch der Veranstaltung. Das bedeutet mehr als nur Balsam für die Nerven der angespannten Bettina Pelz.

Hinweise auf die Führungen sowie die zuätzlichen Veranstaltungen im Rahmenprogramm der LichtRouten finden Sie hier

Sechs scharfe Schnitte

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Die Insta-Fassade während der LichtRouten: Sechs LED-Lichtlinien in an- und abschwellenden luminiszierenden Grün- und Blautönen zerteilen das Gebäude.

Von Wolfgang Teipel

Tobias Link führt Natur und Technik zusammen. Wie das der Saarbrückener Lichtdesigner macht, ist während der LichtRouten 2013 vom 27. September bis 6. Oktober am neuen Lagergebäude von Insta auf der Hohe Steinert zu sehen.

Noch befindet sich die neue Halle, die ersten im nächsten Jahr ihrer Bestimmung übergeben wird, im Bauzustand. Der Innenausbau läuft. Die dunkle Fassade des 50 Meter langen, 30 Meter breiten und 18 Meter hohen Kubus erscheint aber schon perfekt. Veredelt wird das vom Lüdenscheider Architektenbüro Team MTT konzipierte Gebäude von dem Mann aus Saarbrücken. Der Lichtdesigner hat die Fassade mit sechs farblich gestalteten LED-RGB Lichtlinien zerteilt und ihr so einen besonderen Charakter verliehen.

Entspannende Wirkung

„Faszinierend“, so beschreibt Insta-Manager Michael Ashauer den Anblick, auch wenn Tobias Link für das faszinierende Phänomen des Nordlichts eine grafisch stark vereinfachte, künstlerische Interpretation gewählt hat. Die scharf konturierten wechselnden Farbverläufe mit anschwellenden lumineszierenden Grün- und Blautönen, ziehen Michael Ashauer seit einigen Tagen in den Bann. „Wenn man sich eine Weile darauf einlässt“, sagt er, „üben sie eine eigentümliche entspannende Wirkung aus.“

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Tobias Link bei der Bearbeitung seiner Arbeit „Fuchsfeuer“.

Magisches Licht

Magie ist das Stichwort. Der Saarbrückener Lichtdesigner, der seit Jahren eng mit Insta zusammenarbeitet, ist ein besonderer Fan des Polarlichtes. „Daran habe ich gleich gedacht, als ich von Insta auf ein LichtRouten-Projekt angesprochen wurde“, berichtete er in einer Video-Konferenz. Zudem habe er bei seinen Besuchen auf der Hohe Steinert festgestellt, dass das Unternehmen im Norden Lüdenscheids liege. Das lieferte ihm schließlich den entscheidenden Impuls. „Die LED-Technik (light emitting diode) liefert so viele Möglichkeiten, auch äußerst filigrane Installationen zu entwerfen“, schwärmt er von den neuen Leuchtmitteln.

Funken schlagender Fuchsschwanz

Mit dem Namen für sein Werk bringt er neueste Technik und eine alte Sage der Samen zusammen. Die Bezeichnung „Fuchsfeuer“ beruht auf Erzählungen des arktischen Volkes, in der der Fuchs durch die arktischen Gebiete zieht und dabei den Schnee aufwirbelt. So erleuchtet er den Himmel mit seinem Funken schlagenden Schwanz.

In der nüchternen technischen Beschreibung liest sich das so:

Installation: Lineare Fassaden-Lichtlinien an drei Gebäudeseiten;

Produkt: Fassadenlichtlinie instalight 4010 in RGB-Ausführung von Insta. Mit Microline Optik, sechs Linien. Jede Linie ist im Rasterabstand von 324 Millimeter farblich ansteuerbar.

Pixel: Insgesamt mehr als 900 einzeln ansteuerbare Pixel.

Steuerung: mittels instalight LEDTRIX und dem Lichtsystem instalight Control.

So veredelt Insta seinen eigenen Neubau durch eine Fassaden-Licht-Installation. „Die Arbeit von Tobias Link dient selbstverständlich auch dazu, dass sich Insta-Kunden vor Ort die Licht-Installation anschauen und sich davon überzeugen können, was moderne LED-Technik heute zu leisten vermag“, sagt Michael Ashauer. Die Einladung des Unternehmens gilt übrigens nicht nur Kunden.

 

Platte Füße

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Alle folgen Bettina Pelz. Beim technischen Rundgang mit der LichtRouten-Kuratorin gab’s noch wichtige Informationen.

von Wolfgang Teipel

Lüdenscheid steht seit Tagen ganz im Zeichen der LichtRouten 2013. Das Internationale Forum für Licht in Kunst und Design beginnt am 27. September.

Eine Meute von 45 Frauen und Männern hetzt durch die Stadt, angeführt von Bettina Pelz. Die quirlige Frau hat zusammen mit Tom Groll die künstlerische Leitung der Veranstaltung übernommen. Sie will ganz sicher sein, dass ihr Assistenten-Team dem Publikum die Installationen im besten Licht zeigen kann. Und so folgt ihr die Truppe auf einer über dreistündigen Tour an alle Orte der diesjährigen LichtRouten.

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Die Assistenten treffen den österreichischen Lichtkünstler Klaus Obermaier (links).

„Hier könnt ihr nur mit kleinen Gruppen rein“, heißt am bei Amy Youngs im Pavillon an der Bahnhofsallee. Tatsächlich. Vor der Glaskugel mit der Grillen-Gemeinschaft entsteht sofort ein ziemliches Gedränge. Das sollte man dem Publikum nicht zumuten. An Robert Sochackis Installationen am Wiedenhof ist größte Vorsicht geboten. Am besten ist sie vom Parkplatz der Polizei aus sehen. Hier stehen auch die Projektoren.

Auf Einsatzgebiet

„Ihr befindet Euch mit den Gästen auf Einsatzgebiet. Wenn die Polizei raus muss, müsst ihr blitzschnell zur Seite rücken. Erklärt das den Besuchern“, sagt Bettina Pelz. Ihre Appelle, hier wie an anderen LichtRouten-Orten verhallen nicht ungehört. Eifrig machen sich die Frauen und Männer Notizen.

Treffen mit Künstlern

Auf dem Weg zum ehemaligen Kino in der Oberstadt ein zufälliges Treffen. Klaus Obermaier und Max Sudhues kommen der Gruppe entgegen. Beide gehören zu den ausstellenden Künstlern und haben vor Tagen in Lüdenscheid ihr Quartier aufgeschlagen. „Das ist Euer Team“, preist Bettina Pelz die Assistenten an. Später trifft die Gruppe die beiden Männer an der Knapper Schule beziehungsweise in der Damrosch-Halle wieder.

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Die LichtRouten sind ungeheuer vielfältig. Hier ein Beitrag von Jürgen Albrecht.

Der technische Rundgang versorgt die Assistenten mit letzten wichtigen Informationen. Zugleich erhalten sie vor Ort einen persönlichen Eindruck von den Künstlern und staunen darüber, wie vielfältig das Angebot der LichtRouten 2013 ist.

„Jetzt habe ich platte Füße“, sagt Sebastian, nachdem die Gruppe die Info-Zentrale der LichtRouten im ehemaligen Post-Gebäude am Rathausplatz wieder erreicht hat. Es folgt eine kurze Fragerunde. Wo kann noch etwas verbessert werden? Danach gibt Bettina Pelz die Losung für den Rest-Abend aus. „‚Füße hoch“.

Die Abende werden lang

Wer will, kann aber noch auf ein Bier mit ins Lönneberga an der Hochstraße kommen. Hier treffen sich die Künstler mit den Kuratoren Bettina Pelz und Tom Groll zu einer lockeren Runde. Fragende Blicke. „Soll ich wirklich?“ „Klar“, sagt die Kuratorin. „Dann kommt ihr in den richtigen Rhythmus für die nächsten Tage.“ Das stimmt. Die LichtRouten-Abende werden für alle Beteiligten lang.

Lecker Lüdenscheid

LR 2013 Gastronomen

Zum Auftakt ihrer LichtRouten-Beteiligung trafen sich die Lüdenscheider Gastronomen mit Gabi Püttmann vom LichtRouten-team auf dem Rathausplatz. Foto: lsm

von Wolfgang Teipel

Die Lüdenscheider Gastronomie freut sich auf die LichtRouten. Sie hat sich auf das am 27. September beginnende Internationale Forum für Licht in Kunst und Design vorbereitet. Ganz entscheidend für alle Besucher: 17 Unternehmen passen ihre Öffnungszeiten an die Veranstaltung an. Das heißt: Sie werden an den Werktagen bis 23 Uhr und an den Wochenenden bis 24 Uhr für ihre Gäste da sein.

Spezielle Angebote

„Alle sind begeistert von der Veranstaltung“, berichtet Gabi Püttmann vom LichtRouten-Team. Sie hat die Kontakte zur Gastronomie geknüpft und dabei erfahren, dass einige Unternehmen sogar spezielle Angebote entwickelt haben. So hat das Eis-Café Smeraldo seinen coolen Köstlichkeiten eine „LichtRouten-Edition“ hinzugefügt. Im Café Extrablatt können Gäste einen Lichtdrink bestellen.

Mit von der Partie sind:

Anno 1900: Humboldtstr. 32
Café Extrablatt: Rathausplatz 2
Café der Phänomenta: Gustav-Adolf-Straße 9-11
Café Zuccaba: Sternplatz 1
Capello D‘Oro: Altenaer Straße 3
Dahlmann: Grabenstraße 18
Eiscafé Laguna: Forum am Sternplatz

Eiscafé Smeraldo: Rathausplatz 2
Friedrichshof: Friedrichstraße 31
Hulda am Markt: Rathausplatz 1
Kaffee Klatsch: Rathausplatz 4
Kaffeekultur: Kulturfabrik Wilhelm Berg, Altenaer Straße 23
Papageno: Rathausplatz (Mobiler Stand)
Reidemeister: Werdohler Str. 1
Schwerdt Lotto: Sternplatz 2
Schwejk: Kirchplatz 1
Tableau grand gourmet: Rathausplatz 4 (Mobiler Stand in dem Post-Gebäude)

Auf LichtRouten-Karten sind diese mit “G” gekennzeichnet.

Grillen zirpen am Bahnhof

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So ähnlich wird die künstliche Welt aussehen,die Amy Youngs für die Grillen schafft.

Das wird spannend. Die Amerikanerin Amy Youngs zeigt bei den LichtRouten vom 27. September bis 6. Oktober  in der ehemaligen Ladenzeile am Bahnhof eine Variation ihres „Encounters of a Domestic Nature“. Bringt sie die Grillen mit? Wer kümmert sich außerhalb der Öffnungszeiten des internationalen Forums für Licht in Kunst und Design um die Insekten? Was werden sie fressen? Wer besorgt die Nahrung für die Gryllidae (lateinische Bezeichnung)? Die Beantwortung dieser Fragen ist nahezu so spannend, wie die Installationen der Amerikanerin.                                                                                                                                                            

Produktive Kreisläufe

Amy Youngs

Amy Youngs‘ Grillen zirpen am Bahnhof.

Amy Youngs’ Werke sind ästhetisch-technische Versuchsanordnungen. Zu ihren Materialien gehören Alltagsgegenstände, Pflanzen und Tiere, mechanische Wirkmechanismen und kinetische Bezüge. Für manche Arbeiten entwickelt sie Schnittstellen zwischen analogen und digitalen Materialien und Medien. Es entstehen selbstreferentielle Systeme und produktive Kreisläufe, die sie in Skulpturen und Installationen zeigt.

Nur die Männchen zirpen

Die LichtRouten-Installation ist eine Variation des „Holodecks für Grillen“, die Amy Youngs schon 2005 realisierte – kleine künstliche Landschaften mit digital simulierter Natur. Die Grillen, die sie bewohnen, können die Landschaftsbilder aktivieren, wenn sie zirpen. Übrigens wohnen in den künstlichen Landschaften nur männliche Grillen. Nur sie sind nämlich aufgrund ihrer besonderen Strukturen auf den Flügeln fähig zu zirpen. Für die Lüdenscheider Variante können die Besucher/innen vor eine Kamera in einer „Blue Box“ treten und Teil einer Live-Dokumentation vom „Holodeck für Grillen“ werden.

Konflikte zwischen Natur und Kultur

Amy Youngs untersucht in ihren Collagen von synthetischen, natürlichen, tierischen und menschlichen Materialien das konfliktreiche Verhältnis, das die Kultur zur Natur entwickelt hat. „Mein persönlicher Ausgangspunkt war ein neunjähriges Experiment, in dem ich eine spezielle Art von Bühnenkaninchen züchtete“, berichtet Amy Youngs. Sie ging der Obsession eines „perfekten Kaninchens“ nach und hatte das Gefühl, dass sie die natürliche Welt tatsächlich verändern könnte. „Es war ein sehr starkes Gefühl; und dennoch, die Tatsache, dass ich diese Kaninchen nach einer menschlichen Idee veränderte, war zugleich beunruhigend. Teil der selektiven Zucht ist auch die „Nicht-Auswahl“ vieler Tiere. „Vor vielen Jahren gab ich diese Kaninchenzucht auf, aber mein Interesse, einen idealen Naturzustand durch technische Kontrolle erlebbar zu machen, ist geblieben.“

Amy Youngs‘ Arbeit bezieht die Betrachter/innen auf visueller, taktiler und auditiver Ebene mit ein, um einen Dialog über die Beziehung von Technologie, dem sich verändernden Naturbegriff und dem Menschen selbst zu initiieren. „Dass Technologie gleichzeitig ruinieren und offenbaren, neu erfinden und reparieren kann, ist das Paradoxon, um das meine Arbeit kreist.” In der künstlichen Welt für die Grillen wird dieser Widerspruch erlebbar.

Aktuelle Informationen zum Internationalen Forum für Kunst und Design gibt es auch auf der Facebook-Fansite der Lichtrouten.

 

Lichter der Besinnung

 

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Bei den Lichtern der Besinnung bieten die Kirchen einen Ort der Stille.

Die Evangelische Allianz sowie St. Jospeh und Medardus bieten ein umfassendes Programm zu den LichtRouten 2013. „Wir freuen uns, dass die evangelischen Kirchengemeinden, die Friedenskirche, die Freie Evangelische Gemeinde, das Blaue Kreuz und die katholische Kirchengemeinde St. Joseph und Medardus an dem gemeinsamen Angebot der Kirchen zu den Lichtrouten beteiligt sind“, so Bärbel Wilde, Vorsitzende der evangelischen Allianz in Lüdenscheid. Unter der Federführung der evangelischen Allianz ist ein abwechslungsreiches Programm mit Vorträgen, Konzerten, Jugendaktionen und vielem mehr zustande gekommen.

Musik von „joyfull spirit“

Pünktlich zum Start der Lichtrouten beginnt am Freitag, 27. September, um 19.30 Uhr auch der Impulsabend mit Hanspeter Wolfsberger in der Freien Evangelischen Gemeinde an der Börsenstraße. Der ehemalige Direktor der Liebenzellermission spricht zum Thema „Was wirklich wichtig ist im Leben“. Für Musik sorgen „joyful spirit“.

„Mir geht ein Licht auf“ heißt es am Samstag, 28. September, um 17 Uhr beim Monatsschlussgottesdienst in der Christuskirche. Am selben Tag um 19.30 Uhr findet außerdem ein Konzert mit der Band „2B“ in der Auferstehungskirche statt.

Feuerschale und Stockbrot

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Bärbel Wilde (Mitte) stellt gemeinsam mit den Mitgliedern der evangelischen Allianz und Lichtrouten-Kurator Tom Groll (hinten Mitte) das Programm der Kirchen zu den Lichtrouten vor.

Während der beiden Lichtrouten-Wochenenden am 27. und 28. September sowie vom 4. bis zum 6. Oktober laden die Christuskirche, die Freie Evangelische Gemeinde und St. Joseph und Medardus im Rahmen der überkonfessionellen Arbeit „Gemeinsame Wege“ immer von 19 bis 22 Uhr zu den offenen Kirchen ein. Bei den Lichtern der Besinnung bieten die Kirchen einen Ort der Stille. Die Erlöserkirche beteiligt sich am 29. September, am 4. und 6. Oktober an den offenen Kirchen. Auf dem Kirchplatz sind zu dieser Zeit Feuerschale und Stockbrot im Angebot. Am Samstag, 5. Oktober, um 19.30 Uhr gibt es in der Erlöserkirche einen besonderen Leckerbissen: ein Klavierabend bei Kerzenschein mit Kantor Dimitrie Grigoriev.

 

„Das Jugendding“ startet am Mittwoch, 2. Oktober, um 19.30 Uhr ebenfalls in der Erlöserkirche. Im Anschluss ist eine Lightpainting-Aktion der Jugendlichen an verschiedenen Stationen geplant, bei dem sie per Langzeitbelichtung auf Fotografien mit Licht malen. So ist das Thema Licht über den gesamten Zeitraum der Lichtrouten vom 27. September bis 6. Oktober im Veranstaltungsprogramm der Kirchen präsent.                                                                             (lsm)

 

Onkel Willi riesengroß

Onkel Willi

Auch dieses Bild von Claudia Ackermann wird während der Aktion „Paint Your City“ zu sehen sein.

von Wolfgang Teipel

„Die Kunst der Projektion“ – auch  Onkel Willi und Felix, eins der Lüdenscheider Wahrzeichen, werden sie erleben. Die Kiersper Malerin Claudia Ackermann hat ein Gemälde für die Aktion „Paint Your City“ eingereicht. Sie nennt es „Onkel Willi“ und zeigt einen Teil der von Waldemar Wien geschaffenen Skulptur. Die Bronzestatue steht seit 1978 vor der Gaststätte „Hulda am Markt“, exakt auf dem Platz, der bis 1938 dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal vorbehalten war.

Riesige Bilder

Für die Aktion „Paint Your City“ können Lüdenscheider und Menschen aus der Region Bilder, Zeichnungen und auch Videoclips einreichen. Sie werden während der LichtRouten vom 27. September bis 6. Oktober (Motto „Die Kunst der Projektion“) auf die Stirnseite der Fachhochschule an der Bahnhofsallee projiziert. Immerhin in einer Größe von 9 x 12 Metern. Onkel Willi riesengroß.

Claudia Ackermann

Die Kiersper Malerin Claudia Ackermann.

Der aus Dortmund stammende Bildhauer Waldemar Wien hat an vielen Plätzen in Lüdenscheid und in der Region seine Spuren hinterlassen. Dass Onkel Willi mit Hut, Zigarre und Hund Felix seinen Platz vor Hulda am Markt  einnehmen konnte, ist Spenden der Stadtwerke Lüdenscheid sowie den Unternehmen Erco und Rothmann Immobilien zu verdanken.

Claudia Ackermann hat eine besondere Beziehung zu Onkel Willi. Ihr Onkel Willi stand in Wiens Kiersper Atelier Modell für den Mantel. Vorlage für die Skulptur war ein ehemaliger Prokurist des Kiersper Chemie-Unternehmens Kuhbier. Auch er hieß witziger Weise Willi.

Ruhm als Freiheitskämpfer

Onkel Willi wurde nicht nur zu einem der Lüdenscheider Wahrzeichen. Er erlangte ebenfalls einen gewissen Ruhm als Freiheitskämpfer. In der Diskussion um den NATO-Doppelbeschluss, der vorsah, ab 1983 auch in Deutschland Pershing-Raketen zu stationieren, pappte die Lüdenscheider Friedensgruppe Onkel Willi ein Protestplakat auf den Bauch. „Der Hund und auch der Opa woll’n Frieden in Europa“, texteten damals die Protestler. 2007 erschien dann Onkel Willi mit dem Banner auf dem Titelblatt der Zeitschrift „Wissenschaft & Frieden“.

Wer sich an der Aktion „Paint Your City“ beteiligen möchte, kann Bilder, Zeichnungen oder Videoclips einreichen, die zeigen, was ihn mit Lüdenscheid verbindet.

Per E-Mail: denkfabrik@lichtrouten.de
Per Post: Koordinierungsbüro der LichtRouten c/o Lüdenscheider Stadtmarketinggesellschaft, Mathildenstraße 20, 58507 Lüdenscheid
Persönlich: Koordinierungsbüro der LichtRouten c/o Lüdenscheider Stadtmarketinggesellschaft, Lutherstraße 9, 58507 Lüdenscheid. Öffnungszeiten: Mo-Do 9.00 bis 17.00 Uhr und Fr. 9.00 bis 15 Uhr, Tel. 02351/ 1064-234

Weitere Informationen zu den LichtRouten 2013 sind auch auf der Fan-Seite der Veranstaltung zu finden:

Drei Wörter sorgen für Aufsehen

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Ein Vorgeschmack auf die Installation am Allen-Haus. Foto: Wolfgang Teipel

von Wolfgang Teipel

Ein einziges Wort sorgte in Jerusalem für großes Aufsehen. Detlef Hartung und Georg Trenz projizierten in Englisch, Hebräisch und Arabisch „Light“ auf die alte Stadtmauer von Jerusalem. Rund 300 000 Besucher sahen vom 5. bis 13. Juni 2013 das Lichtspektakel auf dem historischen Gemäuer. In Lüdenscheid haben die beiden Lichtdesigner ein hochmodernes Gebäude für ihre Installation ausgewählt. Sie spielen mit dem 2009 fertiggestellten „Allen-Haus“ am Sternplatz.

Und das gleich im doppelten Wortsinne. „Spiel Raum Stadt“ – diese drei Begriffe werden in ungezählte Variationen über die Fassaden des weißen Würfels flimmern und zum Gedankenspiel über das haus und seine Umgebung anregen. Dazu kommt eine Besonderheit: Bei den LichtRouten 2013 vom 27. September bis zum 6. Oktober präsentierten Hartung und Trenz ihre erste Farbarbeit.

Visuelle Poesie

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Die Arbeit „Light“ auf der historischen Stadtmauer von Jerusalem.

Beide sind inspiriert von der visuellen Poesie des Hörfunkautors Ferdinand Kriwet. Er überraschte in den 1960er Jahren das Publikum mit seinen „Sehtexten“. Hartung und Trenz arbeiten seit 1998 mit Text und Licht. Wie bei „Light“ in Jerusalem, wo sich die ständig wandelende Schrifttextur mit der faszinierenden Struktur der alten Stadtmauer vermischten, so wird die Fassade des Allen-Hauses  mit den leuchtenden Begriffen „Stadt Spiel Raum“ eine strahlende Einheit bilden. Hartung und Trenz regen so zum Nachdenken über die Lesbarkeit der Dinge und über das Licht als ihre Grundvoraussetzung an.

Interpretation von Wahrnehmung

„Seit nahezu 20 Jahren beschäftigen wir uns mit dem Verhältnis von Wort und Bild, den beiden wichtigsten visuellen Möglichkeiten, Wahrnehmung zu interpretieren und zu archivieren“, heißt es auf ihrer Homepage. Ort und Licht bilden bei Hartung und Trenz immer eine Einheit. Ein Beispiel: Ende Juni projizierten sie die Worte „Ave Maria“ in den Altarraum der Kirche des Klosters Fürstenfeld.

Hoher technischer Aufwand

Die beiden Lichtdesigner arbeiten mit hohem technischen Aufwand. Für ihre erste Installation verwendeten sie im Jahr 1998 immerhin 62 Dia-Projektoren. In Jerusalem verzauberten sie das Publikum mit einer Vier-Kanal-Videoinstallation, vier LED-Projektoren und vier Mediaplayern.

Mit ihrer Arbeit am „Allen-Haus“, benannt nach dem irischen Investor Burt Allen,  erfüllen Hartung und Trenz ein wesentliches Merkmal der diesjährigen Lichtrouten. Noch nie zuvor in der zehnjährigen Geschichte des internationalen Forums für Licht in Kunst und Design gab es ein so hohes Maß an Arbeiten, die eigens für die LichtRouten entwickelt worden sind oder so nur in Lüdenscheid zu sehen sein werden.

Führungen mit viel Herzblut

Foto Assistenzen

Die LichtRouten-Assistenzen sind an allen Tagen dabei. Sie haben jede Menge Informationen im Gepäck.

Sie kennen sich aus mit den Installationen und Künstlern der Lichtrouten 2013. Seit Monaten bereitet sich das Team der Assistenzen mit viel Engagement auf seine Aufgaben als Standortbegleiter und Gästeführer vor. Dem Aufruf der Lichtrouten-Veranstalter waren wieder viele Lichtrouten-Enthusiasten aus Lüdenscheid und Umgebung gefolgt. Rund 50 Frauen und Männer gehören inzwischen dazu und werden während der Lichtrouten im Einsatz sein, teilt das Organisationsbüro der LichtRouten 2013 mit.

Festival größer als je zuvor

Seit Monaten setzen sie sich unter Anleitung von Kuratorin Bettina Pelz mit den Künstlern, den Installationen, der Geschichte des Festivals und der Lichtkunst auseinander. In diesem Jahr ist das Lernpensum besonders hoch, da die Lichtrouten 2013 mit ihren 20 Installationen von internationalen Lichtkünstlern und Designern einen größeren Parcours durch die Innenstadt Lüdenscheids bieten als je zuvor. „In den vergangenen Jahren haben wir sehr gute Erfahrungen mit den Assistenzen gemacht. Sie haben den Gästen mit viel Herzblut und Engagement die Lichtinstallationen nahe gebracht. Ich bin überzeugt, dass es auch in diesem Jahr wieder so sein wird“, so Jörg Marré, Geschäftsführer des Lüdenscheider Stadtmarketings. Die Gäste der Lichtrouten können sich in jeden Fall schon auf viele Hintergrundinformationen an den Standorten und abwechslungsreiche Führungen zu den Lichtrouten freuen.

Viele Hotels schon ausgebucht

Die Lichtrouten 2013 in Lüdenscheid erfreuen sich schon jetzt, neun Tage vor Beginn der Veranstaltung, sehr großer Beliebtheit. Das spiegelt sich unter anderem in den Buchungen der Hotels wider. Alle Hotels in direkter Umgebung des diesjährigen Ausstellungsparcours sind am Eröffnungswochenende restlos ausgebucht. Dort haben sich nicht nur zahlreiche Künstler und Techniker einquartiert, auch viele Fachjournalisten und Gäste logieren zwischen dem 27. September und dem 6. Oktober dort. Für Besucher, die noch einen Kurzurlaub zu den Lichtrouten Lüdenscheid planen, ist aber noch nicht zu spät. In Hotels, die nur wenige Kilometer vom Veranstaltungsgebiet der Lichtrouten entfernt liegen, gibt es noch freie Zimmer.

Bei der Suche nach Unterkünften kann folgender Link hilfreich sein: http://www.tourismus.meinestadt.de/luedenscheid/hotel

Fuchsfeuer auf der Insta-Fassade

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Solche Lichterscheinungen werden in Finnland und Lappland „Fuchsfeuer“ genannt.

von Wolfgang Teipel

Für Tobias Link ist Lichtkunst etwas ganz Besonderes. „Sie ist für uns ein Quell der Inspiration und lässt die Arbeit mit Licht in all seinen Facetten zu. So ungezwungen und vor allem unabhängig lässt es sich im normalen Projektgeschäft selten arbeiten“, sagt der Mediendesigner. Schwerpunktmäßig befasst er sich mit interdisziplinären Projekten, die Licht-, Medien-, Sound- und Architekturaspekte zu einem neuen Ganzen verbinden.

Mit einer Arbeit des Mannes aus Saarbrücken beteiligt sich das Unternehmen Insta in diesem Jahr an den LichtRouten in Lüdenscheid (27. September bis 6. Oktober). „Fuchsfeuer“ von Tobias Link wird am neuen Lagergebäude an der Hohem Steinert zu sehen sein (Freischaltung während der Veranstaltung von der Dämmerung bis zum Morgengrauen).

Programmierte Lichtszenen

Durch die programmierten Lichtszenen des Lichtkünstlers Tobias Link erhält das Gebäude durch die farblich gestalteten LED-RGB-Fassaden-Lichtlinien seinen eigenen Charakter. Interessierte Besucher und Betrachter bekommen so einen Einblick in die moderne LED-Technik von Insta und können sich so von der Leistungsfähigkeit des Unternehmens und der für LED-Technik zuständigen Business Unit Lightment überzeugen.

Legenden ums „Fuchsfeuer“

Der Titel der Link-Installationen „Fuchsfeuer“ verweist auf eine der Legenden, die sich um die Lichterscheinungen „Aurora Boreales“ ranken. Es sind Lichterscheinungen wie Bänder, Schleier und Felder aus farbigem Licht, die vornehmlich in den arktischen und antarktischen Erdregionen den Himmel erleuchten. In den Mythen Finnlands und Lapplands werden diese Lichtbilder von einem Fuchs an den Himmel gezeichnet.

Tobias Link arbeitet seit 1990 im Bereich der szenografischen Beleuchtung. Zu Beginn schuf er für Theater und TV emotional ausdrucksstarke Inszenierungen. 1995 begann er erste Arbeiten im Bereich kinetischer Inszenierungen in der Architektur. Den Schwerpunkt seiner Arbeit legt er je nach Aufgabenstellung in das mehr klassische Lichtdesign oder in den stark emotional geprägten künstlerischen Bereich. Neben der reinen Lichtschöpfung entwirft er auch raumbildende Skulpturen, die er wiederum mit Licht belebt.

Die neue Lust auf Licht

Tobias Link ist inzwischen auch als Autor in Erscheinung getreten. Sein Titel „Die neue Lust auf Licht“ zeigt er zusammen mit dem Lichtgestalter Oliver Jene, wie sich ein gelungenes Lichtdesign auf Räume auswirken kann und wie Licht prinzipiell auf Menschen wirkt.

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Tobias Link taucht die Fassade des neuen Insta-Lagergebäudes in Licht.

„Die neue Lust auf Licht“ löst nicht nur tatsächlich die Lust auf eine gelungene, eigene Licht-Installation aus sondern animiert den Leser selbst, auf seine Lichteinrichtungen Zuhause Einfluss zu nehmen. Tobias Link und Oliver Jene stellen anschaulich dar, auf was zu achten ist und zeigen dem angeregten Leser/ der Leserin, wie Licht auf wirkt. Erschienen ist das Werk von Tobias Link bei ppv-medien.

„Die neue Lust auf Licht“, heißt es in einer Buchbesprechung, sei eine gelungene Einführung in die Lichtgestaltung, die ein solides Grundwissen vermittele, praktische Tipps für die einzelnen Bereiche des Hauses liefere und somit Theorie und Praxis mit einem gehörigen Schuss Ästhetik und Ambiente vereine. So sei mehr Lust auf Licht garantiert.