Fünf Jahre Pause?

Von Florian Hesse

„Ich bin auf Lichtrouten. Komm! Ist cool!“ Für Tom Groll, Kurator des zehntägigen Lichtspektakels, war die mitgehörte Handy-Konversation eines der persönlichen Schlüsselereignisse des Festivals. Kulturbegeisterte, Lichtkunstfans und einfach eventhungrige Lüdenscheider waren unterwegs. Etwa 45000 Besucher haben die Assistenzen an den 20 Standorten gezählt – oder eher geschätzt. Genaue Angaben seien kaum möglich, wenn die ganze Stadt voller Menschen sei, räumen Jörg Marré und Andre Westermann aus der Geschäftsführung der Lüdenscheider Stadtmarketing GmbH als Veranstalter ein.

LR 2013 l App fuer Smartphone

QR-Codes an den Stationen, Infos übers Smartphone, Kommunikation über Soziale Netzwerke wie Twitter und Facebook. Die Lichtrouten 2013 hatten einiges an Neuerungen zu bieten. Foto: Lichtrouten.de

Man habe die Wirkung nach innen für Lüdenscheid, aber auch verstärkt für Auswärtige erreicht, sagt Marré im Gespräch mit dem Lichtstadt-Blog. Als Beispiel nennt er die Beteiligung am Publikumspreis für die interessanteste Installation. Die Vorschläge dafür seien aus ganz Europa gekommen.

Eine Rolle dabei hat offenbar die neue Inszenierung des Festivals gespielt. Erstmals konnten Gäste mit einer App für Smartphones durch die Stadt navigieren, QR-Codes scannen, über Facebook und Flickr selbst interagieren. Wer wollte, konnte twittern oder – ebenfalls Premiere – auf diesem Lichtkunst-Blog Insider-Geschichten oder Betrachtungen am Rand nachlesen. „Wir haben“, sagt Marré, „zehn Tage lang die Stadt gut dargestellt.“

Wie es mit den Lüdenscheider LichtRouten weiter geht, bleibt an dieser Stelle bewusst offen. „Wir gehen davon aus, dass es in drei Jahren stattfindet“, sagt Marré als LSM-Geschäftsführer. Doch er verweist auch auf die erforderlichen Beschlüsse im Aufsichtsrat der Gesellschaft und die finanzielle Ausstattung des Projekts, das in diesem Jahr immerhin 360000 Euro gekostet hat.

Doch es könnte auch anders kommen. Denn der Löwenanteil zur Finanzierung kommt von Sparkasse, Stadt Lüdenscheid, Stadtwerken und Wirtschaftsförderung Kreisstadt Lüdenscheid (WKL) als Gesellschafter der Stadtmarketing GmbH. 60000 Euro schießen externe Sponsoren zu.

Interessant wird es beim Blick auf die Stadt selbst. Lüdenscheid hat sich bedingungslos dem Haushaltssicherungskonzept verpflichtet. Mehrausgaben sind nicht drin. Gleichzeitig lebt die Stadt von der Enervie-Dividende, den Erlösen ihrer früheren Stadtwerke-Tochter. Doch der geht es genau so schlecht. Die Energiewende bringt den regionalen Versorger in heftige Probleme.

Vor diesem Hintergrund bedeutet der neue Vorschlag von Bürgermeister Dzewas, die Lichtrouten zum 750jährigen Stadtjubiläum 2018 stattfinden zu lassen, vielleicht auch Folgendes: fünf Jahre Pause.

Publikum wählt Knapper Schule

Knapper Schule

Die Knapper Schule als „Dancing House“. Klaus Obermaiers Mapping-Projektion wurde 2013 zum Publikumsliebling. Foto: Ulrike Hesse

Von Florian Hesse und Wolfgang Teipel

Der Publikumspreis der LichtRouten2013 geht an Klaus Obermaier. Der 58-jährige Österreicher, der in seine Heimatstadt Linz und in Venedig arbeitet, galt mit seiner Mapping-Installation an der Fassade der Knapper Schule schon früh als Geheimtipp für den Preis der LichtRouten-Gänger, die sich unter 20 Installationen zu entscheiden hatten. Vier Preise im Wert von jeweils 150 Euro hatte die Lüdenscheider Stadtmarketing GmbH als Veranstalter des Lichtkunst-Festivals für die Teilnehmer ausgelobt.

Unter den durchweg sehenswerten Arbeiten der LichtRouten2013 hatte das „Dancing House“ die Gäste aus Lüdenscheid wie von auswärts von Anfang an in den Bann gezogen. Die Projektion wird gesteuert über die Bewegungen der Zuschauer vor der Kamera.

Mit 20 Prozent der Stimmen habe die Arbeit klar vorn gelegen, hieß es am Schlusstag bei der Bekanntgabe am Info-Stand im Postgebäude. Auf Rang zwei fand sich die Laser-Installation Reiner Plums, auf drei die Arbeit von Robert Sochacki am Wiedenhof, auf vier das Duo Atsara in der Damroschhalle und auf dem fünften Platz Refik Anadols Fassadenbearbeitung am Stern-Center. Größte Medienpräsenz hatte allerdings die Wiedenhof-Installation gefunden. Sie sei „das Gesicht der LichtRouten“ gewesen, so Kuratorin Bettina Pelz.

Klaus Obermaier (links) im Gespräch mit Kuratorin Bettina Pelz und den Assistenzen der LichtRouten. „Das ist euer Team“, stellt Pelz die Gruppe dem österreichischen Künstler beim letzten Rundgang vor. Foto: Wolfgang Teipel

 

Klaus Obermaier selbst über seine Installation: „Im Zeitalter von Social Media wie Facebook, YouTube und Google verändert sich die Erwartungshaltung vor allem der jüngeren Generation gegenüber Kunst, insbesondere jener im öffentlichen Raum. Interaktive Installationen gehen über die passive Rezeption, das bloße Staunen, hinaus und schaffen ein immersives, kommunikatives Erlebnis. Erst durch die aktive Teilnahme der Besucher/innen, durch den spielerischen Umgang, wird das Kunstwerk lebendig. Aus passiven Rezipienten werden kreative Akteure. In Dancing House ist der/die User/in aufgerufen, sich zu bewegen, zu springen, um dadurch – wie im Titel angedeutet – das Gebäude und sich selbst zum Tanzen zu bringen.”

Die Preise der Lüdenscheider Stadtmarketing GmbH gewinnen Anna Blumert aus Lüdenscheid und Claudia Ackermann aus Kierspe, die sich mit Karten am Voting beteiligt hatten. Unter den Online-Votern sind es Stefan Robisch (Hagen) und Annette Schwarze aus Lüdenscheid. Mitgemacht hatten bei der Abstimmung LichtRouten-Fans aus ganz Europa, hieß es am Rande der Bekanntgabe.

Glücksfee der Ziehung war übrigens Ute Hessmert, „die gute Seele der LichtRouten“, die sich mit Kaffee und Brötchen um das Befinden der Helfer gekümmert hat. Die technischen Fragen im Hintergrund hatte bekanntlich ihr Mann Charly geregelt…