Napoleon beherrscht das Museum

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Eine Büste des Imperators ziert den Eingang zur Ausstellung „Wider Napoleon“. Foto: Wolfgang Teipel

Die Ausstellung „Wider Napoleon“ im Lüdenscheider Heimat- und Geschichtsmuseum (noch bis 23. März) wird von einem abwechslungsreichen Rahmenprogramm begleitet. Am Sonntag, 26. Januar, 18 Uhr, lädt Dr. Martin Klöffler zu einer kleinen Revue revolutionärer Wissenschaftsgeschichte ein. Vorgestellt werden historische Instrumente. Die Französische Revolution und die napoleonische Zeit stürzten nicht nur Gesellschaften und Staaten um, sondern revolutionierten auch die Wissenschaften.

Original französischer Urmeter

Es war die Zeit, ein universelles Längenmaß, gültig für die gesamte Menschheit, zu erfinden. Der heute so geläufige Meter brauchte dennoch ein halbes Jahrhundert, um sich endgültig durchzusetzen. Dr. Martin Klöffler erzählt in anschaulicher Form über die historischen Zeitumstände im revolutionären Paris, die Ideen zur Vermessung und die abenteuerliche Expedition der beiden Astronomen Méchain und Delambre. Er erläutert die Vermessung mit zeitgenössischen Instrumenten und präsentiert am Schluss einen originalen französischen Urmeter (Mètre des Archives).

Musik aus der Zeit Napoleons

Weitere Veranstaltungen folgen. Am Sonntag, 2. Februar (18 Uhr), spielen Schüler der Musikschule Lüdenscheid Musik aus der Zeit Napoleons. Streicher und Pianisten präsentieren an diesem musikalisch-sinnlichen Abend Kammermusik aus dem 19. Jahrhundert und entführen die Besucher in die beginnende Epoche der Romantik.

Lutz Reike

Museumspädagoge Lutz Reike in Originalkleidung aus der Zeit um 1800. Foto: Franziska Schmieder

Mode vor über 200 Jahren

Unter dem Motto „Die haben ja gar nichts an“ geht es am Sonntag, 9. Februar, ab 18 Uhr, um Damen- und Herrenmode aus der Zeit um 1800. Geschichten, Bilder und modische Accessoires ermöglichen einen vielseitigen Blick auf die Mode jener Zeit. Fast jeder, ob Bürger oder Adliger, Frau oder Mann ist bemüht, im Rahmen seiner Möglichkeiten dem Ruf der Mode zu folgen.

Der lebendige und von der Vorführung zahlreicher Kleidungsstücke aus der Zeit um 1800 ergänzte Vortrag von Lutz Reike entführt die Besucher in die Welt der Mode um 1800, die deutlich von den Entwicklungen im napoleonischen Frankreich geprägt war. Die Empiremode steht gleichsam pars pro toto für den europäischen Kulturtransfer der napoleonischen Epoche.

Kunstraub im Namen der Freiheit

Dr. Bénédicte Savoy widmet am Donnerstag, 20. Februar (ab 18 Uhr) ihren Vortrag dem Kunstraub unter Napoleon. Der so genannte „napoleonische Kunstraub“ war der sichtbarste und spektakulärste Ausdruck einer von der Revolution übernommenen und unter dem Empire systematisch betriebenen Aneignungsideologie, die offiziell im Namen der Freiheit, später im Namen der Allgemeinheit umgesetzt wurde.

Bei diesen erzwungenen Transfers spielten Propaganda und Selbstverherrlichung des französischen Staates eine zentrale Rolle. Während Paris um 1800 zur Hauptstadt eines neuen öffentlichen, zirkulierenden, sichtbaren Wissens wurde, zeichnete sich bei den „Opfern“ – den beraubten Völkern Europas – eine sich steigernde patriotische Identifizierung mit den entwendeten Objekten ab.
Den Fürsten weggenommen, vom Volke wiedererobert, das war die Devise, die 1814/15 zum größten Restitutionsakt der europäischen Geschichte führte.

Frauenleben um 1800

Der Vortrag von Dr. Bénédicte Savoy beleuchtet Mechanismen der Auf- und Abwertung von Kunstwerken in diesem Zusammenhang. Waren die Frauenvereine von 1813 der Beginn der Emanzipation? Diese Frage wird am Sonntag, 23. Februar (18 Uhr) Dr. Inken Schmidt-Voges untersuchen- Ihr Thema lautet „Frauenleben um 1800 zwischen sozialem Wandel und politischer Zäsur“.

1813 gründeten sich in der Folge der Napoleonischen Kriege die ersten Frauenvereine in Deutschland, denen oft eine Vorreiterrolle für die späteren Frauenrechtsorganisationen des 19. Jahrhunderts zugesprochen wird. Der Vortrag blickt in die andere Richtung und fragt nach den Voraussetzungen und Herausforderungen dieser neuen Organisationsform politischen Handelns von Frauen.

Sozialer Wandel und politische Zäsur

Wie sahen die Lebenswelten von Frauen um 1800 aus, welche Handlungsspielräume standen Frauen aus unterschiedlichen Schichten und Ständen offen? Mit dem Blick auf die Wechselwirkungen zwischen sozialem Wandel und politischer Zäsur durch Revolution und „Befreiungskriege“ kann die Frage ausgelotet werden, worin das Innovationspotential dieser Frauenvereine lag.

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Positiv mit allen Mitteln

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Positiv mit allen Mitteln: Sabine Domogala nimmt die Phrasen von Personaltrainern aufs Korn. Foto: www.sabine-domogala.de

von Wolfgang Teipel

Schwächen umarmen – wenn es nach Sabine Domogala geht, sollte diese Idee die Welt erobern. Die Frau vom Niederrhein will das Lüdenscheider Publikum bei den Kleinkunsttagen vom 16. bis 25. Februar mit skurriler Comedy und feinstem Blödsinn verzaubern und zwar in der Rolle als Lebens- und Motivationstrainerin. Aber Vorsicht: Bei ihrem Auftritt am 25. Februar nimmt die Kabarettistin die Phrasen und Schlagworte sogenannter Personal Coaches derartig aufs Korn, dass die Zuhörer kaum noch aus dem Lachen herauskommen.

Domogala setzt den Schlusspunkt

Sabine Domogala beschließt mit ihrem Gastspiel die Kleinkunsttage, bei denen zuvor Sascha Korf, Anna Piechotta, Michael Feindler und Frank Grischek zu sehen sein werden. Alle fünf sind aussichtsreiche Kandidaten für die „Lüdenscheider Lüsterklemme“, einen von der Sparkasse Lüdenscheid gestifteten Kleinkunstpreis. Er ist mit 1500 Euro dotiert.

Programm „Schwächen umarmen“

Positiv mit allen Mitteln  – so sollten Menschen durchs Leben gehen und dabei ihre Schwächen umarmen. Mit dieser Empfehlung wirft Sabine Domogala alles über Bord, was gestandene Personaltrainer ihren Klienten raten. Stattdessen nimmt sie einem gesamten Berufsstand mächtig aufs Korn. An nur einem Abend lüftet diese Trainerin das Geheimnis für mehr Glück und Zufriedenheit  – stets geradlinig in ihrer Methodik: „Sag mir deinen Namen und ich sag dir, wie du heißt!“ Der Fachwelt gibt sie Rätsel auf, doch Sabine Domogala ist überzeugt von ihrem richtigsten Weg: „Wenn alle die Welt durch meine Augen sehen, ist auch mir geholfen“, lautet ihr Credo.

Pubikum entscheidet

Die Lüsterklemme besitzt für die Künstler einen besonderen Wert. Nicht eine Jury sondern das Publikum bestimmt den Preisträger. Es kann in den vier Kategorien Aufbau/Konzeption, Aussage/Intention, Ausführung/Verwirklichung und Gesamteindruck/Gesamtwirkung Noten von 1 bis 6 vergeben. Die Noten eines Stimmzettels werden summiert und durch vier geteilt. Zudem wird der Notendurchschnitt jedes abgegebenen Stimmzettels summiert und durch die Zahl der abgegebenen Stimmzettel des jeweiligen Abends geteilt. So ergibt sich eine Gesamtbewertung, die unabhängig von der Teilnehmerzahl ist.

Vorverkauf hat begonnen

Karten sind im Vorverkauf an der Theaterkasse des Kulturhauses (Tel. 0 23 51/17 12 99) zu erhalten. Sie kosten für eine Veranstaltung 15 Euro plus zehn Prozent Vorverkaufsgebühr. Wer gleich alle fünf Vorstellungen bucht, zahlt nur für vier.

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Mürrisch am Akkordeon

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Frank Grischek ist ein Meister der gekonnt mürrischen Präsentation. Foto: www.frankgrischek.de

von Wolfgang Teipel

Von Frank Grischeks gekonnt mürrischen Präsentation und seinem Instrument sollte man sich nicht täuschen lassen. Grischek besitzt als Kabarettist ein unglaubliches Potenzial ebenso wie sein Akkordeon. Das wird er mit seinem neuen Programm „unerhört“ bei den Lüdenscheider Kleinkunsttagen vom 16. bis 25. Februar beweisen. Grischek bewirbt bei den Kleinkunsttagen mit vier weiteren Kabarettisten um die von der Sparkasse Lüdenscheid gestiftete „Lüdenscheider Lüsterklemme“. Mit dieser Trophäe ist ein Geldpreis von 1500 Euro verbunden. Außerdem wird der Sieger tatsächlich mit einer Lüsterklemme ausgezeichnet.

Unnachahmlich schlechte Laune

Frank Grischek will am 22. Februar dem Publikum die Vielseitigkeit seines Instrumentes nahebringen. So richtig begeistern kann er sich für den Job Akkordeonist allerdings nicht. Mit unnachahmlich schlechter Laune macht er klar, dass das Publikum seine Sicht auf Akkordeonisten, ob nun in der Fußgängerzone oder im Konzertsaal, gründlich überdenken muss.

Missmutig erläutert Grischek wie auf ständige Bedrohung einzugehen ist, wie es sich anfühlt neidvoll betrachtet zu werden oder wie man am besten auf die Frage: „Akkordeon? Und was machen Sie beruflich?“ reagiert.

Aufregen, leiden und schweigen

Grischek regt sich auf, leidet, schweigt. Und entlockt seinem Instrument einzigartig wuchtige, aber auch feinste Klänge. Das Akkordeon ist eben seine Leidenschaft. Das beweist er eindrucksvoll mit wunderschöner Musik. Meisterlich spielt er alles – vom süffigen Tango über eine hinreißende Musette, von der klassischen Fuge bis zum virtuosen Irish Tune.

Liebeserklärung eines Miesepeters

Unglaublich unterhaltsam ist dieses Programm, das von den herausragenden Fähigkeiten des Musikers, der gekonnt muffeligen Präsentation und den ungeahnten Möglichkeiten des Akkordeons getragen wird. „Liebeserklärung eines Miesepeters“ schrieben die Kieler Nachrichten nach einem Auftritt Grischeks im hohen Norden. Die Mainpost notierte „Nach 10 Jahren und über 15 Programmen mit Henning Venske und Jochen Busse nun endlich das erste Soloprogramm von und mit dem Ausnahmeakkordeonisten, der als stoisch Leidender zugleich sichtbar macht, wie mit dem abgehängten Teil der Gesellschaft umgegangen wird“.

Die Lüdenscheider Kleinkunsttage  dauern vom 16. bis 25. Februar. Alle Vorstellungen beginnen um 19.30 Uhr in der Garderobenhalle des Kulturhauses. Die Bewirtung während der Pausen ist gewährleistet.

Vorverkauf hat begonnen

Karten sind im Vorverkauf an der Theaterkasse des Kulturhauses (Tel. 0 23 51/17 12 99) zu erhalten. Sie kosten für eine Veranstaltung 15 Euro plus zehn Prozent Vorverkaufsgebühr. Wer gleich alle fünf Vorstellungen bucht, zahlt nur für vier.

In den nächsten Tagen wird www.lichtstadt-luedenscheid.de mit Sabine Domogala die fünfte Teilnehmerin des Wettbewerbs um die „Lüdenscheider Lüsterklemme“ vorstellen. Die Texte zu Anna Piechotta , Michael Feindler und Sascha Korf sind bereits erschienen.

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Wortgewaltiger Witz in Versen

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Michael Feindler vereint Kabarett und Dichtkunst. www.michael-feindler.de

von Wolfgang Teipel

Wer sich auf Michael Feindler einen Reim machen möchte, der sollte den Wettstreit um die „Lüdenscheider Lüsterklemme“ nicht versäumen. Der Kabarettist zeigt im Rahmen der Lüdenscheider Kleinkunsttage am 21. Februar, dass sich Kabarett und Dichtkunst einander wunderbar ergänzen können. Feindler ist einer der fünf Kandidaten, die sich um den von der Sparkasse Lüdenscheid gestifteten Kleinkunstpreis bewerben.

Nach seinem preisgekrönten Debüt-Programm „Allein unter Menschen“ präsentiert Michael Feindler Wortgewaltiger nun mit „Dumm nickt gut“ ein kompromissloses Stück Kabarett, das scharf und gleichzeitig feinfühlig, augenzwinkernd und doch melancholisch daherkommt. Er reimt, singt, stellt fest – und das wie immer auf seine ganz eigene Art, die selbst dann noch harmlos wirkt, wenn die wortgewaltige Waffe längst geladen ist.

In der Tradition von Kästner und Tucholsky

Michael Feindler, geboren in Münster, hatte ursprünglich vor, seine Kindheit und Jugend in einer sonnigen Weltstadt zu verbringen. Mit seiner Familie zog er jedoch schon früh nach Wuppertal, lernte dort lesen und schreiben, und brachte in den darauf folgenden Jahren regelmäßig Ideen zu Papier. Hierzu zählen vor allem satirische, gesellschaftskritische, humoristische und nachdenkliche Gedichte, die sich in der Tradition von Autoren wie Erich Kästner und Kurt Tucholsky begreifen.

Immer wieder bei Poetry Slams

2004 gehörte Michael Feindler zu den Gründungsmitgliedern des Kabaretts „Notbremse“, mit dem er in den Folgejahren fünf Programme schrieb und aufführte. Zudem steht er immer mal wieder bei Poetry Slams auf der Bühne und war von 2007-2010 jährlich für die deutschsprachigen Meisterschaften des modernen Dichterwettstreits nominiert.

2008 und 2009 war er Preisträger des Karl-Marx-Poesie-Preises der Stadt Trier. Das Bundesverdienstkreuz hat er für 2030 fest im Visier, aber nur, um es abzulehnen.

Inzwischen lebt Michael Feindler in Berlin und studiert Politikwissenschaften, Philosophie und Publizistik an der Freien Universität. Da er dabei hin und wieder den Praxisbezug vermisste, kamen ihm die Studentenproteste und Hörsaalbesetzungen im November 2009 gerade recht. In diesem Rahmen konnte er auch seinen ersten Fernsehauftritt bei Phoenix verzeichnen.

Preise für zwei Solo-Programme

Für seine beiden ersten Soloprogramme “Allein unter Menschen” und “Dumm nickt gut” erhielt er diverse Preise, u. a. das “Fohlen von Niedersachsen” (2010) und die “Oltner Sprungfeder” (2013). Ende März 2009 erschien Michael Feindlers erster Gedichtband unter dem Titel “Rufe aus dem Publikum”, im April 2013 folgte das Buch zum Kabarettprogramm “Dumm nickt gut”. Seit 2010 gehört der Autor der Celler Schule an.

Die Lüdenscheider Kleinkunsttage  dauern vom 16. bis 25. Februar. Alle Vorstellungen beginnen um 19.30 Uhr in der Garderobenhalle des Kulturhauses. Die Bewirtung während der Pausen ist gewährleistet.

Vorverkauf hat begonnen

Karten sind im Vorverkauf an der Theaterkasse des Kulturhauses (Tel. 0 23 51/17 12 99) zu erhalten. Sie kosten für eine Veranstaltung 15 Euro plus zehn Prozent Vorverkaufsgebühr. Wer gleich alle fünf Vorstellungen bucht, zahlt nur für vier.

In den nächsten Tagen wird www.lichtstadt-luedenscheid.de mit Frank Grischek und Sabine Domogala die weiteren Teilnehmer des Wettbewerbs um die „Lüdenscheider Lüsterklemme“ vorstellen. Die Texte zu Anna Piechotta und Sascha Korf sind bereits erschienen.

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„Studio 19“ mit den „Lords“ eröffnet

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Bei der Einweihung des „Studio 19“ im Februar 1968 spielten die „Lords“, damals Deutschlands bekannteste Band. (alle Fotos aus dem Besitz von Michael Nürenberg)

Eines der ersten Jugendlokale im Kreis war das „Studio 19“. Zwischen Humboldt-, Cornelius- und Kerksigstraße erstreckt sich heute ein großer Wohnblock der „Lüdenscheider Wohnstätten“. Bis vor vierzig Jahren war an dieser Stelle noch der Komplex der ehemaligen Firma Noelle, ein Stück Industriegeschichte, das zu diesem Zeitpunkt aber bereits leer stand.

Jugendkultur im Kellerwinkel

In einem Kellerwinkel dieses Areals aber hatte von 1968 bis 1972 ein wichtiges Stück heimischer Jugendkultur seinen Platz: das „Studio 19“. Von ihm erzählt das gerade erschienene Buch von Dietmar Simon und Michael Nürenberg („Die besten Tage unseres Lebens“); herausgegeben vom „Geschichts- und Heimatverein“. Das Buch ist Ende November erschienen. Bis Mitte Dezember war bereits die Hälfte der Auflage verkauft.

Name ursprünglich für Jazz-Club

Der Name dieses ersten Lüdenscheider Lokals für junge Leute bezeichnete ursprünglich den heimischen Jazz-Club, der 1959 in dessen erstem Domizil entstand, einem Raum unterhalb der Turnhalle des Zeppelin-Gymnasiums. Als dieser anderweitig gebraucht wurde, bot der an Jazzmusik interessierte Unternehmer Hans Dichter den jungen Musikern und Musikbegeisterten ein paar Räume neben seiner Firma an.

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Bis zu 200 Besucher drängten sich in die engen Clubräume.

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Die Gruppe Insterburg & Co. verewigte sich mit dieser Zeichnung im Gästebuch des Clubs.

Gegenüber lag die Kerksighalle. Gottfried Schumann, der neue Stadtjugendpfleger, etablierte dort für die Jugendlichen ein vielfältiges Programm und bot dem Verein 1966 im Obergeschoss eine neue Heimat an, ebenso wie jungen Bands auf der Suche nach Übungsräumen. Mit Hans-Dieter Pohlenz („Olly“) vom Jazz-Club verstand er sich gut. Schon bald beschlossen die beiden, wieder in den Noelle-Komplex zurückzukehren.

Mini-Einstiegsluke

Gemeinsam mit einigen Helfern richteten sie die Räume neu ein. Spektakulär war die Einstiegsluke (zirka 1 mal 1 Meter groß). Durch den winzigen Zugang mit Eisentreppe konnten sich die Besucher fortan in den Keller an der Kerksigstraße zwängen. Weit über 200 Menschen fanden darin Platz. Es gab zwar zwei normale Notausgänge, doch heute würde solche Konstruktion mit Sicherheit nicht mehr genehmigt.

Jugendamt kontrollierte

Am Karnevalswochenende im Februar 1968 war es dann soweit:  Das „Studio 19 – Club für junge Leute“ wurde eingeweiht. Los ging es mit einem kurzen Konzert der „Lords“, der bekanntesten Beat-Band, die es damals in Deutschland gab. Fortan war die „Katakombe“, wie man die Räume bald nannte, Treffpunkt für Jugendliche ab 16 Jahren. Nach 22 Uhr erhöhte sich die Altersgrenze auf 18, und wenn das Jugendamt mal kontrollieren kam, flüchteten die Jüngeren in die Küche oder den Hof. Viele Beatgruppen aus der Stadt und ihrer Umgebung traten an den Wochenenden auf, von den „Blackjets“ aus Altena bis zu „The Ihm“ aus Iserlohn. Zweimal wöchentlich wurde das Programm im „Studio 19“ vom Jazz-Club gleichen Namens gestaltet.

Ali Claudi schon damals zu Gast

Freitags waren regelmäßig Jazzmusiker aus anderen Städten und internationale Stars wie u.a. Monty Sunshine  zu Gast, beispielweise Ali Claudi, der seitdem bis heute immer wieder gerne nach Lüdenscheid kam. Ansonsten wurden Schallplatten aufgelegt, vor allem von Arndt Marburger, Frank Hesse oder Michael Nürenberg, die jahrelang als Disc-Jockeys fungierten. Dazwischen gab es Cola und die berühmten Frikadellen von „Mutter“ Eleonore Pipahl.

Der Jazzclub fand 1970 im „Beanery“ am Bräucken eine neue Heimat. Das „Studio 19“ blieb auch ohne die Jazzer noch eine Weile erhalten. Aber 1972 öffnete sich die Luke zum letzten Mal. Im Zuge der Altstadtsanierung war anderes mit dem Areal geplant, und so war nach Schluss mit der „Katakombe“.

„Die besten Tage unseres Lebens“ ist erhältlich an der Info-Theke im Rathaus, in der Buchhandlung Thalia sowie über den Geschichts- und Heimatverein, www.ghv-luedenscheid.de (ISBN 978-3-981325-2-0). Das Buch kostet 19,80 Euro.

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René Steinberg jubelt: „Hier ist das Ding“

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Sparkassendirektor Markus Hacke applaudiert dem Gewinner der Lüdenscheider Lüsterklemme 2013 (rechts Stefan Weippert, Leiter des Kulturhauses). Mehr Fotos auf der Seite „Bilder“. Fotos: Wolfgang Teipel

von Wolfgang Teipel

René Steinberg reißt die Arme in die Höhe. Dann ruft er in den Theatersaal des Kulturhauses: „Hier ist das Ding“ und reckt die Lüdenscheider Lüsterklemme in Richtung Publikum. Bevor es an diesem Kabarettabend so richtig ernst wird, lässt Steinberg erstmal so richtig seine Freude raus.

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Sparkassendirektor Markus Hacke überreichte René Steinberg auf der Bühne des Theatersaals Trophäe, Urkunde und den Geldpreis über 1500 Euro.

Die „Lüsterklemme“ besitzt für ihn einen besonderen Wert. Dieser Kleinkunstpreis, gestiftet von der Sparkasse Lüdenscheid, wird vom Publikum vergeben. „Ich freue mich über den Zuspruch aus Lüdenscheid“, sagt Steinberg.

Auch als Sparkasssendirektor Markus Hacke ihm Trophäe, Urkunde und den Geldpreis von 1500 Euro überreicht, scheint der Entertainer aus dem Ruhrgebiet entzückt.

Artiges Kompliment

Dann folgt ein artiges Kompliment. „Sie sehen, der Preis ist in der Welt der Kleinkunst angekommen.“ Zwei Kollegen, mit denen er ab und an auftritt, wurden bereits mit der Lüsterklemme ausgezeichnet. „Die haben damals gesagt: Du wirst doch nicht ohne das Ding zurückkommen.“

Jetzt ist der Druck weg. René Steinberg hat „das Ding“. Und jetzt will er spielen. Er bietet dem Publikum Kabarett und Comedy, begeistert mit Tanzeinlagen und lässt die Besucher im Theatersaal des Kulturhauses an seinen Träumen teilnehmen.

Feldzug gegen Nörgler

In seiner Welt soll es keine Nörgler mehr geben. René Steinberg zieht auf witzige Art gegen solche Zeitgenossen zu Felde, die voller Gram in die Welt blicken, ein schlimmes Ende prophezeien und sowieso alles besser wissen. Nichts von dem will der Mann, der das Leben so ganz anders sieht, gelten lassen. „Wer lacht, zeigt Zähne!“ – der Titel seines abendfüllenden Solo-Programms sollte für Griesgrame zum Lebensmotto werden.

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René Steinberg seziert die Politik.

Rezepte gegen die bekloppte Welt

Rezepte dafür, die die bekloppte Welt ausmanövriert werden kann, liefert er gleich. Wer kennt das nicht: Kaffeeverkäufer von Star Bucks nerven ihre Gäste mit Endlos-Tiraden. Eigentlich wollte man ja nur einen Kaffee. Was hält man schließlich in der Hand? Einen völlig überteuerten Iced Flavored Latte. Was tun? „Legen Sie einen Zettel auf die Theke. Aufschrift: Ich möchte einen Kaffee und bin taubstumm.“ So setzt Steinberg zum Gegenangriff auf die aktuell harten, gemeinen und tristen Zeiten an. Denn was soll all das Jammern, Schimpfen und Zetern, wenn man sich auch über die verrückten Zeiten lustig machen kann.

Mit schelmischem Spaß

Er dreht mächtig auf und zeigt, wie absurd und zum Lachen die Welt ist. Ohne Zeigefinger, aber mit schelmischem Spaß an Übertreibungen entblößt er die Beklopptheiten, die Widersprüche und Albernheiten in Politik, Kultur und Gesellschaft.

Steinberg seziert die Politik. So führt er vor, wie das Spitzenpersonal aus Berlin in einer Geheim-Disco vier Etagen unter dem Bundestag tanzt. Peter Altmaier tappst wie ein Bär über die Tanzfläche, Horst Seehofer trommelt auf seine Brust, wie ein Menschenaffe, dessen Testosteronspiegel in unvorstellbare Höhen geklettert ist oder Ursula von der Leyen: Sie kommt als selbstbewusste, schneidige Disco-Queen daher. „Denken Sie mal daran, wenn sie den ein oder anderen sehen“, rät René Steinberg. „Sie werden die Politik mit völlig anderen Augen betrachten.“

Parodien auf Tatort-Kommissare

Hinreißend seine Parodien auf „Tatort“-Kommissare, entlarvend seine Analyse nichtssagender Politiker-Sätze und immer wieder Einspielungen aus dem „O-Ton“-Archiv, die belegen, dass oft reiner Unsinn verzapft wird – das Publikum kringelt sich vor Lachen. René Steinberg ist frech und führt eine spitze Zunge – das kommt an.

Zurzeit bereitet er ein neues Programm vor. Das bekommt auch Bürgermeister Dieter Dzewas zu spüren. Er assistiert dem Kabarettisten als Gendarm und Steinberg läuft als Sarko de Funès, der die politische Bühne erobern will, zu großer Form auf. Damit geht ein turbulenter Abend zu Ende.

Es wird nicht der letzte sein. Die fünf Bewerber um die Lüdenscheider Lüsterklemme 2014 stehen schon in den Startlöchern. Die 35. Auflage der Kleinkunsttage läuft vom 16. bis 25. Februar.

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Ständig auf der Suche nach Neuem

Gabi Püttmann (10)

Gabriele Püttmann in ihrem Lüdenscheider Atelier. Foto: Wolfgang Teipel

von Wolfgang Teipel

Gabriele Püttmann verbindet Material und Menschen. „Ton und Malerei – das geht eigentlich gar nicht.“, sagt sie. Wo mit Ton gearbeitet wird, staubt es. Das bekommt Farben und Leinwänden nicht. Und dennoch: In ihrem Atelier passt es zusammen und wird zusammengeführt. Gabriele Püttmann arbeitet mit Keramik-Segmenten auf ihren Bildern und verbindet so Malerei und Plastik. Die Lüdenscheider Designerin, Malerin und Bildhauerin ist ständig auf der Suche nach Neuem.

Die 1961 in Attendorn geborene Frau ist ein Mensch mit vielen Interessen. „Ich muss mich ständig weiterbilden“, sagt sie. Gabriele Püttmann will insbesondere die Bildhauerei vervollkommnen. Ein weiterer Schritt dazu: das Porzellan. Das „weiße Gold“ hat es ihr angetan. Erst kürzlich besuchte sie einen Kurs im Elsass. Jetzt experimentiert sie.

Mehr über die vielseitige Künstlerin auf www.unserluensche.de

René Steinberg zeigt Zähne

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René Steinberg ist Gewinner des Kleinkunstpreises „Lüdenscheider Lüsterklemme“. Foto: Sebastian Mölleken

Von Wolfgang Teipel

„Wer lacht, zeigt Zähne“ heißt das Programm, mit dem René Steinberg die Lüdenscheider Kleinkunsttage 2013 eröffnete. Und nun hat er selbst guten Grund, Zähne zu zeigen – das Publikum wählte ihn zum Preisträger der „Lüdenscheider Lüsterklemme 2013“. Am Freitag, 20. Dezember, erhält der Kabarettist und Comedian den von der Sparkasse Lüdenscheid gestifteten Kleinkunstpreis.

Publikum wählt den Sieger

In den vier Kategorien Aufbau/ Konzeption, Aussage/Intention, Ausführung/ Verwirklichung, Gesamteindruck/Gesamtwirkung erteilte das Publikum Steinberg gute Noten. Schließlich gewann er mit einem Wert von 1,34 den Wettbewerb. Die von der Lüdenscheider Sparkasse gestiftete „Lüsterklemme“ ist mit einem Preisgeld von 1500 Euro dotiert.

Lustig machen über verrückte Zeiten

René Steinberg, der auch durch seine Comedy-Sendungen im Radio bekannt ist, nimmt das Preisgeld, Trophäe und Urkunde entgegen, wenn er am 20. Dezember am Freitag ab 20.30 Uhr erneut die Lachmuskeln des Publikums strapazieren wird.

Dabei setzt er zum Gegenangriff auf die aktuell harten, gemeinen und tristen Zeiten an. Denn was soll all das Jammern, Schimpfen und Zetern, wenn man sich auch über die verrückten Zeiten lustig machen kann. So dreht der Kabarettist mächtig auf und zeigt m, wie absurd und zum Lachen die Welt ist. Ohne Zeigefinger, aber mit schelmischem Spaß an Übertreibungen entblößt er die Beklopptheiten, die Widersprüche und Albernheiten in Politik, Kultur und Gesellschaft.

Schöpfer von „Die von der Leyens“

René Steinberg kam über ein Newcomer-Seminar des Frühstyxradios (Kalkofe, Wischmeyer, Welke) in die Humorschmiede von SWR 3. Zwei Jahre später wechselte zu 1Live. Bald kamen WDR 2 und WDR 5 als weitere Stammsender hinzu und mit der Einrichtung seines Heimstudios belieferte er nahezu alle ARD-Stationen mit Glossen, Satiren, Sketchen, Parodien und Comedies wie u.a. „Die von der Leyens“ oder „Schloss Koalitionsstein“. Von da aus war es nur noch ein kleiner Schritt zu Live-Auftritten.

Die Preisverleihung findet während des Auftritts von René Steinberg  in der bistro-K-Reihe statt. Karten sind an der Theaterkasse des Kulturhauses erhältlich. Aufgrund der starken Nachfrage wurde die Veranstaltung in den Theatersaal verlegt.

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„Life of Pi“ im Unterricht

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Schulen, die sich für die „SchulKinoWochen“ anmelden, können im Lüdenscheider „Filmpalast“ während der Unterrichtszeit auch den Film „Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger“ erleben. Foto. www.filmstarts.de

Schule trifft Kino: Im Januar 2014 finden in Nordrhein-Westfalen zum siebten Mal die „SchulKinoWochen“ statt. An der Aktion beteiligt sich erneut der „Filmpalast“ in Lüdenscheid. Das Projekt dauert vom 16. Januar bis 5. Februar. Im „Filmpalast“ werden die Filme „Winnie Puuh“, „Schimpansen“, „Merida – Legende der Highlands“, „Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger“ und „Oh Boy“ gezeigt.

Für alle Altersgruppen

Die „SchulKinoWochen“ bieten erneut Filme für alle Altersgruppen. Darunter befinden sich aktuelle Streifen, Klassiker und Filme in Originalsprache für den Fremdsprachenunterricht. Alle Filme, betonen die Veranstalter, stehen in einem unmittelbaren Bezug zu den Lehrplänen. Schulen, die sich an der Aktion beteiligen möchten, können zur Vor- und Nachbereitung des Kinobesuchs kostenlos Unterrichtsmaterial downloaden. Die Anmeldung erfolgt ab sofort unter www.schulkinowochen.nrw.de

Thema digitale Gesellschaft

Im Rahmen der Aktion wird außerdem ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördertes Filmprogramm zum „Wissenschaftsjahr 2014 – die digitale Gesellschaft“ gezeigt. Es bietet allen Altersgruppen fächerübergreifende Zugänge. So entstehen viele Gelegenheiten, sich im Unterricht mit den aktuellen Entwicklungen der digitalen Gesellschaft auseinanderzusetzen. Gezeigt werden fünf Spiel-, Animations- und Dokumentarfilme.

Schüler zahlen für die Vorstellungen drei Euro. Der Eintritt für Lehrkräfte und Begleitpersonen ist frei.

Das Projektteam der „SchulKinoWochen“ in NRW ist unter 0251 5 91 30 55 zu erreichen.

Netzwerk fördert die Aktion

Die SchulKinoWochen werden veranstaltet von VISION KINO – Netzwerk für Film und Medienkompetenz und von FILM+SCHULE NRW, einer gemeinsamen Initiative des Ministeriums für Schule und Weiterbildung NRW  und des LWL-Medienzentrums für Westfalen. VISION KINO ist eine Initiative des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, der Filmförderungsanstalt, der Stiftung Deutsche Kinemathek und der „Kino macht Schule“ GbR und steht traditionell unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten.

„Deep Purple“ in Trümmern

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Das Cover von „Deep Purple in Rock“war die Vorlage für das Plakat, mit dem für das Konzert in Lüdenscheid und ganz NRW geworben wurde.

von Wolfgang Teipel

8. Dezember vor 43 Jahren: Wohl selten wurde ein Konzert von jungen Leuten in Lüdenscheid so sehnlich erwartet. Wohl selten wurden sie von internationalen Top-Stars so enttäuscht. Das Konzert mit „Deep Purple“ in der Schützenhalle entwickelte sich zum Desaster. Doch der Reihe nach.

1969 Deep Purple

So sahen „Deep Purple“ 1969 aus. Foto: www.lastfm.de

In den 60er Jahren hatte sich die Bergstadt zu einem Zentrum für Beatmusik entwickelt. Motor war der damalige Stadtjugendpfleger und Geschäftsführer des Jugendkulturrings „Gotti“ Schumann. Allein im Jahr 1970 gab es 37 Veranstaltungen, darunter auch Festivals mit mehreren Bands. Von Udo Jürgens und den Ali Claudi Soul Four über die Lords, Shocking Blue, Golden Earing bis zu Bands aus der Region wie The Look oder Autumn Decease war alles dabei. Auch Cindy und Bert.

Im Zenit ihres Erfolges

Absoluter Höhepunkt sollte das „Deep Purple“-Konzert in der Schützenhalle werden. Die Band stand damals im Zenit ihres Erfolgs. Gerade war das legendäre Album „Deep Purple in Rock“ erschienen. Das Cover zeigt die fünf Musiker, eingemeißelt in den amerikanischen Heldenberg Mount Rushmore.

Eintrittskarte

Erinnerungsstück: eine abgerissene Eintrittskarte.

Pfiffe aber die Fans blieben

In der Bergstadt erschienen nur vier. Gitarrist Richie Blackmore, von vielen für sein Spiel vergöttert, war erkrankt. Deep Purple ohne Gitarre? Eigentlich undenkbar. Aber die Fans blieben. Immerhin hatten sie elf Mark Eintritt bezahlt. „Vereinzelte Pfiffe verstummten, als die Band die Bühne betrat“, erinnert sich der Lüdenscheider Journalist Klaus Tiedge. „Da waren sie, die Stars, die man sonst nur aus dem Fernsehen oder aus der Bravo kannte, hautnah zum Anfassen.“ Auf der Setlist stand auch das berühmte „Child in time“.

Ian Gillans Stimme versagt

Hier versagte schließlich die Stimme von Sänger Ian Gillan. „Danach verließ er die Bühne, seine Kollegen machten mit einem Instrumentalstück weiter und gingen dann auch hinter die Bühne“, erinnert sich Tiedge weiter. Zunächst habe das Publikum geglaubt, die Band lege eine Pause ein. Längere Zeit habe sich nichts getan. Dann sei durchgesickert, „Deep Purple“ habe das Konzert abgebrochen. Flaschen flogen.

Lautsprecherboxen werden zertrümmert

Lautsprecherboxen wurden zertrümmert und wurden von der Bühne geworfen. „Es war eine Hysterie. Die Leute waren nicht mehr zu halten“, schreibt Tiedge in seinen Erinnerungen an das Katastrophen-Konzert im Buch „Die besten Tage unseres Lebens“ (erschienen beim Geschichts- und Heimatverein Lüdenscheid).

In der Öffentlichkeit sorgten die Vorfälle für großes Aufsehen. Das Management der Band erklärte, man habe „sich sehr auf dieses Konzert gefreut“, doch sei Blackmore „ernsthaft erkrankt“ und Ian Gillan habe an einer leichten Lungenentzündung und Bronchitis gelitten.

Strapaziöse Tournee über Monate

Das waren möglicherweise Folgen der strapaziösen Tournee, auf der sich die fünf Musiker befanden. Vor ihren Auftritt in Lüdenscheid hatten sie bereits in elf anderen deutschen Städten gespielt, nachdem sie zuvor monatelang in den USA, in Frankreich, Großbritannien und Skandinavien unterwegs gewesen waren.

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Gottfried „Gotti“ Schumann musste Kritik einstecken.

Selbstverständlich hatte das alles ein Nachspiel. Der damalige Schützenoberst Wilhelm Brauckmann sprach ein Nutzungsverbot für zukünftige Musikveranstaltungen aus. Später wurde es zurückgenommen. Außerdem zogen „Mama Records“ und der Jugendkulturring wegen der Vorfälle vor Gericht.

Vergleich zwischen Management und „Gotti“ Schumann

Das Verfahren zog sich hin. Ein Vergleich, der auf die Auszahlung der einbehaltenen restlichen Gage von 8000 Mark und auf Schadenersatz von 20 000 Mark für das ramponierte Equipment der Band hinaus laufen sollte, wurde nicht akzeptiert. Im Mai 1972 wurde ein weiterer Vergleichsversuch angenommen. Der Jugendkulturring bezahlte 5000 Mark an Mama Records. Die verbliebenen 3000 Mark reichten für Gerichts- und Anwaltskosten. Außerdem wurden davon Reparaturarbeiten in der Schützenhalle bezahlt.

Im Gedächtnis der Band ist der Vorfall als „erste echte Randale“ (Roger Glover) hängengeblieben.

Quellen:

Dr. Dietmar Simon und Michael Nürenberg „Die besten Tage unseres Leben (Geschichts- und Heimatverein Lüdenscheid), 19,80 Euro

„Der Reidemeister“, Geschichtsblätter für Lüdenscheid Stadt und Land (Nr. 1923, 28. November 2012)

Fotos aus dem Besitz von Michael Nürenberg

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