Die Liebe zur blauen Stunde

Ausstellung Rolf Rutzen (6)

Thorsten Haering vom Vorstand der Sparkasse Lüdenscheid zeigte sich von den Bildern beeindruckt. Foto: Wolfgang Teipel

 

 

Ausstellung Rolf Rutzen (3) Neu

Rolf Rutzen erklärt an einem Foto des Homertturms, wie zeitaufwändig Nachtaufnahmen sein können. Foto: Wolfgang Teipel

Wolfgang Teipel

Fotografen lieben die blaue Stunde. Die Phase zwischen Dämmerung und Sonnenuntergang mildert die Kontraste zwischen hell und dunkel ab.

Reizvolle Stimmung

Wer dann fotografiert, verleiht seinen Bildern eine ausgesprochen reizvolle Stimmung. Der Lüdenscheider Fotograf Rolf Rutzen hat die blaue Stunde während der Lichtrouten 2013 genutzt, um die besondere Stimmung während des Festivals für Licht in Kunst und Architektur einzufangen.  Bis zum 22. November sind 28 seiner Bilder im Kundenzentrum der Sparkasse Lüdenscheid zu sehen.

Jeden Abend unterwegs

„Ich war jeden Abend unterwegs“, sagt Rolf Rutzen. Klar, die blaue Stunde verfliegt im Nu und so schaffte er pro Abend maximal zwei der Außeninstallationen im Stadtgebiet.

„Stadt des Lichts – Lichter der Stadt“ so heißt die Schau, weil auch Aufnahmen zu sehen sind, die außerhalb der Lichtrouten 2013 entstanden sind. Die Hochkontrastbilder (HDR), die große Helligkeitsunterschiede sehr detailiert wiedergeben, beeindruckten bei einem kurzen Rundgang auch Markus Hacke und Thorsten Haering vom Vorstand der Sparkasse Lüdenscheid.

Rutzen-Bilder im Sparkassen-Kalender

Rolf Rutzen hat sich in Lüdenscheid und Umgebung seit vielen Jahren einen Namen gemacht. Unter anderem veröffentlichte er einen Bildband über die Bergstadt. In diesem Jahr nutzt die Sparkasse Aufnahmen von Rolf Rutzen zur Gestaltung ihres Bildkalenders. Er ist ab sofort in allen Geschäftsstellen kostenlos erhältlich.

„Wir freuen uns, dass wir unseren Kunden den Fotografen Rolf Rutzen näher bringen könnten“, sagten Hacke und Haering bei der Eröffnung der Ausstellung. In der Sparkassen-Zentrale am Sauerfeld ist eine weitere Arbeit des Lüdenscheider Lichtbildners erhältlich. Rutzen hat ein großformatiges Poster mit Aufnahmen von den Lichtrouten 2013 produziert. Es kostet vier Euro. Das Poster ist außerdem im Bürgerbüro im Lüdenscheider Rathaus zu erhalten.

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Tödlicher-Spätsommer

„Dark Angel“ jetzt als Video

LR 2013 Dark Angel (3)

Der „Dark Angel“ zog am zweiten Tag der LichtRouten die Blicke auf sich. Foto: Steve Schulte-Lippern.

Wolfgang Teipel

Bei den LichtRouten 2013 hat sich das Kölner Model Filiz Kapricen für einen Abend in den Dark Angel verwandelt. Die Performance, angestoßen von Yves Bubert, dem Art Director des Salon Bubert, ist nach dem Abschluss der LichtRouten als Video zu sehen und zwar hier.

Filiz: „Es war cool“

Vielen hat das Event am zweiten Tag der LichtRouten gut gefallen. „Es war echt cool & nochmal danke“, kommentiert Filiz selbst den Abend. Bevor sie in ihrem hautengen Catsuit auf Tour gehen konnte, musste die 18-Jährige allerdings eine Menge Geduld aufbringen.

Nur Schattenrisse der Akteure

Die Performance hatte nämlich schon Stunden vorher begonnen. LichtRouten-Besucher konnten vor dem Friseursalon in der Altstadt verfolgen, wie sich die junge Frau Schritt für Schritt in den „Dark Angel“ verwandelte. Die Metamorphose vollzog sich hinter einem Vorhang, mit dem der Salon abgedunkelt worden war. Zu sehen waren nur die Schattenrisse der Akteure.

Das Kostüm hat Gewandmeisterin Marion Felix-Groll entworfen und in die Tat umgesetzt. Für die kosmetischen Details war Buberts Mitarbeiterin Kathleen Lühmann zuständig. Dazu kamen weitere Helfer. „Das Zusammenspiel aller war einfach klasse“, sagt Yves Bubert.

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Bewegte Bilder – bewegende Bilder

LR Max Sudhues

Max Sudhues bei der Arbeit: Rund einen Monat vor LichtRouten-Beginn ging der 36-Jährige in der Damrosch-Halle auf Motivsuche.

                                         von Wolfgang Teipel

Bewegte Bilder – bewegende Bilder: Kuno Seltmann hat keinen Abend des Internationalen Forums für Licht in Kunst und Design versäumt. Der 24-jährige Student der Medienwissenschaften war im Auftrag der LichtRouten-Leitung zuständig für die digitale Dokumentation. Geliefert hat er weitaus mehr als die bloße Dokumentation. Seine Clips sind selbst kleine Kunstwerke. Einen Vorgeschmack auf seine Arbeit gibt es hier.

Kuno Seltmann 3

Kuno Seltmann ist Student der Medienwissenschaft und hat für die LichtRouten-Leitung gefilmt.

Der kleine Ausschnitt auf www.lichtstadt-luedenscheid.de zeigt Bilder der Installation „Playground Love“ in einer der ehemaligen Damrosch-Lagerhallen an der Bahnhofsallee. Max Sudhues hat die Brache in den Tagen vor den LichtRouten für sich selbst in einen riesigen, dazu noch überdachten, Spielplatz verwandelt.

Sehen mit anderen Augen

Zehn Tage lang zeigte er das Gebäude so, wie er es gesehen hat – mit den Augen eines Künstlers eben. „Orte, die sich im Wandel befinden, begeistern mich“, sagt der gebürtige Münsteraner. Die Damrosch-Halle ist für ihn ein solcher Ort. Sie steht in einem Quartier, das sich im Umbruch befindet. Es ist der neue Standort des Deutschen Instituts für angewandte Lichttechnik (DIAL) und ebenso Standort für einen Ableger der Fachhochschule Südwestfalen – in den vergangenen Jahren hat sich hier einiges getan.

Meisterschüler von Timm Ulrichs

Mit 120 Dias, einigen Filmsequenzen, projiziert mit Overhead-Projektoren und Beamern hat er den aktuellen Stand des Verfalls der ehemaligen Holzhandlung dokumentiert. Orts- und raumbezogene Installationen sind die Spezialität des Meisterschülers von Timm Ulrichs. An der Kunstakademie in Münster holte er sich bei ihm das Rüstzeug für seine künstlerische Arbeit. Max Sudhues entwickelt seine Bilder mit verschiedenen Projektionsmethoden – von der Büroleuchte bis zum Beamer.

Dabei steht er ganz in der Tradition der Collage und kreiert bewegte Bilder und Räume. In ihnen bleiben die ursprünglichen Objekte sichtbar, werden aber verblassend dargestellt.

Kunos coole Clips

Kuno 2

Das passt: Die Installation „Augen“ von Dieter Kiessling in der Post und Kuno Seltmann. Er war als Auge für die LichtRouten 2013 unterwegs. Foto: Wolfgang Teipel

von Wolfgang Teipel

Lebe lieber ungewöhnlich – der Titel des rund sechsminütigenVideo-Clips, den Kuno Seltmann gedreht hat, könnte auch für das Lebensmotto des jungen Mannes stehen. Auffällige Frisur, Piercings, orange-farbene Schuhe und ein Gesamt-Outfit, das signalisiert: Hier kommt jemand, der sieht die Welt mit anderen Augen.

Das passt zunächst so gar nicht zu der nahezu amtlichen Bezeichnung für den Job, den Kuno Seltmann bei den LichtRouten 2013 übernommen hatte. Er war zuständig für die digitale Dokumentation.

Abend für Abend unterwegs

Kuno hat nicht eine Minute des Internationalen Forums für Licht in Kunst und Design vom 27. September bis 6. Oktober in Lüdenscheid versäumt. Mit kleiner Ausrüstung (Kamera und Steady Cam Schwebestativ) war er Abend für Abend unterwegs, um seine Sicht auf die 20 Installationen einzufangen. „Mehr Ausrüstung wäre eigentlich nur hinderlich“, sagt Kuno. Klar. Wer will schon zehn Tage lang bis Mitternacht mit kiloschweren Utensilien durch die Gegend laufen.

Aura der Werke das Thema

Was hat er versucht einzufangen? In seinen Filmen wird es um die Aura gehen, die die 20 Lichtkunstwerke zehn Tage lang umgeben hat. Nur Stimmung also? „Nein, die Techniken, die die Künstler verwendet haben, sind auch wichtig. Sie werden zu sehen sein.“ Details spart der junge Mann in seinen Clips aus. „Man soll nicht unbedingt sehen können, wie die Installationen funktionieren.“ Dazu kommt: Bild und Ton werden nicht in jedem Fall synchron laufen. „Das kann durchaus kontraproduktiv sein.“

Wer war der Favorit?

Die unvermeidbare Frage: Was war Kunos Favorit? Der Mann, der sich zehn Tage lang intensiv und professionell mit 20 Lichtkunstwerken auseinandergesetzt hat, kommt ins Grübeln. „Nicht so leicht zu beantworten“, sagt er. War es vielleicht die spektakuläre Installation von Detlef Hartung und Georg Trenz auf dem Allen-Haus? Kuno Seltmann lässt den Blick zurückschweifen. Dann ist alles klar: „Mein Lieblingswerk war das ‚Orchestra Inn‘ von Robert Sochacki auf dem Wiedenhof.“ Ein wenig altmodische Bilder, ruhig vorgetragen und begleitet von coolem Club-Sound. Das passt eigentlich nicht so zum Motto „Lebe lieber ungewöhnlich“. Schön bunt war’s aber auch am Wiedenhof – genauso wie Kunos Outfit. Wer den Sound hören möchte, den Robert Sochacki für seine Installation ausgwählt hatte, findet ihn hier (Lake Powell: „More or Less“).

Kuno Seltmann: Der 24-jährige Lüdenscheider studiert an der Universität Siegen Medienwissenschaft. Im Mittelpunkt des Studiums steht die Medienforschung. Der Praxisanteil beträgt etwa 30 Prozent. Es werden die Bereiche Film, Ton und Print, wahlweise auch Web abgedeckt.

Fünf Jahre Pause?

Von Florian Hesse

„Ich bin auf Lichtrouten. Komm! Ist cool!“ Für Tom Groll, Kurator des zehntägigen Lichtspektakels, war die mitgehörte Handy-Konversation eines der persönlichen Schlüsselereignisse des Festivals. Kulturbegeisterte, Lichtkunstfans und einfach eventhungrige Lüdenscheider waren unterwegs. Etwa 45000 Besucher haben die Assistenzen an den 20 Standorten gezählt – oder eher geschätzt. Genaue Angaben seien kaum möglich, wenn die ganze Stadt voller Menschen sei, räumen Jörg Marré und Andre Westermann aus der Geschäftsführung der Lüdenscheider Stadtmarketing GmbH als Veranstalter ein.

LR 2013 l App fuer Smartphone

QR-Codes an den Stationen, Infos übers Smartphone, Kommunikation über Soziale Netzwerke wie Twitter und Facebook. Die Lichtrouten 2013 hatten einiges an Neuerungen zu bieten. Foto: Lichtrouten.de

Man habe die Wirkung nach innen für Lüdenscheid, aber auch verstärkt für Auswärtige erreicht, sagt Marré im Gespräch mit dem Lichtstadt-Blog. Als Beispiel nennt er die Beteiligung am Publikumspreis für die interessanteste Installation. Die Vorschläge dafür seien aus ganz Europa gekommen.

Eine Rolle dabei hat offenbar die neue Inszenierung des Festivals gespielt. Erstmals konnten Gäste mit einer App für Smartphones durch die Stadt navigieren, QR-Codes scannen, über Facebook und Flickr selbst interagieren. Wer wollte, konnte twittern oder – ebenfalls Premiere – auf diesem Lichtkunst-Blog Insider-Geschichten oder Betrachtungen am Rand nachlesen. „Wir haben“, sagt Marré, „zehn Tage lang die Stadt gut dargestellt.“

Wie es mit den Lüdenscheider LichtRouten weiter geht, bleibt an dieser Stelle bewusst offen. „Wir gehen davon aus, dass es in drei Jahren stattfindet“, sagt Marré als LSM-Geschäftsführer. Doch er verweist auch auf die erforderlichen Beschlüsse im Aufsichtsrat der Gesellschaft und die finanzielle Ausstattung des Projekts, das in diesem Jahr immerhin 360000 Euro gekostet hat.

Doch es könnte auch anders kommen. Denn der Löwenanteil zur Finanzierung kommt von Sparkasse, Stadt Lüdenscheid, Stadtwerken und Wirtschaftsförderung Kreisstadt Lüdenscheid (WKL) als Gesellschafter der Stadtmarketing GmbH. 60000 Euro schießen externe Sponsoren zu.

Interessant wird es beim Blick auf die Stadt selbst. Lüdenscheid hat sich bedingungslos dem Haushaltssicherungskonzept verpflichtet. Mehrausgaben sind nicht drin. Gleichzeitig lebt die Stadt von der Enervie-Dividende, den Erlösen ihrer früheren Stadtwerke-Tochter. Doch der geht es genau so schlecht. Die Energiewende bringt den regionalen Versorger in heftige Probleme.

Vor diesem Hintergrund bedeutet der neue Vorschlag von Bürgermeister Dzewas, die Lichtrouten zum 750jährigen Stadtjubiläum 2018 stattfinden zu lassen, vielleicht auch Folgendes: fünf Jahre Pause.

Panoptikum kann bleiben

 

Katharina Berndt

Das „Panoptikum“: Die digitale Handzeichnung von Katharina Berndt kann bleiben, solange der Projektor durchhält. Foto: Wolfgang Teipel

von Wolfgang Teipel

Die LichtRouten 2013 sind Geschichte. Was bleibt? Das „Panoptikum“ von Katharina Berndt. Die bunte digitale Handzeichnung auf der Fassade des ehemaligen Kinos in der Oberstadt wird vorerst weiter leuchten. Das bestätigte am Montag Jörg Marré, Geschäftsführer von Stadtmarketing Lüdenscheid (LSM). „Wie lange, das ist zurzeit allerdings noch offen“, sagte der LSM-Manager.

Solange noch ein Lämpchen glüht

Tom Groll, der zusammen mit Bettina Pelz die künstlerische Leitung der LichtRouten übernommen hatte, hat eine Lampe in dem Projektor ausgewechselt, der das „Panoptikum“ an die Fassade wirft. „Die müsste eine Weile halten“, sagte er am Montag. Und selbst wenn diese Lichtquelle ihren Geist aufgeben sollte, wird’s nicht finster am Ex-„Capitol“. Tom Groll hat ausreichend Lampen gehortet. Allerdings bereitet das Vorführgerät dem Kurator einige Sorge. „Es ist seit drei Jahren im Einsatz und wird kräftig strapaziert.“ Wenn die Maschine ihren Geist aufgebe, sei vorerst kein Ersatz vorhanden. Solange also noch das Lämpchen glüht . . .

Licht nicht unter dem Scheffel

Die 20 Installationen der LichtRouten 2013 haben das Licht Lüdenscheids auf der Kunstszene und beim breiten Publikum kräftig aufleuchten lassen. „Die Resonanz war hervorragend“, bekräftigt Jörg Marré.

Aus künstlerischer Sicht braucht das Internationale Forum für Licht in Kunst und Design sein Licht nicht unter den Scheffel zu stellen. „Etwas Vergleichbares ist in Südwestfalen und auch darüber hinaus nicht zu finden“, sagt er. Das sehen offenbar auch die Künstler so. „Vollrad Kutscher, Jakob Mattner und andere, die schon langen im Geschäft sind, sind voll des Lobes“, freut sich Tom Groll. Für ihn und Bettina Pelz waren die LichtRouten 2013 das krönende Ereignis nach einer rund 18-monatigen Vorbereitungszeit.

Rainer Plum und der Regen

Fällt wirklich keinerlei Schatten auf die Veranstaltung? Groll muss lange überlegen. Dann lacht er auf und sagt: „Doch.“ LSM-Geschäftsführer Jörg Marré schreckt beim Pressegespräch leicht auf. Hat er etwas was verpasst? Tom Groll gibt Entwarnung. „Es geht um Rainer Plum.“ Der Mann aus Bergisch-Gladbach hatte sich für seine Laser-Installation im Platanenhain auf dem Rathausplatz zumindest einen richtigen Lüdenscheider Regen gewünscht. Vergeblich. Die Veranstaltung wurde von nennenswerten Niederschlägen verschont.

Katharina Berndt

Katharina Berndt

Katharina Berndt: Ihre dreidimensionalen Illustrationen schlagen den Bogen von frühzeitlichen Felsenzeichnungen zu den Medienfassaden der Gegenwart. Für die Fassade des ehemaligen Kinos entwickelte sie eine neue Sammlung gezeichneter Kuriositäten. Im Wechselspiel von fantastischer Idee, abstrakter Zeichnung, der Verknüpfung von Gedanken und Bildern und historischer Fassade entsteht visuelle Poesie, die ohne Text auskommt.

 

 

 

Zauberei mit Audrey und Roland

Duo Atsara 1

Atsara verzauberte das LichtRouten-Publikum in der ehemaligen Lagerhalle der Holzhandlung Damrosch. Foto: Florian Hesse

von Wolfgang Teipel

Audrey Rocher und Roland Devocelle können sich kaum von Lüdenscheid trennen. Erst am Dienstag macht sich das Lichtkunst-Duo, das sich den Namen „Atsara“ gegeben hat, auf die Heimreise. Mit dabei: Joshua. Der kleine Sohn des Paares aus Agen in Frankreich hat die LichtRouten 2013 wohl so hautnah erlebt wie kein zweites Kind.

Stirnlampe auf dem Kopf

Joshua wuselte ständig auf dem Gelände der ehemaligen Holzhandlung Damrosch herum, im Dunkeln immer eine Stirnlampe auf dem Kopf. „Damit ich immer weiß, wo er ist“, sagt Mutter Audrey Rocher. Im Dunkeln wurde Joshua so selbst zum Glühwürmchen. Damit ähnelte er ein wenig den Lichteffekten, die seine Eltern über verschlungene Drahtgebilde durch die verlassene Lagerhalle schickten.

Licht und Musik

Audrey Rocher und Roland Devocelle haben die LichtRouten-Besucher mit Musik und Licht verzaubert. Lange lag ihre Installation mit dem Titel „(M)ondes“ in der Publikumsgunst weit vorn. Bei der Vergabe des Publikumspreises landeten sie schließlich auf Platz 4.

Beide sind über Umwege zur Lichtkunst gekommen. Audrey Rocher hat eine Ausbildung zur Performerin (Clown und Tänzerin) absolviert. Roland Devocelle ist eigentlich Musiker.

Nummer 27 für Lüdenscheid

Ihre Installationen nummerieren sie durch. Der Titel besteht aus einem Wortspiel. Es lautet (M)ondes für Welt und Wellen. In Lüdenscheid ist Nummer 27. Für die Lüdenscheider Version der Installationen der Serie „[M]ondes“ haben sie eine dreiteilige Installation entwickelt. Geometrische Farb- und Formsysteme werden auf organisch-geformte Drahtgebilde projiziert.

Wo das projizierte Bild auf reflektierenden Draht trifft, wird es sichtbar, ein großer Bildanteil verschwindet in der dunklen Umgebung. Die animierten Strukturen und Systeme zerfallen in Bildausschnitte, die über das Drahtgebilde zu fließen scheinen.

Publikum wählt Knapper Schule

Knapper Schule

Die Knapper Schule als „Dancing House“. Klaus Obermaiers Mapping-Projektion wurde 2013 zum Publikumsliebling. Foto: Ulrike Hesse

Von Florian Hesse und Wolfgang Teipel

Der Publikumspreis der LichtRouten2013 geht an Klaus Obermaier. Der 58-jährige Österreicher, der in seine Heimatstadt Linz und in Venedig arbeitet, galt mit seiner Mapping-Installation an der Fassade der Knapper Schule schon früh als Geheimtipp für den Preis der LichtRouten-Gänger, die sich unter 20 Installationen zu entscheiden hatten. Vier Preise im Wert von jeweils 150 Euro hatte die Lüdenscheider Stadtmarketing GmbH als Veranstalter des Lichtkunst-Festivals für die Teilnehmer ausgelobt.

Unter den durchweg sehenswerten Arbeiten der LichtRouten2013 hatte das „Dancing House“ die Gäste aus Lüdenscheid wie von auswärts von Anfang an in den Bann gezogen. Die Projektion wird gesteuert über die Bewegungen der Zuschauer vor der Kamera.

Mit 20 Prozent der Stimmen habe die Arbeit klar vorn gelegen, hieß es am Schlusstag bei der Bekanntgabe am Info-Stand im Postgebäude. Auf Rang zwei fand sich die Laser-Installation Reiner Plums, auf drei die Arbeit von Robert Sochacki am Wiedenhof, auf vier das Duo Atsara in der Damroschhalle und auf dem fünften Platz Refik Anadols Fassadenbearbeitung am Stern-Center. Größte Medienpräsenz hatte allerdings die Wiedenhof-Installation gefunden. Sie sei „das Gesicht der LichtRouten“ gewesen, so Kuratorin Bettina Pelz.

Klaus Obermaier (links) im Gespräch mit Kuratorin Bettina Pelz und den Assistenzen der LichtRouten. „Das ist euer Team“, stellt Pelz die Gruppe dem österreichischen Künstler beim letzten Rundgang vor. Foto: Wolfgang Teipel

 

Klaus Obermaier selbst über seine Installation: „Im Zeitalter von Social Media wie Facebook, YouTube und Google verändert sich die Erwartungshaltung vor allem der jüngeren Generation gegenüber Kunst, insbesondere jener im öffentlichen Raum. Interaktive Installationen gehen über die passive Rezeption, das bloße Staunen, hinaus und schaffen ein immersives, kommunikatives Erlebnis. Erst durch die aktive Teilnahme der Besucher/innen, durch den spielerischen Umgang, wird das Kunstwerk lebendig. Aus passiven Rezipienten werden kreative Akteure. In Dancing House ist der/die User/in aufgerufen, sich zu bewegen, zu springen, um dadurch – wie im Titel angedeutet – das Gebäude und sich selbst zum Tanzen zu bringen.”

Die Preise der Lüdenscheider Stadtmarketing GmbH gewinnen Anna Blumert aus Lüdenscheid und Claudia Ackermann aus Kierspe, die sich mit Karten am Voting beteiligt hatten. Unter den Online-Votern sind es Stefan Robisch (Hagen) und Annette Schwarze aus Lüdenscheid. Mitgemacht hatten bei der Abstimmung LichtRouten-Fans aus ganz Europa, hieß es am Rande der Bekanntgabe.

Glücksfee der Ziehung war übrigens Ute Hessmert, „die gute Seele der LichtRouten“, die sich mit Kaffee und Brötchen um das Befinden der Helfer gekümmert hat. Die technischen Fragen im Hintergrund hatte bekanntlich ihr Mann Charly geregelt…

Atemholen in der Erlöserkirche

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Dmitri Grigoriev brillierte in der Erlöserkirche als Interpret barocker, klassischer, romantischer und moderner Werke. Foto: Jakob Salzmann

    von Monika Salzmann

Bei Kerzenschein und stimmungsvollem Licht lud Kreiskantor Dmitri Grigoriev am Samstagabend in der Erlöserkirche zu einer Meditationsstunde mit Klaviermusik aus mehreren Jahrhunderten ein. Im Rahmen der LichtRouten brillierte Grigoriev als virtuoser, bemerkenswert musikalischer Interpret barocker, klassischer, romantischer und moderner Werke.

Lyrisches Fabulieren

Nicht nur die spieltechnische Perfektion, mit der er die Epochen durchstreifte, auch der Farbenreichtum und die Ausdruckskraft, die sein Spiel auszeichneten, begeisterten. Unendlich zartes, lyrisches Fabulieren, das innerste Seiten anrührte, ging mit kraftvollem, sprühend vitalem Musizieren, rasanten Läufen, perlenden Arpeggien, weiten Sprüngen und raschen Tonrepetitionen einher. Von Bach bis Rachmaninoff, von Scarlatti bis Scriabin reichte das farbige, mit liebevoller Hand zusammengestellte Programm. Mit einer musikalischen Einladung zum Gebet („Prière“) rundete der Komponist Grigoriev den erbaulichen, anregenden Ohrenschmaus.

Konzert sehr gut besucht

Sehr gut besucht war das LichtRouten-Konzert bei Kerzenschein, das Gelegenheit zum Innehalten und Atemholen bot. Nichts lenkte von der Musik, dem bald träumerischen, bald ungestümen Schwelgen in berauschenden Klangwelten ab. Nicht zuletzt das abgedämpfte, sparsame Licht in der nur von Kerzen schwach erhellten Kirche trug zum intensiven Musikerlebnis, das der Abend bot, bei.

Mit Bach, in dessen Schaffen das Klavier eine herausragende Stellung einnimmt, begann und endete die musikalische Meditation. Ganz im Sinne der Einheit barocken Denkens umschlossen Bachs Aria mit reichen Spielfiguren-Variationen über durchgängiger Bassstimme und sein von Alexandre Siloti einfühlsam arrangiertes Prélude das Programm wie eine äußere Klammer.

Stilsicher und nuancenreich

Stilsicher und nuancenreich machte Dmitri Grigoriev mit unterschiedlichen Handschriften, sich wandelndem Zeitgeschmack und fortschreitender Suche nach neuen Ausdrucksformen bekannt. Mit Scarlatti (Sonata f-Moll op. 118), dessen Sonaten sich durch ausgesprochene Originalität auszeichnen, kündigte sich der Empfindsame Stil des frühen 18. Jahrhunderts an. Ein schier unerschöpflicher Reichtum an Takt- und Tonwechseln  – glänzend zum Vorschein gebracht – zeichnete anschließend das Finale aus der Sonate As-Dur op. 110 Beethovens aus.

Eigenwillige Tonsprache

Über romantische Impromptus aus der Feder Franz Schuberts führte der Weg ins frühe 20. Jahrhundert, eine Zeit gespannter Erwartung und eines Umbruchs in der Musik. Bei Vertretern der klassischen Moderne wie Alban Berg, Sergei Rachmaninoff und Alexandre Scriabin machte Grigoriev Halt. Besonders Scriabin, der im Lauf der Zeit eine eigenwillige Tonsprache, gleichsam eine Vorform der Zwölftontechnik entwickelte, widmete er seine Aufmerksamkeit. Russische und deutsche Tradition vereinten sich Nikolai Medtners Märchenerzählung op. 20 Nr. 1, in der sich die (Spät)Romantik noch einmal eindrucksvoll zu Wort meldete.

Dickes Lob fürs ganze Team

Assistenzen

Endlich Feierabend. Stephanie füllt ihren Rückmeldebogen aus. Solveig checkt schnell die SMS, die während ihrer Führung eingegangen sind.

 

Die Maschinerie, die dem Publikum aus nah und fern die LichtRouten 2013 präsentiert, läuft wie geschmiert. Künstlerische Leitung, die Techniker, das Organisationsteam und die vielen Assistenzen geben ihr Bestes.

Applaus am Ende der Führung

Wenn dann mal ein Lob herausspringt, feuert das die Motivation der vielen an. Applaus von den Besuchern am Ende einer Führung, manchmal ein Trinkgeld oder auch Schreiben an die künstlerische Leitung, das tut allen gut. Kürzlich erhielten die beiden Kuratoren folgende Mail von Anne Maigler. Sie arbeitet als Designmanagerin und Unternehmensberaterin in Berlin. Sie schreibt unter anderem:

„Liebe Bettina Pelz, lieber Tom Groll,

Was mir am stärksten aufgefallen ist: die Haltung der beteiligten Mitarbeiter. Eine unglaublich zugewandte, liebenswürdige, hoch aufmerksame und engagierte Truppe! Eine wahrhafte „corporate identity“ im Verhalten der Botschafterinnen und Botschafter, die auch nach Mitternacht strahlend und von ihrer Sache begeistert waren, an welchem dunklen Ort auch immer sie sich befanden.

Toi Toi Toi für die Lüdenscheider Tage und Nächte und hoffentlich auf bald mal in Berlin.“

Assistenzen

Die Helferinnen und Helfer holen ihre Unterlagen ab.

Das geht runter wie Butter. Das gilt auch für eine Mail, die www.lichtstadt-luedenscheid.de im Anschluss an die große Pressekonferenz erhielt. Dolmetscherin Isabel Schwagereit, die kurzfristig für eine Kollegin einspringen musste, schildert ihre Eindrücke so: „Übrigens war die Stimmung bei der Pressekonferenz eine ganz andere als sonst beim Dolmetschen. Natürlich sind es immer Menschen, für die ich tätig werde, aber so gelöst und froh wie am Freitag habe ich meine Kunden selten erlebt. Auch das war etwas Besonderes. Weiter viel Erfolg mit und Freude an den LichtRouten.“

Kaffee und Brötchen von Ute

Ein Garant dafür, dass bei allen LichtRouten-Beteiligten eine lockere Stimmung herrscht, ist auch Ute Hessmert. Wo sie am späten Abend auftaucht, sorgt sie für gute Laune. Kein Wunder. Ute hat Kaffee, Tee und Brötchen im Gepäck. Wenn  sie mit ihrem roten Auto auftaucht, wissen alle: Jetzt ist kurze Pause für einen kleinen Imbiss. Die belegten Brötchen spendiert übrigens die Bäckerei Kayser.

Ute Hessmert hat alle Installationen der LichtRouten 2013 mehrfach gesehen. Einen Favoriten hat sie selbstverständlich auch. Es sind die „Zerfließenden Räume“ von Rainer Plum im Platanenhain.