In Paderborn verschmelzen Hartung und Trenz Texte mit Architektur

Architektur und Textur verschmelzen auch an dem Gebäude der Theologischen Fakultät in Paderborn zu einer Einheit. Foto: www.hartung-trenz.de

Architektur und Textur verschmelzen auch am Gebäude der Theologischen Fakultät in Paderborn zu einer Einheit. Foto: www.hartung-trenz.de

Die Theologische Fakultät Paderborn feiert in diesem Jahr ihr 400jähriges Bestehen. Die älteste Universität Westfalens hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Sie hat so manche Kriegswirren überstanden und innere Spannungen ausgehalten. Im Zuge der Jubiläumsfeier wird das ehrwürdige Fakultätsgebäude mit modernster Lichttechnik und aktueller Lichtkunst bespielt. Continue reading

Unsere LichtRoute

Die Knapper Schule als „Dancing House“. Foto: Wolfgang Teipel

 

Von Wolfgang Teipel und Florian Hesse

Noch drei Lichtnächte in Lüdenscheid, Tausende Besucher aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland haben bereits die LichtRouten 2013 gesehen und erlebt. 20 Installationen an einem Abend sind allerdings kaum zu schaffen. Der Lichtblog www.lichtstadt-luedenscheid.de versucht sich daher an dieser Stelle an einem Rundgang, der ohne Stress in knapp drei Stunden zu bewältigen sein dürfte.

Als Start empfiehlt sich die Post am Rathausplatz. An der Info-Theke im 1. OG gibt’s aktuelle Informationen, und am Platanenhain kommt man dann ohnehin nicht vorbei. Station 1: Reiner Plum, Zerfließende Räume, Laser-Installation.

Refik Andadol Stern Center

Refik Andadol, Stern Center. Foto: Florian Hesse

Nur wenige Schritte weiter, unübersehbar: Station 2. Detlef Hartung und Georg Trenz bespielen die Fassade des Allen-Hauses von zwei Seiten mit Texturen. Ein Durchlauf dauert 12 Minuten. Ganz anders wird die Fassade des Stern-Centers bearbeitet. Station 3: Refik Anadol zerlegt 16 Minuten lang die triste Betonfassade. Am besten zu sehen von der Thünentreppe aus (hinter der Zufahrt zum Parkhaus).

Einkehr am „Orchestra Inn“

Gut fünf Minuten Fußweg dauert es jetzt bis zur Station 4, dem Wiedenhof gegenüber der Polizei. „Orchestra Inn“ nennt Robert Sochacki seine Installation aus märchenhaft anmutenden Bildern und Filmzitaten vielfach aus den 20er-Jahren, angelehnt an die wechselhafte Geschichte des Hauses. Über die Ampel geht es weiter zur Station 5, den Grillen und Menschen von Amy Youngs in einem der leer stehenden Pavillons. Besucher und Insekten finden sich in ihrer Projektion auf der Wand vereint wieder.

Geheimnisvolle Klänge und Licht sind die Bestandteile der Installation des Duos Atsara in der Damrosch-Halle im hinteren Bahnhofsbereich (Station 6).

Spiel mit Klischees

Unsere Station 7 ist die Arbeit von Christoph Giradet im Kreuzungsbereich Bahnhof-/Lutherstraße. „Silberwald“ ist der Titel der Videoinstallation auf dem Parkplatz des Kunststoff-Instituts. Manchmal komisch, oft bedrückend – Silberwald ist eine Sammlung von Klischees aus dem deutschen Nachkriegs-Kino (12 Minuten, Sitzbänke vorhanden). Als Station 8 bietet sich mit wenigen Minuten Fußweg über die Lessingstraße die Knapper Schule an. Bei der interaktiven Installation greifen die Zuschauer selbst in die Fassade der Schule ein, die sich im Sekundentakt eindrucksvoll verändert. Besucher, Projektor und Bewegungsmelder bringen das „Dancing House“ tatsächlich zum Tanzen.

Abschluss mit Quayola

Nur wenige Schritte weiter über den Theodor-Schulte-Platz geht es zur Station 9 an der Nordstraße. Annica Cuppitelli und Christobal Mendoza haben die Ansicht von 201 weißen Gummibändern digitalisiert. Auch hier können Besucher über ihre Bewegungen das Verhalten der Projektion ansteuern. Die letzte Station (10) des Rundgangs findet sich im Innenhof von Gothaer-Parkhaus und Gewerkschaftshaus. In ruhigen Bildern zeigt Quayola Meisterwerke aus Kunst- und Architekturgeschichte, digital zerlegt, die die Grenzen zwischen Design und Kunst verwischen.

Spielraum für immer

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Der „Spielraum“ am Allen-Haus. Die LichtRouten-Besucher sind begeistert. Das Foto wurde www.lichtstadt-luedenscheid von dem Lüdenscheider Fotografen Lothar Borchert zur Verfügung gestellt.

von Wolfgang Teipel

Samuel Bertram Allen besitzt eine Reihe von Immobilien in Lüdenscheid. Eins seiner Gebäude sollte er besonders schmücken. Das wünschen sich Fans der LichtRouten.

Im Lüdenscheider Volksmund führt das 2009 errichtete Geschäftshaus als „Allen-Haus“ inzwischen den Namen des irischen Investors. Die Besucher der LichtRouten schwärmen von der Installation, mit der die beiden Künstler Detlef Hartung und Georg Trenz den weißen Kubus am Sternplatz bespielen.

Scharen von Fotografen

Ihr Projekt „Spielraum“ ist auf der dem Sternplatz und der dem Rathaus zugewandten Fassade zu sehen. Schon am ersten Abend des Internationalen Forums für Licht in Kunst und Design lockte es Fotografen aus der Region in Scharen. Michel Petit, Architekt aus Luxemburg, verliebte sich am Freitagabend in die Symbiose aus Lichtkunst und Architektur. „Fantastisch“, schwärmte der Mann, der für die Zeitschrift „Revue Technique“ fotografiert und schreibt. „Das Bauwerk wirkt, als sei es für diese Installation errichtet worden.“

Euros locker machen

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Detlef Hartung (links) und Georg Trenz.

Damit sprach er aus, was zahlreiche Besucher in Gesprächen durchblicken ließen. Klartext sprach ein LichtRouten-Fan, der sich gar nicht satt sehen konnte. „Der Investor sollte mal einige Euros locker machen und das Projekt Spielraum ankaufen“, meinte er.

Detlef Hartung und Georg Trenz würde es sicher freuen. „Spielraum“ lässt riesige und filigrane Schriften über das Gebäude laufen. Sie werden gedreht, verzerrt, eingefärbt und lösen sich am Ende der zwölfminütigen Schau in kleine Kreisel auf, die dann langsam von der Fassade verschwinden. Dann beginnt das Schauspiel erneut.

Der Raum begrenzt das Spiel

Spiel, Raum und Schriften – das sind die Dinge, mit denen sich Detlef Hartung und Georg Trenz intensiv beschäftigen. Spiel steht bei den beiden Männern aus Süddeutschland für Kreativität und Fantasie. Der Raum grenzt das Spiel ein. Bei den LichtRouten sind es die beiden Fassaden des Allen-Hauses.

Es steht eben nicht eben ein grenzenloser Spielraum zur Verfügung. Den Platz, den ihnen der weiße Würfel bietet, nutzen die beiden Lichtkünstler perfekt. Der Spielraum als Freiraum und Toleranz liegt ihrer Idee zugrunde. Das Spielerische wird dabei zum Leitmotiv ihres Animationskonzeptes.

Drei Wörter sorgen für Aufsehen

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Ein Vorgeschmack auf die Installation am Allen-Haus. Foto: Wolfgang Teipel

von Wolfgang Teipel

Ein einziges Wort sorgte in Jerusalem für großes Aufsehen. Detlef Hartung und Georg Trenz projizierten in Englisch, Hebräisch und Arabisch „Light“ auf die alte Stadtmauer von Jerusalem. Rund 300 000 Besucher sahen vom 5. bis 13. Juni 2013 das Lichtspektakel auf dem historischen Gemäuer. In Lüdenscheid haben die beiden Lichtdesigner ein hochmodernes Gebäude für ihre Installation ausgewählt. Sie spielen mit dem 2009 fertiggestellten „Allen-Haus“ am Sternplatz.

Und das gleich im doppelten Wortsinne. „Spiel Raum Stadt“ – diese drei Begriffe werden in ungezählte Variationen über die Fassaden des weißen Würfels flimmern und zum Gedankenspiel über das haus und seine Umgebung anregen. Dazu kommt eine Besonderheit: Bei den LichtRouten 2013 vom 27. September bis zum 6. Oktober präsentierten Hartung und Trenz ihre erste Farbarbeit.

Visuelle Poesie

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Die Arbeit „Light“ auf der historischen Stadtmauer von Jerusalem.

Beide sind inspiriert von der visuellen Poesie des Hörfunkautors Ferdinand Kriwet. Er überraschte in den 1960er Jahren das Publikum mit seinen „Sehtexten“. Hartung und Trenz arbeiten seit 1998 mit Text und Licht. Wie bei „Light“ in Jerusalem, wo sich die ständig wandelende Schrifttextur mit der faszinierenden Struktur der alten Stadtmauer vermischten, so wird die Fassade des Allen-Hauses  mit den leuchtenden Begriffen „Stadt Spiel Raum“ eine strahlende Einheit bilden. Hartung und Trenz regen so zum Nachdenken über die Lesbarkeit der Dinge und über das Licht als ihre Grundvoraussetzung an.

Interpretation von Wahrnehmung

„Seit nahezu 20 Jahren beschäftigen wir uns mit dem Verhältnis von Wort und Bild, den beiden wichtigsten visuellen Möglichkeiten, Wahrnehmung zu interpretieren und zu archivieren“, heißt es auf ihrer Homepage. Ort und Licht bilden bei Hartung und Trenz immer eine Einheit. Ein Beispiel: Ende Juni projizierten sie die Worte „Ave Maria“ in den Altarraum der Kirche des Klosters Fürstenfeld.

Hoher technischer Aufwand

Die beiden Lichtdesigner arbeiten mit hohem technischen Aufwand. Für ihre erste Installation verwendeten sie im Jahr 1998 immerhin 62 Dia-Projektoren. In Jerusalem verzauberten sie das Publikum mit einer Vier-Kanal-Videoinstallation, vier LED-Projektoren und vier Mediaplayern.

Mit ihrer Arbeit am „Allen-Haus“, benannt nach dem irischen Investor Burt Allen,  erfüllen Hartung und Trenz ein wesentliches Merkmal der diesjährigen Lichtrouten. Noch nie zuvor in der zehnjährigen Geschichte des internationalen Forums für Licht in Kunst und Design gab es ein so hohes Maß an Arbeiten, die eigens für die LichtRouten entwickelt worden sind oder so nur in Lüdenscheid zu sehen sein werden.