Kunst und Kultur im Mittelpunkt

Wir machen weiterDie LichtRouten sind beendet. www.lichtstadt-luedenscheid.de macht weiter.

von Wolfgang Teipel

Das Internationale Forum für Licht in Kunst und Design vom 27. September bis 6. Oktober in Lüdenscheid war ein fantastisches Erlebnis. Große Künstler, ein aufgeschlossenes Publikum und jede Menge Stoff für die Blogger von www.lichtstadt-luedenscheid.de.

Kommt jetzt das böse Erwachen? Stehen die Licht-Blogger plötzlich im Dunkeln, weil die LichtRouten 2013 abgeschlossen sind? Endstation?

Nein. Wir machen weiter.

Über 21 500 Seitenaufrufe

Innerhalb weniger Wochen haben tausende Interessenten unsere Seiten gesehen und uns bisher über 21 500 Seitenaufrufe (Stand 11. Oktober 13 Uhr) beschert. Sie kamen aus Lüdenscheid und der Region sowie aus aller Welt. In 254 Städten von Antalya über New York, Las Palmas, Paris bis hin zu Tokio, Turku, Brighton oder Dubrovnik wurde fleißg gelesen. Damit hatten wir nicht gerechnet. Ein Dank geht an alle, die den Autoren so viel Interesse entgegen gebracht haben.

Lichtblick für Lüdenscheid: Lesen soll weiter Spaß machen. Das wollen die Licht-Blogger erreichen. Deshalb geht es weiter.

Themenfeld wird erweitert

Licht und Lichtkunst werden weiter ein großes Thema bei www.lichtstadt-luedenscheid.de bleiben. Die Lichtkunst und ihre Freunde – das war ein glänzender Start für das Blog. Jetzt erweitern die Licht-Blogger ihr Themenfeld. Wir beschreiten neue Routen. Im Mittelpunkt wird aber immer die Kultur stehen, gleich ob es um Kunst am Bau, um Literatur, Theater oder um Musik geht.

Da ziehen wir mit vielen Institutionen in der Region an einem Strang. Dazu zählt auch die Sparkasse Lüdenscheid. Die Licht-Blogger freuen sich darüber, das Kreditinstitut als ersten Sponsor auf der Seite www.lichtstadt-luedenscheid.de begrüßen zu können.

Der Anspruch, den die Schreiber von www.lichtstadt-luedenscheid.de an sich selbst stellen, bleibt unverändert hoch. Es gilt das Motto: Kultur ist nämlich die Angewohnheit, sich mit dem Besten zufrieden zu geben und zu wissen warum. (Henry van Dyke, 1852 – 1933).

Anregungen sind jederzeit willkommen: Tel. 02351 78 134 oder 0170 833 7053, E-Mail: wolfteipel55@gmx.de

Bewegte Bilder – bewegende Bilder

LR Max Sudhues

Max Sudhues bei der Arbeit: Rund einen Monat vor LichtRouten-Beginn ging der 36-Jährige in der Damrosch-Halle auf Motivsuche.

                                         von Wolfgang Teipel

Bewegte Bilder – bewegende Bilder: Kuno Seltmann hat keinen Abend des Internationalen Forums für Licht in Kunst und Design versäumt. Der 24-jährige Student der Medienwissenschaften war im Auftrag der LichtRouten-Leitung zuständig für die digitale Dokumentation. Geliefert hat er weitaus mehr als die bloße Dokumentation. Seine Clips sind selbst kleine Kunstwerke. Einen Vorgeschmack auf seine Arbeit gibt es hier.

Kuno Seltmann 3

Kuno Seltmann ist Student der Medienwissenschaft und hat für die LichtRouten-Leitung gefilmt.

Der kleine Ausschnitt auf www.lichtstadt-luedenscheid.de zeigt Bilder der Installation „Playground Love“ in einer der ehemaligen Damrosch-Lagerhallen an der Bahnhofsallee. Max Sudhues hat die Brache in den Tagen vor den LichtRouten für sich selbst in einen riesigen, dazu noch überdachten, Spielplatz verwandelt.

Sehen mit anderen Augen

Zehn Tage lang zeigte er das Gebäude so, wie er es gesehen hat – mit den Augen eines Künstlers eben. „Orte, die sich im Wandel befinden, begeistern mich“, sagt der gebürtige Münsteraner. Die Damrosch-Halle ist für ihn ein solcher Ort. Sie steht in einem Quartier, das sich im Umbruch befindet. Es ist der neue Standort des Deutschen Instituts für angewandte Lichttechnik (DIAL) und ebenso Standort für einen Ableger der Fachhochschule Südwestfalen – in den vergangenen Jahren hat sich hier einiges getan.

Meisterschüler von Timm Ulrichs

Mit 120 Dias, einigen Filmsequenzen, projiziert mit Overhead-Projektoren und Beamern hat er den aktuellen Stand des Verfalls der ehemaligen Holzhandlung dokumentiert. Orts- und raumbezogene Installationen sind die Spezialität des Meisterschülers von Timm Ulrichs. An der Kunstakademie in Münster holte er sich bei ihm das Rüstzeug für seine künstlerische Arbeit. Max Sudhues entwickelt seine Bilder mit verschiedenen Projektionsmethoden – von der Büroleuchte bis zum Beamer.

Dabei steht er ganz in der Tradition der Collage und kreiert bewegte Bilder und Räume. In ihnen bleiben die ursprünglichen Objekte sichtbar, werden aber verblassend dargestellt.

Kunos coole Clips

Kuno 2

Das passt: Die Installation „Augen“ von Dieter Kiessling in der Post und Kuno Seltmann. Er war als Auge für die LichtRouten 2013 unterwegs. Foto: Wolfgang Teipel

von Wolfgang Teipel

Lebe lieber ungewöhnlich – der Titel des rund sechsminütigenVideo-Clips, den Kuno Seltmann gedreht hat, könnte auch für das Lebensmotto des jungen Mannes stehen. Auffällige Frisur, Piercings, orange-farbene Schuhe und ein Gesamt-Outfit, das signalisiert: Hier kommt jemand, der sieht die Welt mit anderen Augen.

Das passt zunächst so gar nicht zu der nahezu amtlichen Bezeichnung für den Job, den Kuno Seltmann bei den LichtRouten 2013 übernommen hatte. Er war zuständig für die digitale Dokumentation.

Abend für Abend unterwegs

Kuno hat nicht eine Minute des Internationalen Forums für Licht in Kunst und Design vom 27. September bis 6. Oktober in Lüdenscheid versäumt. Mit kleiner Ausrüstung (Kamera und Steady Cam Schwebestativ) war er Abend für Abend unterwegs, um seine Sicht auf die 20 Installationen einzufangen. „Mehr Ausrüstung wäre eigentlich nur hinderlich“, sagt Kuno. Klar. Wer will schon zehn Tage lang bis Mitternacht mit kiloschweren Utensilien durch die Gegend laufen.

Aura der Werke das Thema

Was hat er versucht einzufangen? In seinen Filmen wird es um die Aura gehen, die die 20 Lichtkunstwerke zehn Tage lang umgeben hat. Nur Stimmung also? „Nein, die Techniken, die die Künstler verwendet haben, sind auch wichtig. Sie werden zu sehen sein.“ Details spart der junge Mann in seinen Clips aus. „Man soll nicht unbedingt sehen können, wie die Installationen funktionieren.“ Dazu kommt: Bild und Ton werden nicht in jedem Fall synchron laufen. „Das kann durchaus kontraproduktiv sein.“

Wer war der Favorit?

Die unvermeidbare Frage: Was war Kunos Favorit? Der Mann, der sich zehn Tage lang intensiv und professionell mit 20 Lichtkunstwerken auseinandergesetzt hat, kommt ins Grübeln. „Nicht so leicht zu beantworten“, sagt er. War es vielleicht die spektakuläre Installation von Detlef Hartung und Georg Trenz auf dem Allen-Haus? Kuno Seltmann lässt den Blick zurückschweifen. Dann ist alles klar: „Mein Lieblingswerk war das ‚Orchestra Inn‘ von Robert Sochacki auf dem Wiedenhof.“ Ein wenig altmodische Bilder, ruhig vorgetragen und begleitet von coolem Club-Sound. Das passt eigentlich nicht so zum Motto „Lebe lieber ungewöhnlich“. Schön bunt war’s aber auch am Wiedenhof – genauso wie Kunos Outfit. Wer den Sound hören möchte, den Robert Sochacki für seine Installation ausgwählt hatte, findet ihn hier (Lake Powell: „More or Less“).

Kuno Seltmann: Der 24-jährige Lüdenscheider studiert an der Universität Siegen Medienwissenschaft. Im Mittelpunkt des Studiums steht die Medienforschung. Der Praxisanteil beträgt etwa 30 Prozent. Es werden die Bereiche Film, Ton und Print, wahlweise auch Web abgedeckt.

Fünf Jahre Pause?

Von Florian Hesse

„Ich bin auf Lichtrouten. Komm! Ist cool!“ Für Tom Groll, Kurator des zehntägigen Lichtspektakels, war die mitgehörte Handy-Konversation eines der persönlichen Schlüsselereignisse des Festivals. Kulturbegeisterte, Lichtkunstfans und einfach eventhungrige Lüdenscheider waren unterwegs. Etwa 45000 Besucher haben die Assistenzen an den 20 Standorten gezählt – oder eher geschätzt. Genaue Angaben seien kaum möglich, wenn die ganze Stadt voller Menschen sei, räumen Jörg Marré und Andre Westermann aus der Geschäftsführung der Lüdenscheider Stadtmarketing GmbH als Veranstalter ein.

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QR-Codes an den Stationen, Infos übers Smartphone, Kommunikation über Soziale Netzwerke wie Twitter und Facebook. Die Lichtrouten 2013 hatten einiges an Neuerungen zu bieten. Foto: Lichtrouten.de

Man habe die Wirkung nach innen für Lüdenscheid, aber auch verstärkt für Auswärtige erreicht, sagt Marré im Gespräch mit dem Lichtstadt-Blog. Als Beispiel nennt er die Beteiligung am Publikumspreis für die interessanteste Installation. Die Vorschläge dafür seien aus ganz Europa gekommen.

Eine Rolle dabei hat offenbar die neue Inszenierung des Festivals gespielt. Erstmals konnten Gäste mit einer App für Smartphones durch die Stadt navigieren, QR-Codes scannen, über Facebook und Flickr selbst interagieren. Wer wollte, konnte twittern oder – ebenfalls Premiere – auf diesem Lichtkunst-Blog Insider-Geschichten oder Betrachtungen am Rand nachlesen. „Wir haben“, sagt Marré, „zehn Tage lang die Stadt gut dargestellt.“

Wie es mit den Lüdenscheider LichtRouten weiter geht, bleibt an dieser Stelle bewusst offen. „Wir gehen davon aus, dass es in drei Jahren stattfindet“, sagt Marré als LSM-Geschäftsführer. Doch er verweist auch auf die erforderlichen Beschlüsse im Aufsichtsrat der Gesellschaft und die finanzielle Ausstattung des Projekts, das in diesem Jahr immerhin 360000 Euro gekostet hat.

Doch es könnte auch anders kommen. Denn der Löwenanteil zur Finanzierung kommt von Sparkasse, Stadt Lüdenscheid, Stadtwerken und Wirtschaftsförderung Kreisstadt Lüdenscheid (WKL) als Gesellschafter der Stadtmarketing GmbH. 60000 Euro schießen externe Sponsoren zu.

Interessant wird es beim Blick auf die Stadt selbst. Lüdenscheid hat sich bedingungslos dem Haushaltssicherungskonzept verpflichtet. Mehrausgaben sind nicht drin. Gleichzeitig lebt die Stadt von der Enervie-Dividende, den Erlösen ihrer früheren Stadtwerke-Tochter. Doch der geht es genau so schlecht. Die Energiewende bringt den regionalen Versorger in heftige Probleme.

Vor diesem Hintergrund bedeutet der neue Vorschlag von Bürgermeister Dzewas, die Lichtrouten zum 750jährigen Stadtjubiläum 2018 stattfinden zu lassen, vielleicht auch Folgendes: fünf Jahre Pause.

Zauberei mit Audrey und Roland

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Atsara verzauberte das LichtRouten-Publikum in der ehemaligen Lagerhalle der Holzhandlung Damrosch. Foto: Florian Hesse

von Wolfgang Teipel

Audrey Rocher und Roland Devocelle können sich kaum von Lüdenscheid trennen. Erst am Dienstag macht sich das Lichtkunst-Duo, das sich den Namen „Atsara“ gegeben hat, auf die Heimreise. Mit dabei: Joshua. Der kleine Sohn des Paares aus Agen in Frankreich hat die LichtRouten 2013 wohl so hautnah erlebt wie kein zweites Kind.

Stirnlampe auf dem Kopf

Joshua wuselte ständig auf dem Gelände der ehemaligen Holzhandlung Damrosch herum, im Dunkeln immer eine Stirnlampe auf dem Kopf. „Damit ich immer weiß, wo er ist“, sagt Mutter Audrey Rocher. Im Dunkeln wurde Joshua so selbst zum Glühwürmchen. Damit ähnelte er ein wenig den Lichteffekten, die seine Eltern über verschlungene Drahtgebilde durch die verlassene Lagerhalle schickten.

Licht und Musik

Audrey Rocher und Roland Devocelle haben die LichtRouten-Besucher mit Musik und Licht verzaubert. Lange lag ihre Installation mit dem Titel „(M)ondes“ in der Publikumsgunst weit vorn. Bei der Vergabe des Publikumspreises landeten sie schließlich auf Platz 4.

Beide sind über Umwege zur Lichtkunst gekommen. Audrey Rocher hat eine Ausbildung zur Performerin (Clown und Tänzerin) absolviert. Roland Devocelle ist eigentlich Musiker.

Nummer 27 für Lüdenscheid

Ihre Installationen nummerieren sie durch. Der Titel besteht aus einem Wortspiel. Es lautet (M)ondes für Welt und Wellen. In Lüdenscheid ist Nummer 27. Für die Lüdenscheider Version der Installationen der Serie „[M]ondes“ haben sie eine dreiteilige Installation entwickelt. Geometrische Farb- und Formsysteme werden auf organisch-geformte Drahtgebilde projiziert.

Wo das projizierte Bild auf reflektierenden Draht trifft, wird es sichtbar, ein großer Bildanteil verschwindet in der dunklen Umgebung. Die animierten Strukturen und Systeme zerfallen in Bildausschnitte, die über das Drahtgebilde zu fließen scheinen.

Atemholen in der Erlöserkirche

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Dmitri Grigoriev brillierte in der Erlöserkirche als Interpret barocker, klassischer, romantischer und moderner Werke. Foto: Jakob Salzmann

    von Monika Salzmann

Bei Kerzenschein und stimmungsvollem Licht lud Kreiskantor Dmitri Grigoriev am Samstagabend in der Erlöserkirche zu einer Meditationsstunde mit Klaviermusik aus mehreren Jahrhunderten ein. Im Rahmen der LichtRouten brillierte Grigoriev als virtuoser, bemerkenswert musikalischer Interpret barocker, klassischer, romantischer und moderner Werke.

Lyrisches Fabulieren

Nicht nur die spieltechnische Perfektion, mit der er die Epochen durchstreifte, auch der Farbenreichtum und die Ausdruckskraft, die sein Spiel auszeichneten, begeisterten. Unendlich zartes, lyrisches Fabulieren, das innerste Seiten anrührte, ging mit kraftvollem, sprühend vitalem Musizieren, rasanten Läufen, perlenden Arpeggien, weiten Sprüngen und raschen Tonrepetitionen einher. Von Bach bis Rachmaninoff, von Scarlatti bis Scriabin reichte das farbige, mit liebevoller Hand zusammengestellte Programm. Mit einer musikalischen Einladung zum Gebet („Prière“) rundete der Komponist Grigoriev den erbaulichen, anregenden Ohrenschmaus.

Konzert sehr gut besucht

Sehr gut besucht war das LichtRouten-Konzert bei Kerzenschein, das Gelegenheit zum Innehalten und Atemholen bot. Nichts lenkte von der Musik, dem bald träumerischen, bald ungestümen Schwelgen in berauschenden Klangwelten ab. Nicht zuletzt das abgedämpfte, sparsame Licht in der nur von Kerzen schwach erhellten Kirche trug zum intensiven Musikerlebnis, das der Abend bot, bei.

Mit Bach, in dessen Schaffen das Klavier eine herausragende Stellung einnimmt, begann und endete die musikalische Meditation. Ganz im Sinne der Einheit barocken Denkens umschlossen Bachs Aria mit reichen Spielfiguren-Variationen über durchgängiger Bassstimme und sein von Alexandre Siloti einfühlsam arrangiertes Prélude das Programm wie eine äußere Klammer.

Stilsicher und nuancenreich

Stilsicher und nuancenreich machte Dmitri Grigoriev mit unterschiedlichen Handschriften, sich wandelndem Zeitgeschmack und fortschreitender Suche nach neuen Ausdrucksformen bekannt. Mit Scarlatti (Sonata f-Moll op. 118), dessen Sonaten sich durch ausgesprochene Originalität auszeichnen, kündigte sich der Empfindsame Stil des frühen 18. Jahrhunderts an. Ein schier unerschöpflicher Reichtum an Takt- und Tonwechseln  – glänzend zum Vorschein gebracht – zeichnete anschließend das Finale aus der Sonate As-Dur op. 110 Beethovens aus.

Eigenwillige Tonsprache

Über romantische Impromptus aus der Feder Franz Schuberts führte der Weg ins frühe 20. Jahrhundert, eine Zeit gespannter Erwartung und eines Umbruchs in der Musik. Bei Vertretern der klassischen Moderne wie Alban Berg, Sergei Rachmaninoff und Alexandre Scriabin machte Grigoriev Halt. Besonders Scriabin, der im Lauf der Zeit eine eigenwillige Tonsprache, gleichsam eine Vorform der Zwölftontechnik entwickelte, widmete er seine Aufmerksamkeit. Russische und deutsche Tradition vereinten sich Nikolai Medtners Märchenerzählung op. 20 Nr. 1, in der sich die (Spät)Romantik noch einmal eindrucksvoll zu Wort meldete.

Dickes Lob fürs ganze Team

Assistenzen

Endlich Feierabend. Stephanie füllt ihren Rückmeldebogen aus. Solveig checkt schnell die SMS, die während ihrer Führung eingegangen sind.

 

Die Maschinerie, die dem Publikum aus nah und fern die LichtRouten 2013 präsentiert, läuft wie geschmiert. Künstlerische Leitung, die Techniker, das Organisationsteam und die vielen Assistenzen geben ihr Bestes.

Applaus am Ende der Führung

Wenn dann mal ein Lob herausspringt, feuert das die Motivation der vielen an. Applaus von den Besuchern am Ende einer Führung, manchmal ein Trinkgeld oder auch Schreiben an die künstlerische Leitung, das tut allen gut. Kürzlich erhielten die beiden Kuratoren folgende Mail von Anne Maigler. Sie arbeitet als Designmanagerin und Unternehmensberaterin in Berlin. Sie schreibt unter anderem:

„Liebe Bettina Pelz, lieber Tom Groll,

Was mir am stärksten aufgefallen ist: die Haltung der beteiligten Mitarbeiter. Eine unglaublich zugewandte, liebenswürdige, hoch aufmerksame und engagierte Truppe! Eine wahrhafte „corporate identity“ im Verhalten der Botschafterinnen und Botschafter, die auch nach Mitternacht strahlend und von ihrer Sache begeistert waren, an welchem dunklen Ort auch immer sie sich befanden.

Toi Toi Toi für die Lüdenscheider Tage und Nächte und hoffentlich auf bald mal in Berlin.“

Assistenzen

Die Helferinnen und Helfer holen ihre Unterlagen ab.

Das geht runter wie Butter. Das gilt auch für eine Mail, die www.lichtstadt-luedenscheid.de im Anschluss an die große Pressekonferenz erhielt. Dolmetscherin Isabel Schwagereit, die kurzfristig für eine Kollegin einspringen musste, schildert ihre Eindrücke so: „Übrigens war die Stimmung bei der Pressekonferenz eine ganz andere als sonst beim Dolmetschen. Natürlich sind es immer Menschen, für die ich tätig werde, aber so gelöst und froh wie am Freitag habe ich meine Kunden selten erlebt. Auch das war etwas Besonderes. Weiter viel Erfolg mit und Freude an den LichtRouten.“

Kaffee und Brötchen von Ute

Ein Garant dafür, dass bei allen LichtRouten-Beteiligten eine lockere Stimmung herrscht, ist auch Ute Hessmert. Wo sie am späten Abend auftaucht, sorgt sie für gute Laune. Kein Wunder. Ute hat Kaffee, Tee und Brötchen im Gepäck. Wenn  sie mit ihrem roten Auto auftaucht, wissen alle: Jetzt ist kurze Pause für einen kleinen Imbiss. Die belegten Brötchen spendiert übrigens die Bäckerei Kayser.

Ute Hessmert hat alle Installationen der LichtRouten 2013 mehrfach gesehen. Einen Favoriten hat sie selbstverständlich auch. Es sind die „Zerfließenden Räume“ von Rainer Plum im Platanenhain.

 

Wissenschafts-Check im Kulturhaus

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Kann man einen Todesstern abwehren, der die zerstörerische Kraft von 800 Sonnen besitzt?

von Wolfgang Teipel

Wenn es um Licht und Kunststoff geht, ist Amitabha Banerji ein absolutes Ass. Die wissenschaftlichen Fakten sprudeln nur so aus dem Mann heraus. Zudem ist der Wissenschaftler, der an der Rheinischen Universität Wuppertal lehrt, ein Showtalent. Er enterte beim Science Slam im Kulturhaus das Podium im Gangnam Style, dem Tanz, den der südkoreanische Rapper Psy kreiert hat. Da flogen ihm die Herzen des Publikums nur so zu. Amitabha Banerji gewann den Science Slam, zu dem das Kulturhaus anlässlich der LichtRouten 2013 eingeladen hatte.

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Amitabh Banjeriji, einmal nicht im Leucht-T-Shirt.

Witzig und humorvoll

Dass Wissenschaft nicht staubtrocken sondern witzig und humorvoll daherkommen kann, bewiesen alle fünf Slammer. Amitabha Banerji, der im T-Shirt mit Leuchtkunststoff-Schriftzug auf dem Podium erschien, präsentierte dem Publikum anschaulich Fakten zur Herstellung von LED-Leuchtkunststoffen.

Vorjahressieger Dr. Sascha Vogel aus Frankfurt unterzog die „Star Trek“-Filme einem intensiven Wissenschafts-Check. Kann ein ganzer Planet durch einen Todesstern pulverisiert werden? Immerhin müsste er die Kraft von 800 Sonnen enthalten, rechnete er vor. Um Wahrnehmung von Farben ging es bei Dieter Polle, Geschäftsführer des Deutschen Instituts für angewandte Lichttechnik (DIAL).

Wie beeinflussen Sonne und Vitamin C die menschliche Haut? Die Antwort präsentierte Prof. Dr. Rolf Larisch, Arzt und Nuklearmediziner am Klinikum Hellersen.

Fred Black und die verschwenderische Sonja

Thomas Schielke hatte sich eine Geschichte um Fred Black und Sonja ausgedacht. In seiner Performance ging es um das Thema Lichtverschmutzung. „Schatten. Find ich gut“, sagt Fred Black dabei zu Sonja, die ständig Licht und damit wertvolle Energie verschwendet.

Der unterhaltsame Wissenstransfer wurde von Marian Heuser moderiert. Er ist in der Region als Poetry Slammer bekannt. Der Dichter lebt nach dem Motto „Ich rede also bin ich.“ Für Wissenschaftler gilt eher die Devise: „Ich veröffentliche. Also bin ich.“ Ach so. Beim Science Slam zeigten die fünf Forscher, dass sie auch reden können. Wenn sie wollen, sogar um jeden Preis. Beim Science Slam war es der „Goldene Hirnheimer . . .

Zeit für Geschichten am Rande

Am Rande

Die vielen kleinen Geschichten am Rande machen die LichtRouten so liebenswert. Die Standortbegleiter können davon eine Menge erzählen.

von Wolfgang Teipel

Es sind die kleinen Geschichten am Rande, die zeigen, wie sehr die LichtRouten zurzeit Lüdenscheid beherrschen. Mittwoch, Stadtumbaubüro an der Knapper Straße: Gerade wird die Preisrede auf die Gewinner des Architektenwettbewerbs zur Erneuerung des Lüdenscheider Kunststoffinstituts gehalten, da geht die Tür auf. „Kann ich hier einen LichtRouten-Flyer bekommen“, fragt sie in die Runde. Leichtes Kopfschütteln bei den Vertretern der Jury und den anwesenden Architekten. Die Dame zieht wieder ab.

Verdächtige Gestalten

In der Nacht zum Mittwoch: Die LichtRouten-Techniker sind unterwegs. Da erscheint ein Streifenwagen. Die Männer sind nicht gleich als Techniker auszumachen. Also Kontrolle. Alles klärt sich auf. Bedauern im Streifenwagen. Man wolle doch so gern die LichtRouten sehen, habe aber keine Gelegenheit. Kurzerhand legen Ordnungshüter und Techniker eine gemeinsame Kontrollfahrt ein. So geht’s auch.

Die Zahlenschloss-Panne

Unverhofft kommt oft. An den LichtRouten-Standorten sind Container postiert, die allerlei Gerätschaften und auch die Utensilien der Standortbegleiter aufnehmen. Einige sind durch Vorhängeschlösser gesichert. Was macht der brave Standortbegleiter? Er bezieht sein Büro auf Zeit und drückt die Schließe wieder zu. Und dann? Großes Malheur: Zahlenkombination des Schlosses vergessen. Der Code liegt bei den Unterlagen im Container. Anruf bei Charly. Er regelt alles, wenn es irgendwo eine Panne gibt. In diesem Fall hätte auch der Autor dieses Textes helfen können. Die Ziffern für den Zahlencode bezeichnen sein Geburtsdatum. So ein Zufall.

Dauergäste

Treue Fans: „Sie haben wir doch auch schon getroffen“, sagt das Ehepaar aus Oberbrügge. Der Standortbegleiter erinnert sich. Es ist bereits das vierte Mal. „Ist jetzt Schluss mit den LichtRouten?“ „Nein“, lachen beide. „Noch lange nicht.“ Sie freuen sich schon auf eine Führung am Freitag. „Da sind wir mit der Sparkasse unterwegs.“

Bis einschließlich Sonntag, 6. Oktober, läuft das Internationale Forum für Licht in Kunst und Design noch. Die 20 Installationen sind von 19.30 bis 24 Uhr zu sehen. Zeit genug für viele interessante kleine Begebenheiten am Rande.

Hocken auf der Ex-Pilsleuchte

 

LR2013 Lichthocker

Nach dem langen Marsch sehr bequem: Kuratorin Bettina Pelz testet den Lichthocker.

von Wolfgang Teipel

Endlich sitzen – das mag sicher mancher denken, wenn er seine Runde über die Lüdenscheider LichtRouten abgeschlossen hat. Kunst kann eben auch zur harten Fußarbeit werden. Das hat Gabi Püttmann vom LichtRouten-Team zur Kreation eines Lichthockers inspiriert.

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Und so sieht das Sitzmöbel von innen aus. Foto: Jakob Salzmann

Die freischaffende Künstlerin und Designerin ist unter anderem für den Einsatzplan der 50 LichtRouten-Assistenzen zuständig. Eine knifflige Sache, die Einsatzwünsche der Frauen und Männer unter einen Hut zu bringen. Das ist Gabi Püttmann aber ebenso gelungen, wie der Lichthocker.

Ein Stück Lüdenscheider Geschichte

Die Sitzmöbel sind ein Stück Lüdenscheider Geschichte. Es handelt sich um Lampenschirme. Sie sind durch die Umrüstung der städtischen Straßenbeleuchtung auf LED-Leuchten sind diese Schirme überflüssig geworden. „Wahrscheinlich wären alle entsorgt worden, weil keine weitere Verwendung möglich war“, sagt Gabi Püttmann. Da kam ihr die Idee, die sogenannten Pilsleuchten zu Schemeln umzurüsten.

Erstmal durch einen Waschgang

„Viele von ihnen waren noch gut erhalten. Sie mussten nur gründlich gesäubert werden“, berichtet die Designerin. Aus einigen der Kunststoffschirme waren im Laufe der Jahre die Weichmacher entwichen. „Das Plastik war spröde.“ Diese Leuchtschirme genügten den Ansprüchen der Designerin nicht. Dass alle leichte Gebrauchsspuren aufweisen, stört sie aber nicht. „So wird jeder Hocker zum Einzelstück.“

Leuchten in zwei Ausführungen

Die Öffnung, mit der die Schirme an den Laternenmasten befestigt waren, hat Gabi Püttmann mit einem gepolsterten Aufsatz versehen. So erhält das Möbelstück die exakte Sitzhöhe. Durch die zusätzliche Bestückung mit LED-Leuchtmitteln wurden die ehemaligen Pilsleuchten schließlich zum Lichthocker. Es gibt sie in zwei Ausführungen: So lässt sich in einer Version das Licht per Hand einschalten. Die andere Ausführung leuchtet auf, wenn jemand auf dem Lichthocker Platz nimmt.

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Designerin Gabi Püttmann

Zur Person: Gabi Püttmann lebt und arbeitet seit 2000 als freischaffende Künstlerin in Lüdenscheid. An ihr Studium im Fachbereich Objekt-Design schlossen sich mehrere Jahre als Bildhauerin in Dortmund und als Stylistin (Modelleur) bei der Daimler Benz AG in Sindelfingen an.

Ihre Bilder und Objekte sind gekennzeichnet durch grobe und feine Strukturen, die in Kombination mit Farbe zum eigenen Ausdruck ihrer Kunst werden. Oft sind, wie bei den Lichthockern, noch die Bearbeitungsspuren der Werkzeuge sichtbar.

Mehr zu Gabi Püttmann hier

Kontakt: kontakt@puettmann-kunst.de