Der erste Multimedia-Künstler

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László Moholy-Nagy hüllte sich gern in feines Tuch.

von Wolfgang Teipel

Ein Foto von László Moholy-Nagy aus dem Jahr 1926 in Dessau und ein früheres aus dem Jahr 1923 in Berlin zeigen den Künstler in seinem Atelier an der Staffelei in Blouson und Bundhose. So oder so ähnlich könnte auch der Mann an einer Tankstelle draußen ausgesehen haben. Moholy-Nagy befand sich aber schon damals in einer herausgehobenen Position. Unter den  Bauhausstars wie Gropius oder Feininger war er der jüngste und leitete zu dieser Zeit die Metallwerkstätten. Die Berufskleidung des Mannes, der privat gern im eleganten Tuch daherkam, zeigt viel vom Selbstverständnis des Künstlers. Was macht Moholy-Nagy beim der zeitgenössisch geprägten Forum für Licht in Kunst und Design? Die LichtRouten feiern in diesem Jahr ihr zehnjähriges Bestehen. Das wird gefeiert. Und dazu gehört auch ein Blick in die Geschichte der Lichtkunst.

Genie und Arbeiter

Moholy-Nagy war unumstritten ein Genie und zugleich ein Arbeiter beim Ausbau der industriellen Moderne. Das 1895 in Ungarn geborene Multitalent experimentierte mit seinem vielfältigen Kunstanspruch und –verstand zum Nutzen der Industriekultur und der folgenden Konsumgesellschaft. Er sah als erster die Gleichzeitigkeit der Medien und versuchte sie in seinem Werk zu zeigen. Später gingen viele Künstler darauf ein.

Freie Geister im Bauhaus

Warum zog das von dem Architekten Walter Gropius 1919 gegründete staatliche Bauhaus den vielseitigen Mann so an? Erklärtes Ziel dieser Kunstschule war es, als neue Form der Arbeitsgemeinschaft die Trennung zwischen Künstlern und Handwerkern aufzuheben, gesellschaftliche Unterschiede zu beseitigen  und zur Völkerverständigung beizutragen. Im Bauhaus arbeiteten freie Geister. Noch heute gilt es als die Heimat der Avantgarde der Klassischen Moderne auf allen Gebieten der  freien und angewandten Künste.

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Den berühmten Licht-Raum-Modulator entwickelte László Moholy-Nagy zusammen mit einem Ingenieur der AEG.

Filme, Fotogramme, Bühnenbilder und Beleuchtungskonzepte fesselten den vielseitigen Mann. Im Licht lag für ihn der Ursprung der Kunst. Bei der Darstellung von entmaterialisierten Lichtphänomenen bevorzugte er die neuen technischen Medien. Höhepunkt seiner lichttechnischen Experimente war die Konstruktion des „Lichtrequisits“ (Licht-Raum-Modulator 1922 – 1930) – eine bewegliche Skulptur aus Metall und Glas. Mit diesem Werk wurde László Moholy-Nagy zum prophetischen Vorreiter späterer kinetischer Skulpturen. Die Lichtartikulation dieser rotierenden Skulptur verfilmte er 1930 in den visuell eindrucksvollen Überblendungen seine Experimentalfilms „Lichtspiel Schwarz-Weiß-Grau“.

Dieser Apparatur ist das LichtRouten-Projekt gewidmet (Standort: Forum am Sternplatz). Im Film zu sehen sind viele Detailaufnahmen, die Scheiben, Rastern, Objekten und ihren Erscheinungsformen im Licht zeigen und zugleich Einblick in das ausgeklügelte System von mechanischen Bewegungen, Projektionsverläufen und Betrachtungsperspektive gewähren.

Lichtlabor in Chicago

Moholy-Nagys Ideen gingen aber noch weiter. So gehörte er auch zu den Vordenker/innen, die sich Lichtfresken, Polykinos und Wolkenprojektionen als Teil zukünftiger Stadtbilder wünschten.Seinen langehegten Wunsch zur Einrichtung eines Lichtlabors konnte László Moholy-Nagy übrigens erst nach seiner Übersiedlung in die USA umsetzen. 1936 wurde er auf Empfehlung von Walter Gropius Leiter des New Bauhaus in Chicago. Jetzt verfügte er endlich über den Freiraum und die finanziellen Mittel, die ihm weitere Arbeiten mit Licht ermöglichten. László Moholy-Nagy starb 1946 an Leukämie.

RWL macht LichtRouten Beine

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Die Erstvertretung von Rot Weiß Lüdenscheid läuft im September mit dem LichtRouten-Logo auf. Foto: RWL

Die LichtRouten 2013 machen den Kickern der Erst-Vertretung von Rot Weiß Lüdenscheid Beine: In diesem Monat laufen die Bezirksliga-Fußballer mit dem Logo der LichtRouten auf ihren Trikots auf. Hauptsponsor Nagler Normalien hat sozusagen die Brust freigegeben, damit auf den Sportplätzen in der Region die Werbetrommel für das internationale Forum für Licht in Kunst und Design (27. September bis 6. Oktober) gerührt werden kann.

Der Verein freut sich, im Sinne seines Leitbildes „Wir kicken für unsere Stadt“ für die Bergstadt und für die weit über Lüdenscheid hinaus bekannte Veranstaltung werben zu dürfen.

Ein besonderer Dank des Vereins geht auch an die Lüdenscheider Stadtmarketing GmbH (LSM). Die LSM-Verantwortlichen fanden die Idee einfach klasse und unterstützten die Fußballer bei der Umsetzung.

Die 20 RWL-LichtRouten-Trikots werden nach dem Ende der Veranstaltung am 6. Oktober zu Gunsten der Rot-Weiß Jugendabteilung versteigert. Der Startpreis beträgt je 75,- Euro für das eingerahmte Trikot. Die ersten Interessenten haben sich schon für die Nummern 4; 10 und 11 angemeldet, so dass sich Jugendleiter Stefan Grappendorf und Marketingbeauftragter
Stefan Pietzner sicher sind, für alle Trikots einen Liebhaber zu finden.

Interessierte wenden sich bitte per Mail an stefan.pietzner@rwl-online.com und geben ihre Wunsch-Nummer und ihr Gebot ab. Quelle: www.rot-weissluedenscheid.de

Auf Spurensuche

Installation in der Parkgarage der Städtischen Museen. Spuren sind dort bis heute zu finden.
Foto: Lichtrouten.de

Von Florian Hesse

Wie sehen die Besucher die LichtRouten? Was hat das Lichtkunst-Festival in den vergangenen zehn Jahren mit der Stadt gemacht?

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Marit Schulte vom LichtRouten-Team: Auf Spurensuche in der Damrosch-Halle

Auch diesen Fragen wollen die Veranstalter nachgehen, und dazu greift das Team auf soziale Medien zurück und fragt nach Bildern von vergangenen Veranstaltungen, aber auch von „Spuren“, die die LichtRouten in Lüdenscheid hinterlassen haben.

Ein erster Eindruck ist bereits auf der Foto-Plattform Flickr zu sehen, doch eigentlich müssten Tausende Bilder entstanden sein, vermuten die Kuratoren Bettina Pelz und Tom Groll. Eine Auswahl des eingeschickten Materials wollen sie in der Städtischen Galerie zeigen.

Möglich wird die Zusendung über die verschiedensten Kanäle: als Dateianhang zum Beispiel an die E-Mail-Adresse depot@lichtrouten.com, über die offizielle Facebook-Seite der LichtRouten oder direkt als Upload auf Flickr.

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Büffeln in den Abendstunden

 

von Wolfgang Teipel

Harald ist Architekt und kennt sich von Berufs wegen aus mit Licht und Räumen. Karl-Heinz ist ehemaliger Lichttechniker, Antje arbeitet im Klinikum Hellersen. Dazu kommen 30 weitere Frauen und Männer aus Lüdenscheid. Sie bilden das Team, das vom 27. September bis 6. Oktober bei den LichtRouten 2013 den Kontakt zu Publikum hält. Die LichtRouten Assistenten übernehmen beim Internationalen Forum für Licht in Kunst und Design Führungen und geben als Standortbegleiter Auskunft.

Anspruchsvoller Job

Es ist ein anspruchsvoller Job, den sich die ehrenamtlich arbeitenden Frauen und Männer ausgesucht haben. Seit Mai bereiten sie sich in Workshops mit Bettina Pelz und Tom Groll von der künstlerischen Leitung der LichtRouten auf das große Ereignis vor. Manche sind zum wiederholten Mal dabei. Für viele bedeuten die LichtRouten 2013 aber auch eine Premiere. Gemeinsam ist allen: Sie sind neugierig auf die Künstler und Installationen.

Diese Installation von Klaus Geldmacher war 2002 zu sehen. Foto: Claus Langer

Diese Installation von Klaus Geldmacher war 2002 zu sehen. Foto: Claus Langer

Sie freuen sich auf die Begegnungen mit dem Publikum und sind stolz darauf, bei diesem international anerkannten Forum  für Licht in Kunst und Design dabei zu sein. Auch eine Hoffnung eint alle Assistenten: Sie möchten vom 27. September bis 6. Oktober  nicht allein in Kälte und Regen stehen, sondern ein stimmungsvolles Großereignis mit vielen Menschen in schöner Atmosphäre erleben.

Knifflige Fragen

Dafür arbeiten sie. Alle haben in zahlreichen Abendstunden gebüffelt und sich intensiv mit den Arbeiten der 20 Künstlerinnen und Künstler von Jürgen Albrecht bis Amy Youngs befasst. Alle haben ihren Kolleginnen und Kollegen inzwischen vorgetragen, was sie über deren Werk und Wirken herausgefunden haben. Kuratorin Bettina Pelz hat in den Schulungen für den Feinschliff gesorgt. Dabei tauchen manchmal knifflige Fragen auf. „Spricht man das L im Nachnamen des Fotografen Joseph O. Holmes mit oder nicht?“ Die kleine Debatte beim jüngsten Treffen ist schnell beendet: Eine LichtRouten-Assistentin hat einige Jahre in den USA gelebt. Sie weiß Bescheid. „Klar wird das L gesprochen.“ Bettina Pelz entscheidet: „Es muss ein leicht gehauchtes L sein.“ Alle lachen.

Zehn Jahre ein Grud zum Feiern

Der große Zusammenhang geht darüber nicht verloren. „Die Kunst der Projektion“ lautet das Motto des diesjährigen Forums und weil die LichtRouten seit zehn Jahren bestehen, gibt es Grund zum Feiern. „Deshalb haben wir so viele Künstlerinnen und Künstler eingeladen wie nie zuvor“, sagt Bettina Pelz. Den Stress, die logistischen Klimmzüge, die vollbracht werden müssen und die Unsicherheit darüber, wie die Installationen, die so nur in Lüdenscheid zu sehen sein werden, letztendlich aussehen werden – das alles müssen künstlerischen Leitung und Assistenten bis zuletzt aushalten.

Wenn’s endlich rausgeht in die Lichterstadt Lüdenscheid, dann ist auch dieser Druck vergessen.

Mogeln mit Lichtschwertern

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Beim Science Slam am 2. Oktober wird im Kulturhaus die spannende Frage geklärt, ob Lichtschwerter funktionieren oder ob Hollywood dem Kinopublikum nur etwas vorgaukelt.

von Wolfgang Teipel

Wissenschaft und beste Unterhaltung? Das schließt sich nicht aus. Beim Science Slam im Kulturhaus werden am 2. Oktober (ab 19.30 Uhr) Forscher und Gelehrte die Lacher auf ihrer Seite haben. Während der Lüdenscheider LichtRouten werden sie versuchen, in 15-minütigen Vorträgen allgemein verständlich und durchaus humorvoll Informationen zum Phänomen Licht an die Frau und den Mann zu bringen. So vernetzt sich das Kulturhaus mit dem Internationalen Forum für Licht in Kunst und Design vom 27. September bis 6. Oktober.

Noch schöner: Das Publikum kann einen Sieger küren. „Die Verlierer werden allerdings nicht mit nassen Schwämmen beworfen“, versichert Kulturhaus-Chef Stefan Weippert. Beim Poetry Slam, an dem sich der unterhaltsame Wissenschafts-Wettbewerb orientiert, könne das durchaus schon mal vorkommen.

Kein Fachchinesisch

Fachchinesisch wird das Publikum im Kulturhaus nicht zu hören bekommen. Die Wissenschaftler wollen das Publikum für ihre Fachgebiete begeistern und manche von ihnen entpuppen sich dabei als wahre Show-Talente.

Mit dieser Veranstaltung greift Stefan Weippert auf die Erfahrungen zurück, die er und seine Crew beim ersten Science Slam im vergangenen Jahr gemacht haben. „Das war Infotainment allererster Güte“, sagt der Kulturhaus-Leiter. Der Publikumsliebling 2012, Dr. Sascha Vogel aus Frankfurt, wird übrigens wieder dabei sein. Mit von der Partie sind weiter Professor Dr. Rolf Larisch (Lüdenscheid), Dipl.-Ing. Dieter Polle (Lüdenscheid, Deutsches Institut für angewandte Lichttechnik) und Dr. Amitabh Banerji (Universität Wuppertal). Ein weiterer Wissenschaftler ist angefragt. Stefan Weippert wartet noch auf seine Zusage.

Der Betrug des Fleischers

Die Forscher werden verschiedene Aspekte des Lichts ergründen. Darunter wird die spannende Frage beantwortet „Physik in Hollywood: Funktionieren eigentlich Lichtschwerter“ (Dr. Sascha Vogel). Dieter Polle befasst sich unter dem Thema „Rot – der Betrug des Fleischers“ mit der Wahrnehmung von Licht. Professor Dr. Rolf Larisch, Radiologe am Klinikum Hellersen, stellt die Wirkung von Licht auf den menschlichen Organismus vor. Wie Licht als Kontrollmittel in der Landwirtschaft eingesetzt wird, weiß Dr. Amitabh Banerji.

„Zu den Gewinnern dieser Veranstaltung zählt nicht nur der spätere Sieger, sondern auch das Publikum“, verspricht Stefan Weippert. „Spannende naturwissenschaftliche Themen werden so präsentiert, dass neben guter Unterhaltung auch ein Wissenschaftstransfer stattfindet und mit Vergnügen lernt es sich ja bekanntlich leichter.“

Marian Heuser moderiert

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Poetry Slammer Marian Heuser moderiert den unterhaltsamen Abend. Foto: Christoph Neumann

Garant für einen unterhaltsamen Abend ist auch Marian Heuser. Der Poetry Slammer lebt nach dem Motto „Ich rede, also bin ich“. Er wird, wie 2012, die Veranstaltung moderieren. Heuser ist in Lüdenscheid und Umgebung bekannt durch das Poetry-Slammer-Festival „World of Wordcraft“. Es wurde am 15. Februar bereits zum zehnten Mal in der Gaststätte Dahlmann ausgetragen.

An der Theaterkasse gibt es bereits Karten im Vorverkauf (Einheitspreis 8 Euro/ermäßigt 5 Euro zuzüglich 10 Prozent Vorverkaufsgebühr). An der Abendkasse gilt ein erhöhter Eintrittspreis.

Stefan Weippert bittet alle Interessenten, sich möglichst schnell zu entscheiden. Bislang rechne das Kulturhaus mit rund 200 Besuchern im Bühnensaal. Sollten es mehr werden, müsste die Veranstaltung in den Theatersaal verlegt werden. „Wir sind da durchaus flexibel“, versichert Stefan Weippert. „Allerdings müssen wir uns rechtzeitig darauf einstellen können.“ Das gehe nicht von einem Tag auf den anderen.

Theaterkasse: 02351/171299; weitere Informationen www.kulturhaus-luedenscheid.de

Galerie aus Licht in der Phänomenta

Kutscher

Vollrad Kutscher zeigt in der Phänomenta „Leuchtende Vorbilder der Elektrizität“.

von Wolfgang Teipel

Lüdenscheid. Neue Partnerschaft bei den Lüdenscheider LichtRouten 2013: Erstmals in der Geschichte des internationalen Forums für Licht in Kunst und Design zählt das Wissenschaftszentrum „Phänomenta“ zu den Ausstellungsorten.

Bettina Pelz und Tom Groll, die künstlerischen Leiter der LichtRouten 2013, präsentieren hier die „Leuchtenden Vorbilder der Elektrizität“ des Frankfurter Künstlers Vollrad Kutscher. Kutschers Installation setzt das diesjährige Thema der LichtRouten buchstäblich um. Bei seinen „Leuchtenden Vorbildern“ handelt es sich um Schattenporträts, die von winzigen Lichtquellen auf die Wand geworfen werden. Hierbei wird ein Glaskörper über einem Halogenleuchtmittel angebracht. Auf diesem Glaskörper erkennt man handgemalte Miniaturporträts aus eingebrannter Glasfarbe. Das Schattenporträt entsteht, indem das von der Halogenlampe angestrahlte Bildnis seinen dunklen Umriss auf die Wand wirft. So entsteht in der Phänomenta eine „Galerie aus Licht“.

Gleichzeitig dokumentieren die Porträts Persönlichkeiten aus der Geschichte der Elektrizität, die solche Projektionen erst möglich gemacht haben. Welcher Standort wäre dafür besser geeignet, als das interaktive Museum, in dem Technik und Physik ein Erlebnis zum Anfassen wird. So trifft Kunst auf Wissenschaft. Vollrad Kutscher belegt, dass sich beides nicht ausschließt, sondern sich gegenseitig bedingt.

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Technik und Physik zum Anfassen – das bietet die Phänomenta. Foto: Phänomenta

Projektionen weisen nach vorn und so zielt das LichtRouten-Thema „Die Kunst der Projektion“  klar auf die Lüdenscheider Zukunft. Die Phänomenta  selbst ist ein gutes Beispiel. Sie wird erweitert. Dazu liegt sie in einem Quartier, das sich mit dem Neubau des Bahnhofs, der Ansiedlung der Fachhochschule oder dem Neubau des Deutschen Instituts für angewandte Lichttechnik (DIAL) in den vergangenen zehn Jahren stark verändert hat.

Das Wissenschaftszentrum an der Gustav-Adolf-Straße 9 – 11 hat seinen Betrieb 1996 aufgenommen. Inzwischen zieht es jährlich rund 80.000 Besucher an. Kinder, Jugendliche und Erwachsene erfahren hier bei Experimenten und an Mitmach-Stationen die Welt der Naturwissenschaften. Während der LichtRouten 2013 können sich Besucher auch abends außerhalb der üblichen Öffnungszeiten Einblicke in Teile der Phänomenta-Ausstellung verschaffen.

 

Träger der PHÄNOMENTA ist eine gemeinnützige Stiftung. Zweck der Stiftung ist die Förderung der Wissenschaft und Bildung durch die Popularisierung der Naturwissenschaften – insbesondere der Physik  und Technik. Der PHÄNOMENTA gelingt es, ohne öffentliche Fördermittel mit den erwirtschafteten Einnahmen die laufenden Kosten des Betriebes zu decken. Das gilt auf diesem Sektor als nahezu einzigartig.

Vom DIAL auf die LichtRouten

Jörg Marré, Bettina Pelz, Dieter Polle (v.l.). Foto: Florian Hesse

 

von Florian Hesse

Wer einen möglichst informativen Einstieg in die LichtRouten 2013 sucht, sollte das DIAL näher ins Auge fassen. Das Deutsche Institut für Angewandte Lichttechnik liegt an der Bahnhofsallee 18 im Herzen der Ausstellung und bietet gleich zwei Künstlern, Diana Ramaekers und Nicolas Schöffer, Raum für ihre Installationen. Zugleich will DIAL-Geschäftsführer Dieter Polle am ersten Lichtrouten-Samstag, 28. September, den Besuchern Gelegenheit geben, bei einem Tag der offenen Tür von 19.30 bis 24 Uhr den zukunftsweisenden Neubau kennen zu lernen.

Der Abend steht damit im Zeichen des Lichtevents, und Mitarbeiter des Instituts erklären an sechs Stationen mit interessanten Experimenten Themen rund um die Licht-, aber auch um die Gebäudeplanung. „Die Zusammenarbeit mit dem DIAL liegt natürlich auf der Hand“, findet Jörg Marré, Geschäftsführer der Lüdenscheider Stadtmarketing GmbH als Veranstalter, „und wir sind dankbar, dass das auch am Wochenende zu diesen späten Abendstunden möglich ist.“ So will das DIAL versuchen, „über die lichttechnische Kompetenz den Zugang zur Lichtkunst“ zu erleichtern. Ergänzend können sich die Gäste das erst zum Jahreswechsel bezogene DIAL-Gebäude anschauen, in dem das Unternehmen für Kunden weltweit forscht und entwickelt. „Dynamische Architektur erleben“ nennt Polle als weiteres Ziel des Abends.

Die Bedeutung des im Drei-Jahres-Turnus stattfindenden Lichtevents wird auch an der Terminplanung des Instituts deutlich. Die jährliche Konferenz mit internationalen Kunden und Geschäftspartnern werde nach Möglichkeit auf den Zeitraum der LichtRouten gelegt, so Polle. Und eine hohe Besucherfrequenz zeichnet sich bereits jetzt, einen Monat vor dem Auftakt der Veranstaltung ab. Man habe bereits Führer aus den vergangenen Veranstaltungen angesprochen und um Unterstützung gebeten, weil die Nachfrage nach Führungen immens hoch sei. Zum Teil in Bussen kommen Gruppen aus dem gesamten Bundesgebiet, sagt Bettina Pelz, zusammen mit Tom Groll zum sechsten Mal Kuratorin der Veranstaltung.

Mehr dazu in Kürze hier und in der Tageszeitung.

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Unverhofft kommt oft

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Die Damroschhalle an der Bahnhofsallee ist dem Verfall preisgegeben. Foto: Wolfgang Teipel

von Wolfgang Teipel

Lüdenscheid. „Ich hoffe, dass hier keiner mit dem Feudel durchgeht.“ Lichtkünstler Max Sudhues mag das Gerümpel in der abbruchreifen Damrosch-Halle. Das verlassene Gebäude der ehemaligen Holzhandlung an der Bahnhofsallee soll bis zum Start der LichtRouten 2013 am 27. September möglichst unverändert bleiben. Genau so will er es mit seiner Installation „Playground Love“ wiederbeleben. Eine Garantie dafür gibt es allerdings nicht. Zwar ist das gesamte ehemalige Damrosch-Areal mit einem hohen Metallzaun umgeben. Findige Sprayer haben dennoch einen Weg in die Halle gefunden und eine Wand mit Graffiti versehen. „Nicht schlecht“, schmunzelt der 36-Jährige mit dem auffälligen Hut auf dem Kopf. Jetzt muss er mit dem Werk der unbekannten Sprayer leben. Eigentlich wollte er die Wand als Projektionsfläche benutzen. Was sonst noch bis zur Eröffnung der LichtRouten passiert? Kann durchaus sein, dass andere die Pläne von Max Sudhues und dem LichtRouten-Team noch einmal unverhofft durchkreuzen.

Der Meisterschüler von Timm Ulrichs hat eine klare Vorstellung davon, was er dem LichtRouten-Publikum präsentieren möchte. Er zeigt eine Überschneidung von Kunst und Wirklichkeit. „Die riesige Halle bietet dabei ganz andere Möglichkeit als begrenzte Ausstellungsflächen in einem Museum oder einer Galerie“, sagt er. Er will, dass die Besucher den Verfall an der Bahnhofsallee mit anderen Augen sehen. Die zerfetzte Plane, die bei seinem Besuch im Wind flatterte, verwandelt sich bei den LichtRouten 2013 zum  wechselhaften Spiel aus Licht und Schatten. So wird sie Teil eines fantasievollen Parcours. Max Sudhues, 1977 in Münster geboren, lebt und arbeitet in Berlin. Sein Werdegang:

1997-1999 Studium der Philosophie, Humboldt Universität, Berlin

1997-1999 Hospitanz in der Volksbühne, Berlin und bei der Jost Hering Filmproduktion, Berlin

1999-2005 Studium der Freien Kunst bei den Professoren Paul Isenrath, Guillaume Bijl, Meisterschüler bei Prof. Timm Ulrichs, Kunstakademie Münster

2002-2003  Städelschule Frankfurt, Gastsemester bei Thomas Bayrle

2006-2007 Postgraduate Studies an der HISK, Hoger Instituut voor Schone Kunsten, Antwerpen und Gent

Zahlreiche Preise und Stipendien begleiten seine Laufbahn. Darunter der „Tim und Struppi“-Preis von Professor Timm Ulrichs. „Mit dem bekannten Comic hat diese Auszeichnung allerdings wenig zu tun“, lacht Max Sudhues. Die Bezeichnung stammt von Timm Ulrichs, der diesen Preis besonders förderungswürdigen Studenten zukommen ließ.

Die LichtRouten werden vom 27. September bis zum 6. Oktober täglich von 19.30 Uhr bis 24.00 Uhr an den Freitagen und Samstagen sowie am Mittwoch, den 2.10.2013, an allen anderen Tagen bis 23.00 Uhr geöffnet sein. Der Eintritt ist frei.

 

Lüdenscheid leuchtet

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Diese Installation aus dem Jahr 2002 stammt von Bettina Pelz und Tom Groll, den Kuratoren der LichtRouten 2013. Foto: Claus Langer

von Wolfgang Teipel

Lüdenscheid. Faszination Licht – sehen wir einen Regenbogen, werden wir Zeuge, wie Licht in seine Spektralfarben zerlegt wird. Schauen wir durch Brillengläser, nutzen wir die Lichtbrechung an Linsen. Sitzen wir vor dem Fernseher, vermitteln uns winzige Bildpunkte durch ihr Leuchten ein Bild. Die atemberaubende Lasershow ist möglich, weil Menschen in der Lage sind, Licht zu bändigen und zu bündeln. Wissenschaftler können das Licht inzwischen sogar für eine kurze Zeit anhalten. Wie nutzen Künstler das Licht? Das zeigen die LichtRouten Lüdenscheid 2013 von 27. September bis 6. Oktober. Die LichtRouten 2013 sind die inzwischen siebte Auflage des Internationalen Forums für Licht in Kunst und Design, kuratiert von Bettina Pelz und Tom Groll.

In der Sprache hat Licht seit Jahrhunderten einen festen Platz.

Mit der Glühlampe ging vielen Menschen ein Licht auf.

Mit der Glühlampe ging vielen Menschen ein Licht auf.

Dem einen geht ein Licht auf. Der andere sieht Licht am Ende des Tunnels. Längst hat das Licht aber auch in andere Bereiche Einzug gehalten. Es erweist sich in Architektur, Design und Kunst als nahezu ruheloser  Werkstoff. Es glimmt, schimmert, leuchtet, strahlt, wärmt oder blendet. Im Spiel mit den verschiedenen Reflexionsoberflächen wie Staub, Nebel, Wasser, Stein und Landschaft zeigt es sich – funkelnd, blitzend, flackernd oder glänzend. Es streift, bildet Formen, zeichnet Räume und bebildert digitale Daten. Referenz für das Bildverständnis der Gegenwart ist nicht mehr das analoge, sondern das digitale Bild, das auf hinterleuchteten Bildschirmen oder als Projektion erscheint. Die LichtRouten 2013 zeigen wie vielfältig und ausdifferenziert die Idee des Lichtbildes heute ist. Als internationales Forum für Licht in Kunst, Design und Architektur gehören die LichtRouten zu den Festivals, die seit 2002 mit Installationen und Interventionen den öffentlichen Raum verändern. Zwanzig Installationen und Interventionen, die von dem Lichtbild einer Glühlampe bis zu digital animierten Architekturprojektionen reichen, werden realisiert. Darunter erstmals auch historische Lichtwerke, u.a. von László Moholy-Nagy, Nicolas Schöffer und Otto Piene.

Unter dem Titel „Die Kunst der Projektion“ haben Bettina Pelz und Tom Groll mit Arbeiten von Jürgen Albrecht, Refik Anadol, Atsara, Annica Cuppetelli und Cristobal Mendoza, Christoph Girardet, Hartung und Trenz, Joseph Holmes, Dieter Kiessling, Vollrad Kutscher, Jakob Mattner, László Moholy-Nagy, Klaus Obermaier, Otto Piene, Rainer Plum, Quayola, Diana Ramaekers, Nicolas Schöffer, Robert Sochacki, Max Sudhues und Amy Youngs einen Parcours entwickelt, der sich von der Innenstadt bis in das neue Bahnhofsquartier zieht.

Von den 20 Installationen sind zehn neu und ortsspezifisch, das heißt für den von den Bettina Pelz und Tom Groll sowie den Künstlerinnen und Künstlern ausgesuchten Ort entwickelt und nur in Lüdenscheid zu sehen.

Die LichtRouten werden vom 27. September bis zum 6. Oktober täglich von 19.30 Uhr bis 24.00 Uhr an den Freitagen und Samstagen sowie am Mittwoch, den 2.10.2013, an allen anderen Tagen bis 23.00 Uhr geöffnet sein. Der Eintritt ist frei.

 

Spielplatz für den Mann aus Berlin

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Schutt, Gerümpel und Verfall. Max Sudhues sieht die Damrosch-Halle mit anderen Augen. Das Publikum wird überrascht sein. Foto: Wolfgang Teipel

Von Wolfgang Teipel

Lüdenscheid. Ein riesiger, dazu noch überdachter Spielplatz für einen 36-Jährigen – LichtRouten-Kurator Tom Groll hat sein Versprechen gehalten. Er hat den Berliner Künstler Max Sudhues in einer Halle auf dem Bahnhofsgelände einquartiert. Das Gebäude gehörte lange zur Lüdenscheider Holzhandlung Damrosch, die jetzt in der Dönne residiert.

Max Sudhues ist begeistert. Er wird die Brache auf seine besondere Weise verwandeln. Vom 27. September bis zum 6. Oktober gehört sie ganz ihm und dem LichtRouten-Publikum. „Orte, die sich im Wandel befinden, begeistern mich“, sagte der gebürtige Münsteraner bei seinem jüngsten Besuch. Die Damrosch-Halle ist für ihn ein solcher Ort. Sie steht in einem Quartier, das sich im Umbruch befindet. Es ist der neue Standort des Deutschen Instituts für angewandte Lichttechnik (DIAL), ein Ableger der Fachhochschule Südwestfalen – in den vergangenen Jahren hat sich hier einiges getan.

Max Sudhues wird in diesem Quartier für zehn Tage neue Akzente setzen und die Damrosch-Halle auf seine Weise für das Publikum neu erfahrbar machen.

Als Künstler sieht er das abbruchreife Gebäude mit ganz anderen Augen. Er wird es auf besondere Weise ins Licht setzen. Das Material hat er sich schon besorgt: 120 Dias und einigen Filmsequenzen. Sie dokumentieren den aktuellen Stand des Verfalls der ehemaligen Holzhandlung. Ein vergessener gelber Schutzhelm, zurückgelassene Regale, Mülltüten, ein blaues Plastikteil, das wie eine Haifischflosse aus einem Schutthaufen ragt – das alles und mehr wird Max Sudhues für seine Installationen aus Licht und Schatten verwenden.

Orts- und raumbezogene Installationen sind die Spezialität des Meisterschülers von Timm Ulrichs. An der Kunstakademie in Münster holte er sich beim ihm das Rüstzeug für seine künstlerische Arbeit. Max Sudhues entwickelt seine Bilder mit verschiedenen Projektionsmethoden – von der Büroleuchte bis zum Beamer.

Dabei steht er ganz in der Tradition der Collage und kreiert  bewegte Bilder und Räume. In ihnen bleiben die ursprünglichen Objekte sichtbar, werden aber verblassend dargestellt. So sind eine Reihe von assoziativen Interpretationen möglich.

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Max Sudhues:

 

Ich versuche dies zu erreichen, indem ich banale und alltägliche Objekte durch Lichtprojektionen verwandle, um sie zu unerwarteten Proportionen und Interpretationen zu verändern. Jedes Objekt behält seine eigene Funktionalität innerhalb der Installation, aber es ist unveränderlich mit einer bizarren, erzählerischen und komplexen Fantasiewelt verbunden.

Die Arbeit mit Bauschutt, Gerümpel und seiner Kamera hat Max Sudhues bis in den späten Nachmittag in den Bann gezogen. Jetzt hat er erstmal Hunger. „Könnte ich vielleicht einen Pizza-Service kommen lassen?“ fragt er Tom Groll. „Eine kleine Magherita würde schon reichen.“ Kein Problem. Und bis der Imbiss eintrifft, arbeitet der 36-Jährige weiter an seinem derzeitigen Lieblingsprojekt. Er nennt es übrigens doppeldeutig „Playground-Love“ – Sandkastenliebe. Die Liebe zu seiner Kunst, die es ihm manchmal ermöglicht, sich wie auf einem riesigen Spielplatz auszutoben, sie wird ihn wohl nie loslassen.