Grillen zirpen am Bahnhof

Amy Holodeck 3

So ähnlich wird die künstliche Welt aussehen,die Amy Youngs für die Grillen schafft.

Das wird spannend. Die Amerikanerin Amy Youngs zeigt bei den LichtRouten vom 27. September bis 6. Oktober  in der ehemaligen Ladenzeile am Bahnhof eine Variation ihres „Encounters of a Domestic Nature“. Bringt sie die Grillen mit? Wer kümmert sich außerhalb der Öffnungszeiten des internationalen Forums für Licht in Kunst und Design um die Insekten? Was werden sie fressen? Wer besorgt die Nahrung für die Gryllidae (lateinische Bezeichnung)? Die Beantwortung dieser Fragen ist nahezu so spannend, wie die Installationen der Amerikanerin.                                                                                                                                                            

Produktive Kreisläufe

Amy Youngs

Amy Youngs‘ Grillen zirpen am Bahnhof.

Amy Youngs’ Werke sind ästhetisch-technische Versuchsanordnungen. Zu ihren Materialien gehören Alltagsgegenstände, Pflanzen und Tiere, mechanische Wirkmechanismen und kinetische Bezüge. Für manche Arbeiten entwickelt sie Schnittstellen zwischen analogen und digitalen Materialien und Medien. Es entstehen selbstreferentielle Systeme und produktive Kreisläufe, die sie in Skulpturen und Installationen zeigt.

Nur die Männchen zirpen

Die LichtRouten-Installation ist eine Variation des „Holodecks für Grillen“, die Amy Youngs schon 2005 realisierte – kleine künstliche Landschaften mit digital simulierter Natur. Die Grillen, die sie bewohnen, können die Landschaftsbilder aktivieren, wenn sie zirpen. Übrigens wohnen in den künstlichen Landschaften nur männliche Grillen. Nur sie sind nämlich aufgrund ihrer besonderen Strukturen auf den Flügeln fähig zu zirpen. Für die Lüdenscheider Variante können die Besucher/innen vor eine Kamera in einer „Blue Box“ treten und Teil einer Live-Dokumentation vom „Holodeck für Grillen“ werden.

Konflikte zwischen Natur und Kultur

Amy Youngs untersucht in ihren Collagen von synthetischen, natürlichen, tierischen und menschlichen Materialien das konfliktreiche Verhältnis, das die Kultur zur Natur entwickelt hat. „Mein persönlicher Ausgangspunkt war ein neunjähriges Experiment, in dem ich eine spezielle Art von Bühnenkaninchen züchtete“, berichtet Amy Youngs. Sie ging der Obsession eines „perfekten Kaninchens“ nach und hatte das Gefühl, dass sie die natürliche Welt tatsächlich verändern könnte. „Es war ein sehr starkes Gefühl; und dennoch, die Tatsache, dass ich diese Kaninchen nach einer menschlichen Idee veränderte, war zugleich beunruhigend. Teil der selektiven Zucht ist auch die „Nicht-Auswahl“ vieler Tiere. „Vor vielen Jahren gab ich diese Kaninchenzucht auf, aber mein Interesse, einen idealen Naturzustand durch technische Kontrolle erlebbar zu machen, ist geblieben.“

Amy Youngs‘ Arbeit bezieht die Betrachter/innen auf visueller, taktiler und auditiver Ebene mit ein, um einen Dialog über die Beziehung von Technologie, dem sich verändernden Naturbegriff und dem Menschen selbst zu initiieren. „Dass Technologie gleichzeitig ruinieren und offenbaren, neu erfinden und reparieren kann, ist das Paradoxon, um das meine Arbeit kreist.” In der künstlichen Welt für die Grillen wird dieser Widerspruch erlebbar.

Aktuelle Informationen zum Internationalen Forum für Kunst und Design gibt es auch auf der Facebook-Fansite der Lichtrouten.

 

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