Farbe im Quadrat

James Turrell, "Raethro Green", 1968 Courtesy: Häusler Contemporary München|Zürich, Foto: Florian Holzherr

James Turrell, „Raethro Green“, 1968
Courtesy: Häusler Contemporary München|Zürich, Foto: Florian Holzherr

In einer Ausstellung, die die Bereiche Kunst und Design in einen Dialog stellt, präsentiert das Neue Museum historische Quilts der Amischen aus einer bedeutenden Privatsammlung noch bis 19. Oktober zusammen mit Arbeiten des amerikanischen Künstlers James Turrell (geb. 1943).

Monochrome Farbflächen das Herzstück

Monochrome Farbflächen sind das Vokabular dieser Präsentation. Sie bilden das Herzstück der einfachen Kompositionen aus geometrischen Grundformen, die sowohl die Decken der Amischen als auch die Installationen und Grafiken Turrells auszeichnen.

Die Ausstellung zeigt diese Formen im Spannungsfeld von Materialität und Immaterialität.

Schlichtes Design entspricht der Lebensweise

Beide Ausstellungskomplexe stellen auch die Frage nach der Möglichkeit spiritueller Räume. Die einfachen Formen der Quilts sind Ausdruck der religiös geprägten Kultur der Amischen. Das schlichte Design, das aus einfarbigen Stoffteilen in gradlinigen Formen besteht, entspricht der bewusst bescheidenen, von der Welt abgeschiedenen Lebensweise der Religionsgemeinschaft. Monochrome Stoffe in satten Farben werden zu einfachen Mustern zusammengestellt, die dem Alltag entlehnt sind. So sind die auf die Spitze gestellten Quadrate Floating Diamond und Center Diamond eine Referenz an das rautenförmige Motiv, das das Frontispiz des Amischen Hymnenbuches »Ausbund« schmückt.

Begrenztes Repertoire

"Floating Diamonds", 1910 (anonym), Privatsammlung. Foto: Neues Museum, Annette Kradisch

„Floating Diamonds“, 1910 (anonym), Privatsammlung. Foto: Neues Museum, Annette Kradisch

Das Repertoire an solchen Mustern ist in den Quilts der Amischen bewusst begrenzt. Das Prinzip der Wiederholung ist demnach integraler Bestandteil der Gattung, wie es auch in den Arbeiten Turrells eine wesentliche Rolle spielt. Selten gezeigte Installationen aus der Frühzeit dieses Künstlers, der zu den bedeutendsten Vertretern der internationalen Lichtkunst zählt, faszinieren durch ihre präzise im Raum gesetzten geometrischen Formen aus farbigem Licht. Sie changieren zwischen einer »Dinghaftigkeit des Lichts« (Turrell), die ihm eine klar begrenzte Form verleiht, und dem Fließen der Lichtwellen im Raum.

Formensprache der 1960er und 1970er Jahre

In den später entstandenen Zyklen First Light und Still Light vereint Turrell die von der Minimal Art inspirierten Motive der Projektionen zu tonal fein differenzierten Grafiken. Seine Formensprache entstammt somit den 1960er und 1970er Jahren, in denen in der Kunstwelt auch ein Bewusstsein und wachsendes Interesse für die Quilts der Amischen als Vorwegnahme der abstrakten Kunst der Zeit entsteht.

Kooperation

Eine Kooperation des Neuen Museums in Nürnberg mit der Neuen Sammlung – The International Design Museum Munich

Neues Museum
Staatliches Museum für Kunst und Design in Nürnberg

Eingang Klarissenplatz

Anschrift:
Luitpoldstraße 5
90402 Nürnberg

Telefon: 0911 240 20 69
Fax: 0911 240 20 29
E-Mail: info@nmn.de

Eintrittspreise

Sammlung 4 Euro, ermäßigt 3 Euro, sonntags 1 Euro.
Ausstellung (inkl. Sammlung) 6 Euro, ermäßigt 5 Euro.

Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren frei.

Öffnungszeiten

Dienstag bis Sonntag: 10-18 Uhr
Donnerstag: 10-20 Uhr
montags ist das Museum geschlossen.

 

Mehr Infos

Die Amischen sind eine täuferischprotestantische Glaubensgemeinschaft. Sie haben ihre Wurzeln in der reformatorischen Täuferbewegung Mitteleuropas. Im Jahre 1693 spalteten sich die Amischen von der Gruppe der Mennoniten ab. Im Jahr 2010 lebten sie in 28 Staaten der Vereinigten Staaten sowie im kanadischen Ontario in 427 Siedlungen und 1826 Gemeindedistrikten.

Amische führen ein stark in der Landwirtschaft verwurzeltes Leben und sind bekannt dafür, dass sie viele Seiten des technischen Fortschritts ablehnen und Neuerungen nur nach sorgfältiger Überlegung akzeptieren. Die Amischen legen großen Wert auf Gemeinschaft und Abgeschiedenheit von der Außenwelt. Sie stammen überwiegend von Südwestdeutschen oder Deutschschweizern ab und sprechen untereinander meist Pennsylvaniadeutsch. (Quelle: Wikipedia)

 

James Turrell, geboren am 6. Mai 1943 in Los Angeles ist durch seine Raum-Licht-Installationen bekannt geworden. Andrea Köhler schrieb über den Künstler: „Licht ist [für ihn] nicht etwas, das andere Dinge erleuchtet, sondern eine Substanz, die sich selbst offenbart.“ Turrell wuchs in Los Angeles in streng religiösen Verhältnissen auf; die Familie verzichtete auf Strom, Auto und andere Annehmlichkeiten. Mit 16 Jahren erwarb er eine Fluglizenz für Motorflugzeuge. Ein Jahr später verweigerte er als überzeugter Pazifist den Kriegsdienst und wurde zu 22 Monaten Gefängnis verurteilt. 1966 begann er mit der Arbeit an „Lichträumen“. Ein Kunststudium an der Graduate School Claremond, schloss er 1973 ab.

Mit seinen Skyspaces beschäftigt sich Turrell intensiv mit der Beziehung zwischen Licht und Raum – große Räume, in denen sich die Betrachter auf Sitzgelegenheiten an den Wänden niederlassen können und wo eine Öffnung in der Decke die Sicht auf den Himmel erlaubt. Seine Lichttunnel und Lichtprojektionen erzeugen Formen, die Masse und Gewicht zu haben scheinen, jedoch nur aus Licht bestehen. (Quelle: Wikipedia)

 

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert