Zeitgenössische Kunst mit Witz

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„Feuerstelle“ von Jonas Hohnke: Auf den ersten Blick wirken die 15 aufeinander geschichteten Säcke mit Holzkohle irritierend. Fotos: Wolfgang Teipel

 

 

 

 

 Wolfgang Teipel

Jonas Hohnke hat in der Städtischen Galerie am Sauerfeld 15 Säcke Grillkohle kunstvoll aufgeschichtet. „Feuerstelle“ nennt er die Installation. Sie gehört zu den 15 Werken, die noch bis zum 9. Februar in der Ausstellung „Kunst jetzt! Ida-Gerhardi-Förderpreis 2013“ zu sehen sind.

Etwas verblüfft stehen die Besucher der ersten öffentlichen Führung durch die Ausstellung vor den knallig gelb-roten Holzkohlesäcken. „Man sollte das nicht unterschätzen“, sagt Dr. Susanne Conzen, Leiterin der Städtischen Galerie, zu den etwa 20 Besuchern. Zeitgenössische Kunst mit Witz? Genauso ist es.

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Dr. Susanne Conzen erläutert das Werk von Sabine Huzikiewiz.

Jonas Hohnke hinterfragt die Dinge, stellt sie in einen neuen Zusammenhang und irritiert so die Wahrnehmung des Betrachters. Dass das so gewollt ist, zeigen seine Selbstporträts im Nebenraum.

Knöllchen-Fotos

Es handelt sich um sorgfältig gerahmte Fotos. Zu sehen sind die berühmten körnigen unscharfen Schnappschüsse, die die Ordnungsbehörden gern Temposündern nach Hause schicken. Sie zeigen den Künstler, der gerade die Grenzen überschreitet, die ihm die Straßenverkehrsordnung setzt. Man versteht. So gelangt ein Temposünder in die heiligen Hallen der Kunst. 2008 begann Jonas Hohnke diese Knöllchen zu sammeln.

Spiel mit der Wahrnehmung

Die Ausstellung spielt an vielen Stellen mit der Wahrnehmung der Betrachter.  Janine Tobüren hat eine Tuschzeichnung von K.R.H. Sonderborg aus dem Jahr 1993 ins Dreidimensionale übertragen. „Keine Kopie sondern eine Art Übersetzung“, erklärt Dr. Susanne Conzen.

Grundmann

„Exact is a snake“ – ein Teil der Installation von Ida-Gerhardi-Preisträgerin Gesine Grundmann.

Für die Leiterin der Städtischen Galerie ist die Ausstellung ein gutes Beispiel für die zeitgenössische Kunst an Rhein und Ruhr. Was treibt die Maler, Bildhauer, Videoperformer und andere bildende Künstler an? Wie in allen Epochen suchen sie einen eigenen, neuen und auch zeitkritischen Zugang zu Material und Techniken. Sie wollen Betrachter irritieren, gar provozieren.

Anti-idyllische Gemälde

Das gilt für die düsteren anti-idyllischen Gemälde von Niels Sievers ebenso wie für die collagenartigen Werke von Sebastian Ludwig. Er spielt mit der Oberfläche. Manches wirkt wie aufgeklebtes Furnier. An anderen Stellen bleibt die Leinwand frei, lediglich verziert durch einige geschickt angeordnete zerlaufende Flecken.

Katalog zur Ausstellung

Zur Ausstellung ist ein Katalog (Preis: 7,80 Euro) erschienen. Er wird am Empfang des Museums verkauft. An Gestaltung und Produktion waren auch Lüdenscheider beteiligt. Der Katalog wurde bei Seltmann Printart gedruckt. Die Agentur David&Goliath übernahm die Gestaltung. Einige Fotos stammen von Steffen Schulte-Lippern.

Weitere öffentlichen Führungen: 10. November, 8. Dezember, 12. Januar und 9. Februar (Ende der Ausstellung) vorgesehen.

Die Städtische Galerie ist mittwochs bis sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet.

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Einblick in Ausstellung „Kunst jetzt!“

Janine Tobüren

Janine Tobüren überträgt Zeichnungen in die Dreidimensionalität. Foto Wolfgang Teipel

 

Wolfgang Teipel

Janine Tobüren interpretiert abstrakt-expressive Werke bekannter Künstler des 20. Jahrhundert. Aus Zeichnungen werden Skulpturen.  Ein Beispiel ist in der Ausstellung „Kunst jetzt! – Ida-Gerhardi-Förderpreis 2013″ der Sparkasse Lüdenscheid in der Städtischen Galerie am Sauerfeld zu sehen.

Was ihr Werk und die Arbeiten weiterer 14 Künstlerinnen und Künstler ausmacht, können Besucher bei einer öffentlichen Führung am Sonntag, 27. Oktober (ab 15 Uhr) erfahren.

Die Führung übernimmt Dr. Susanne Conzen, Leiterin der Städtischen Galerie. Eintritt und Führung sind kostenlos.

Querschnitt durch die zeitgenössische Kunst

Zu sehen sind Werke, die einen Querschnitt durch die zeitgenössische  Kunst repräsentieren, so wie sie an den Kunstakademien in Nordrhein-Westfalen lebt. Die Fachjury hat diese Arbeiten aus rund 130 Bewerbungen ausgewählt. Der Ida-Gerhardi-Preis 2013 ging an die Kölnerin Gesine Grundmann.

Zwei Arbeiten der Preisträgerin

Die Bildhauerin ist mit zwei unterschiedlichen Arbeiten aus Holz und Metall in der Ausstellung vertreten. Daneben sind Grafiken, Malerei, Videoarbeiten und Installationen zu sehen. So vielseitig wie die Techniken sind auch die Themen der übrigen Werke: Ganz persönliche Erfahrungen variieren mit politischen Betrachtungen oder der Kritik an der optischen und akustischen Überfrachtung des Menschen im 21. Jahrhundert.

Weitere öffentlichen Führungen: 10. November, 8. Dezember, 12. Januar und 9. Februar (Ende der Ausstellung) vorgesehen.

Die Städtische Galerie ist mittwochs bis sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet.

 

Kunstfreunde feiern Gesine Grundmann

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Zahlreiche Kunstfreunde erschienen zur Verleihung des Ida-Gerhardi-Förderpreises im Lüdenscheider Museum. Foto: Wolfgang Teipel

 

 

 

 

 

 

 

 

 

von Wolfgang Teipel

Für die Einen handelt es sich um Abfallprodukte, die beim Zerspanen entstehen, allenfalls um Recyclematerial. Für Gesine Grundmann sind die metallenen Röhren, die beim Abdrehen eines Stahlrohlings entstehen mehr. Die Trägerin des Ida-Gerhardi-Förderpreises der Sparkasse Lüdenscheid pflegt ihre eigene Sicht auf die Dinge.

Die Schwere des Stahls und die filigranen, farbigen Spiralen haben die Kölnerin inspiriert. Das Ergebnis ist die Arbeit „Exact is a snake“, von deren Eigenständigkeit die fünf Preisrichter beeindruckt waren. Auch die zweite Arbeit, eine Art Liege, die im Untergeschoss der Städtischen Galerie vor „Exact is a snake“ platziert ist, irritiert herkömmliche Sichtweisen.

Mehrdeutig und ambivalent

Das Gebilde aus Holz und Stahl wirkt leicht, das Holz wie von einem Baum abgeschält. Tatsächlich handelt es sich um massive bearbeitete Bretter, die auf einem stabilen Gestell ruhen. „Mit ist daran gelegen, in meiner Arbeit Mehrdeutigkeiten und Ambivalenzen zu erzeugen“, sagt die 39-Jährige Kölnerin. Das ist ihr gelungen.

Katalog zur Ausstellung

Die Arbeiten der Preisträgerin und weitere 14 Werke, vom Veloursteppich über Videos bis zu herkömmlichen Wandbildern sind im Rahmen der Ausstellung „Kunst jetzt!“ noch bis zum 9. Februar zu sehen. Zur Ausstellung ist ein Katalog (Preis: 7,80 Euro) erschienen. Er wird am Empfang des Museums verkauft.

Comicartige Zeichnungen

Die Broschüre stellt alle 15 Künstlerinnen und Künstler vor, die für den Ida-Gerhardi-Förderpreis 2013 nominiert waren.  Darunter ist auch Nadine Arbeiter aus Stuttgart. Eine ihrer comicartigen Zeichnungen lieferte auch das Motiv für die Einladungskarte zur Ausstellungseröffnung. Arbeiters multimediale Arbeit „Leben in der Blase“ regt zum Nachdenken über die Kunst-Welt an. Exzentrisch gekleidete Menschen, Künstler vor ihren Werken, Momentaufnahmen von Titeln, die Kunstmagazinen entnommen sind. Nadine Arbeiter konfrontiert den Betrachter mit seiner eigenen Position in der Welt der Kunst.

Schaffen von NRW-Künstlern

Die Ausstellung (mittwochs bis sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet) bietet dem Besucher einen Einblick in die große Bandbreite der aktuellen Tendenzen zeitgenössischer Kunst. Zugleich erfährt er Neues über das Schaffen von Künstlern aus NRW und die Arbeit der international ausgerichteten Kunsthochschulen an Rhein und Ruhr.

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Gesine Grundmann erhält Ida-Gerhardi-Preis

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Die Preisträgerin Gesine Grundmann und Sparkassen-Vorstand Klaus Erger.

Wolfgang Teipel

Für einen Moment herrschte am Freitagabend im Foyer des Museums nahezu absolute Ruhe. Auch bei Gesine Grundmann. Dann feierte das Publikum die Künstlerin aus Köln. Sie ist die diesjährige Trägerin des Ida-Gerhardi-Förderpreises der Sparkasse Lüdenscheid. „Die Jury hat hervorragend gearbeitet“, befand Sparkassen-Vorstandsvorsitzender Klaus Erger in seiner Rede zur Preisverleihung.

Dann überreichte er Gesine Grundmann die Urkunde, einen Blumenstrauß und nicht zuletzt den Geldpreis über insgesamt 8000 Euro. „Ein kleiner Scheck“, sagte der Chef des Kreditinstituts. Damit spielte er allerdings nur auf die Größe des Formulars an. Immerhin 5000 Euro in bar gibt’s für die Gewinnerin des Ida Gerhardi-Förderpreises 2013. Dazu kommen 3000 Euro für eine Editionsarbeit von  Gesine Grundmann.

Über 130 Bewerbungen

Über 130 Künstlerinnen und Künstler aus Nordrhein-Westfalen haben sich in diesem Jahr für den begehrten Förderpreis beworben. 15 davon kamen nach der ersten Tagung der Fachjury in die engere Auswahl. Am 30. September fällten die fünf Preisrichter nach einer langen Tagung schließlich ihr Urteil.

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Galerie-Leiterin Dr. Susanne Conzen

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Sparkassen-Vorstand Klaus Erger

Bis gestern Abend war es nur einem kleinen Kreis bekannt.

Die Jury-Mitglieder zeichne das aus, was auch für alle Künstlerinnen und Künstler gelte, die sich in diesem Jahr beworben haben, befand Galerie-Leiterin  Dr. Susanne Conzen.

Unbedingte Liebe zur Kunst

„Es ist die unbedingte Liebe zur Kunst“, betonte sie. Dr. Conzen zitierte Jury-Mitglied Dr. Doris Krystof: „Was haben wir für gute Leute ausgesucht“, meinte die Leiterin der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen K 21 am 30. September.

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Exact is a snake: Das Wandbild von Gesine Grundmann wurde mit dem Ida-Gerhardi-Förderpreis 2013 ausgezeichnet.

Diese Einschätzung teilt die Leiterin der Städtischen Galerie: „Im Miteinander der Werke ist eine Ausstellung von hoher Dichte entstanden. Viele Werke enthalten Unerwartetes und eröffnen dem Betrachter völlig neue Blickwinkel.“ Das eröffne interessante Möglichkeiten zur Auseinandersetzung mit den 15 Werken. Sie sind bis zum 9. Februar 2014 in der Städtischen Galerie zu sehen. Kunst gehe, wenn es gut gehe, dahin, wo es wehtue, betonte sie.

Qualität weiter gesteigert

Sparkassen-Vorstand Klaus Erger bezeichnete den Preis der Sparkasse Lüdenscheid als eine Auszeichnung, die ihre Qualität im Laufe der vergangenen Jahre immer weiter gesteigert habe. „Der Ida-Gerhardi-Förderpreis ist zu einem beliebten Preis unter jungen Künstlern geworden.“ Das zeige nicht zuletzt die große Resonanz auf die Ausschreibung. Die Auszeichnung solle mit ihrer Reputation und der Dotierung Künstlern dazu verhelfen, ihren eigenen Weg zu finden. Auch er bewertet die Ausstellung als einen Querschnitt durch die zeitgenössische Kunst in Nordrhein-Westfalen.

Werk aus Abfallprodukten

„Exact is a snake“, das ausgezeichnete Werk von Gesine Grundmann, erinnert an einen Wandvorhang. Die Künstlerin hat ihn aus Abfallprodukten komponiert, die beim Zerspanen von Stahlrohlingen entstehen.

Gesine Grundmann (Jahrgang 1974) lebt und arbeitet in Köln. Sie studierte Kunstgeschichte an der Albertus-Magnus-Universität in ihrer Heimatstadt und schloss ein Kunststudium an der Kunstakademie Düsseldorf an. Ihren Master of Fine Arts legte sie am Goldsmith College in London ab. 2005 war sie Meisterschülerin bei Prof. Rosemarie Trockel. Gesine Grundmann  hat sich an zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland beteiligt. Seit 2004 wurde sie mit einer Reihe von Stipendien unterstützt.

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Preisträger noch ein Geheimnis

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Die Wand rechts ist ein Werk von Tim Cierpiszewski.

Wolfgang Teipel

Ein roter Veloursteppich, vor Ort in Lüdenscheid sorgfältig gekämmt und so ins Licht gesetzt, dass ein liegender Bulle reliefartig hervortritt. Eine Wand, markiert mit geometrischen Mustern in Schwarzweiß oder eine Installation aus durchsichtigen Acrylplatten – das und mehr ist ab Freitag in der Städtischen Galerie Lüdenscheid zu sehen. Die Ausstellung der Bewerber um den Ida-Gerhardi-Preis der Sparkasse Lüdenscheid bietet einen Gang durch die zeitgenössische Kunst, so wie sie an den Kunstakademien in Nordrhein-Westfalen lebt. „Kunst jetzt“ ist vom 19. Oktober bis 9. Februar 2014 zu sehen.

Gut gehütetes Geheimnis

Dr. Susanne Conzen und Thomas Meermann

„Kunst jetzt“ lautet der Titel der Ausstellung. Thomas Meermann (hier mit Galerieleiterin Dr. Susanne Conzen) wartet gespannt auf die Verleihung des Ida-Gerhardi-Förderpreises.

Wer aber den mit insgesamt 8000 Euro dotierten Preis (5000 Euro in bar, 3000 Euro für eine Auftragsarbeit) erhalten wird, das bleibt bis Freitagabend das Geheimnis von Galerieleiterin Dr. Susanne Conzen. „Bislang ist es immer gelungen, den Preisträger bis zur Bekanntgabe geheim zu halten“, sagt auch Thomas Meermann von der Sparkasse. Das gilt für den langen Zeitraum von 1989 bis heute. Ein guter Brauch. So soll es auch bleiben.

Eine knappe Entscheidung

Janine Tobüren

Die Arbeit von Janine Tobüren

15 junge Künstlerinnen und Künstler von Nadine Arbeiter über Christian Bögelmann, Tim Cierpiszewski, Marie Gerlach, Gesine Grundmann, Tobias Hantmann, Jonas Hohnke, Sabine Huzikiewitz, Christina Cramer, Sebastian Ludwig, Kevin Pawel Matweew, Jugoslav Mitevski, Markus Saile, Niels Sievers bis Janine Tobüren sind von einer Fachjury in die engere Auswahl genommen worden. Am 30. September wurde der Preisträger gewählt. „Eine knappe Entscheidung“, versichert Dr. Susanne Conzen.

Spannende Zusammenstellung

Die Bandbreite der Arbeiten reicht von Installationen über herkömmliche Tafelbilder mit interessanten Maltechniken bis zu Videos. „Eine ausgesprochen spannende Zusammenstellung“, findet die Galerieleiterin. Originalität, Ästhetik, die Umsetzung des Zeitgeistes, der Umgang mit Traditionen in der Kunst, die Entsprechung von Werk und Material – das und mehr musste die fünfköpfige Fachjury bei ihrer Beurteilung berücksichtigen.

130 Arbeiten gesichtet

Im ersten Durchgang waren immerhin 130 Arbeiten zu sichten. „Da haben die Preisrichter einen Tag lang nahezu pausenlos gearbeitet“, berichtet Dr. Susanne Conzen. Die Sparkasse als Stifter des Ida-Gerhardi-Preises nimmt keinerlei Einfluss auf die Auswahl. „Das überlassen wir ganz dem Sachverstand der Jury“, betont Thomas Meermann. Auch bei ihm wächst die Spannung. Wie so viele andere muss er sich aber noch ein wenig gedulden.

Das Programm: Der Ida-Gerhardi-Preis wird am 18. Oktober verliehen. Die Veranstaltung beginnt um 19.30 Uhr in der Städtischen Galerie Lüdenscheid. Die Begrüßung der Gäste und Künstler übernimmt Bürgermeister Dieter Dzewas. Galerieleiterin Dr. Susanne Conzen führt die Besucher in die Arbeit der Künstler ein. Klaus Erger, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Lüdenscheid, übernimmt die Preisverleihung.

 

Ida Gerhardi – eine eigenwillige Frau

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Ida Gerhardis Tanzbilder gelten als die kraftvollsten Werke ihrer Pariser Schaffenszeit.

von Wolfgang Teipel

Der Name Ida Gerhardi hat in Westfalen und insbesondere in Lüdenscheid einen guten Klang. Wer war diese Frau, zu deren Gedenken die Sparkasse Lüdenscheid 1990 den Ida-Gerhardi-Preis gestiftet hat? Hier ein Steckbrief.

Familie: Idas Vater, der Hagener Arzt August Gerhardi, stirbt 1896. Da ist Ida gerade sieben Jahre alt. Mutter Mathilde siedelt mit Sohn Karl August und der neugeborenen Lilly nach Detmold um. Hier lebt die Familie bei Verwandten. Für Ida wird die Mutter später zum Problemfall. Sie wird depressiv und bereitet der Malerin große Sorgen. Zu ihrem Bruder hält sie immer Kontakt und zieht 1912 ins Haus seiner Familie.

Wünsche: Ida will malen und nimmt Zeichenunterricht. „Wozu die ganze Welt, wenn ich nicht malte“, sagt sie. Sie möchte nach der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff zur zweitbekanntesten Frau in Westfalen werden. Dieser Wunsch erfüllt sich nicht.

Die Frau: „Ich möchte eine Ente sein, eine Ente, die allein schwimmt“, schreibt sie einmal. Dieses Zitat ist ein Dokument für Ida Gerhardis Streben nach Unabhängigkeit. Sie wählt den Weg in die Malerei und schreibt sich 1928 an der Münchener Damenakademie für Malerei ein. Schnell wird ihr in der bayerischen Metropole langweilig. Sie will mehr, packt ihre Koffer und geht nach Paris an die Académie Colarossi. Das Studiengeld stiftet die Hagenerin Emilie Elbers – eine Freundin von Idas Mutter.

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Ida Gerhardi durchstreift mit Käthe Kollwitz (Foto) das Pariser Nachtleben.

Paris: Die französische Hauptstadt wird zum Lebensmittelpunkt der jungen Malerin. Sie lernt die deutsche Grafikerin, Malerin und Bildhauerin Käthe Kollwitz kennen und zieht mit ihr durch die Clubs der sich mondän gebenden Halbwelt von Paris. Die junge Frau glaubt an sich. Sie ist fest davon überzeugt, dass es ihr gelingen wird, mit der Malerei ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Für Männer war das damals ein Kraftakt. Für Frauen nahezu ein Unding. Immerhin: Ida malt und lernt viele Künstlerinnen und Künstler kennen. „Der Kreis, in denen ich augenblicklich verkehre ist außergewöhnlich intelligent und begabt“, hält sie fest.

Bilder: Sie malt Porträts, stimmungsvolle Landschaftsbilder, kraftvolle Szenen der Großstadt, Szenen aus den Kneipen im Pariser Künstlerviertel, Bilder von Tänzern, alle spätimpressionistisch voller Farbenpracht. Sie lässt sich dabei unter anderem von Henri de Toulouse-Lautrec inspirieren. Wie er malt sie unmittelbar vor Ort.

Erfolg: Hin und wieder Anerkennung. Aber: „Meine Geldbörse ist leer“, klagt sie oft. Ida Gerhardi kann sich auf dem von Männern dominierten Kunstmarkt nicht durchsetzen. Auch der Versuch, sich in Paris und Berlin durchzusetzen bringt sie nicht weiter. Sie organisiert Ausstellungen und pflegt Kontakt zum populärsten Kunstmäzen jener Zeit, dem Hagener Karl Ernst Osthaus.

Ihr Leben: Ida  Gerhardi war eine mutige Frau, die sich voller Kraft ins Leben stürzte. Paris hat sie genossen. Sie wetterte aus sicherer Entfernung gegen die reaktionäre Kulturpolitik in der Kaiserzeit und gegen die Ja-Sager, die damals das Ruder übernommen hatten. „Bei uns ist man ja geradezu servil. Man wird nicht Professor, wenn man nicht tut, was der Kaiser will“, schreibt sie einmal. Später wird sie ruhiger und legt beinahe konservative Züge an den Tag. Ihren jüngeren Bruder Karl August warnt sie: „Sozi solltest Du aber auch nicht werden.“ Er ist Sanitätsrat in Lüdenscheid und verfasst philosophische sowie literarische Schriften.

Was bleibt: Heute schätzen Kenner ihre tiefgründigen Porträts, auch die Selbstporträts mit Brille. Ihre Tanzbilder gelten aus die aussagekräftigsten Werke aus der Pariser Schaffenszeit (Susanne Conzen/Annegret Rittmann).Für viele ist sie auch eine Pionierin der Moderne. Dafür stehen ihre Bilder. Aber auch das für die Zeit um 1900 unkonventionelle Frauenleben.

 

Sparkasse fördert junge Talente

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Die Sparkasse hat ihren Kunstförderpreis nach der Malerin Ida Gerhardi benannt.

von Wolfgang Teipel

Zur Förderung junger, talentierter Künstlerinnen und Künstler hat die Sparkasse Lüdenscheid erneut ihren hoch dotierten Ida-Gerhardi-Preis ausgeschrieben. Er ist nach der bekannten heimischen Malerin Ida Gerhardi (1862 bis 1927) benannt. Mit dem Preis ehrt die Sparkasse gleichzeitig die Malerin, die in Lüdenscheid gestorben ist. Die Preisverleihung findet in diesem Jahr am 18. Oktober statt.

Renommierter Kunstpreis

Im 23. Jahr stiftet die Sparkasse den mittlerweile renommierten Kunstpreis, der anfangs märkischen Kunstschaffenden  zugutekam. Claudia Terstappen und der Kiersper Maler Ulrich Kett (Publikumspreis) waren die Ersten, deren künstlerisches Schaffen das heimische Geldinstitut mit dem Preis würdigte. Marcel Hiller ist die Preisträgerin 2011. In dieser Eigenschaft gehört sie in diesem Jahr der Jury an. Weitere Preisrichter sind Prof. Dirk Löbbert (Künstler, Köln), Dr. Doris Krystof (Kuratorin K20, Kunstsammlung NRW, Düsseldorf), Prof. Udo Dzierks (Kunstakademie Düsseldorf) und Dr. Susanne Conzen (Leiterin Städtische Galerie Lüdenscheid).

Künstler aus Nordrhein-Westfalen

Die Vergabe des Preises erfolgt an Künstler/innen, die ihr Studium an einer anerkannten Hochschule oder Akademie abgeschlossen haben. Die Künstler/innen sollen nicht älter als 39 Jahre sein. Bewertet werden die Eigenständigkeit und Originalität des Werkes. Bewerben können sich bildende Künstler, die in Nordrhein-Westfalen leben, hier geboren sind oder hier studiert haben.

Preis mit 5000 Euro dotiert

Für den Preis wählt die Jury aus den eingereichten Unterlagen eine Gruppe von Künstlern, die ihre Arbeiten in einer Ausstellung präsentieren. An Hand der ausgestellten Arbeiten entscheidet die Jury über den/die Preisträger/in. Der/die Preisträger/in wird im Rahmen der Ausstellungseröffnung geehrt. Wie in den Vorjahren ist der Preis mit 5 000 Euro dotiert. Weitere 3 000 Euro stehen als Produktionskosten für eine Edition bereit.

In einer ersten Jurysitzung hat die hochkarätige Expertenrunde aus den eingereichten Unterlagen Künstler ausgewählt, die ihre Arbeiten in der Städtischen Galerie präsentieren dürfen. Aus dieser Gruppe ermittelt die Jury in zweiter Sitzung den Preisträger.

Ida-Gerhardi-Förderpreis 2013: Nadine Arbeiter, Christian Bögelmann, Tim Cierpiszewski, Marie Gerlach, Gesine Grundmann, Tobias Hantmann, Jonas Hohnke, Sabine Huzikiewitz, Christina Cramer, Sebastian Ludwig, Kevin Pawel Matweew, Jugoslav Mitevski, Markus Saile, Niels Sievers und Janine Tobüren.