Platte Füße

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Alle folgen Bettina Pelz. Beim technischen Rundgang mit der LichtRouten-Kuratorin gab’s noch wichtige Informationen.

von Wolfgang Teipel

Lüdenscheid steht seit Tagen ganz im Zeichen der LichtRouten 2013. Das Internationale Forum für Licht in Kunst und Design beginnt am 27. September.

Eine Meute von 45 Frauen und Männern hetzt durch die Stadt, angeführt von Bettina Pelz. Die quirlige Frau hat zusammen mit Tom Groll die künstlerische Leitung der Veranstaltung übernommen. Sie will ganz sicher sein, dass ihr Assistenten-Team dem Publikum die Installationen im besten Licht zeigen kann. Und so folgt ihr die Truppe auf einer über dreistündigen Tour an alle Orte der diesjährigen LichtRouten.

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Die Assistenten treffen den österreichischen Lichtkünstler Klaus Obermaier (links).

„Hier könnt ihr nur mit kleinen Gruppen rein“, heißt am bei Amy Youngs im Pavillon an der Bahnhofsallee. Tatsächlich. Vor der Glaskugel mit der Grillen-Gemeinschaft entsteht sofort ein ziemliches Gedränge. Das sollte man dem Publikum nicht zumuten. An Robert Sochackis Installationen am Wiedenhof ist größte Vorsicht geboten. Am besten ist sie vom Parkplatz der Polizei aus sehen. Hier stehen auch die Projektoren.

Auf Einsatzgebiet

„Ihr befindet Euch mit den Gästen auf Einsatzgebiet. Wenn die Polizei raus muss, müsst ihr blitzschnell zur Seite rücken. Erklärt das den Besuchern“, sagt Bettina Pelz. Ihre Appelle, hier wie an anderen LichtRouten-Orten verhallen nicht ungehört. Eifrig machen sich die Frauen und Männer Notizen.

Treffen mit Künstlern

Auf dem Weg zum ehemaligen Kino in der Oberstadt ein zufälliges Treffen. Klaus Obermaier und Max Sudhues kommen der Gruppe entgegen. Beide gehören zu den ausstellenden Künstlern und haben vor Tagen in Lüdenscheid ihr Quartier aufgeschlagen. „Das ist Euer Team“, preist Bettina Pelz die Assistenten an. Später trifft die Gruppe die beiden Männer an der Knapper Schule beziehungsweise in der Damrosch-Halle wieder.

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Die LichtRouten sind ungeheuer vielfältig. Hier ein Beitrag von Jürgen Albrecht.

Der technische Rundgang versorgt die Assistenten mit letzten wichtigen Informationen. Zugleich erhalten sie vor Ort einen persönlichen Eindruck von den Künstlern und staunen darüber, wie vielfältig das Angebot der LichtRouten 2013 ist.

„Jetzt habe ich platte Füße“, sagt Sebastian, nachdem die Gruppe die Info-Zentrale der LichtRouten im ehemaligen Post-Gebäude am Rathausplatz wieder erreicht hat. Es folgt eine kurze Fragerunde. Wo kann noch etwas verbessert werden? Danach gibt Bettina Pelz die Losung für den Rest-Abend aus. „‚Füße hoch“.

Die Abende werden lang

Wer will, kann aber noch auf ein Bier mit ins Lönneberga an der Hochstraße kommen. Hier treffen sich die Künstler mit den Kuratoren Bettina Pelz und Tom Groll zu einer lockeren Runde. Fragende Blicke. „Soll ich wirklich?“ „Klar“, sagt die Kuratorin. „Dann kommt ihr in den richtigen Rhythmus für die nächsten Tage.“ Das stimmt. Die LichtRouten-Abende werden für alle Beteiligten lang.

Auch die Polizei macht mit

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Diese Installation von Robert Sochacki war 2009 bei einer Ausstellung in Danzig zu sehen. Foto: Jennifer Braun

Lüdenscheid öffnet sich für die LichtRouten 2013. „Aus dieser Haltung von Privatleuten und Institutionen schöpfen wir jede Menge Kraft für das Projekt“, sagt Groll. Sogar die Polizei räumt für die Dauer des Internationalen Forums für Licht in Kunst und Design vom 27. September bis 6. Oktober eine ihrer Stellflächen frei.

Auf dem Gelände der Inspektion 2 an der Bahnhofstraße wird ein Gerüst aufgestellt. Es nimmt die Hochleistungsprojektoren auf, mit denen Robert Sochacki seinen Beitrag zu den LichtRouten auf die Fassade des Wiedenhofs projizieren wird. Mehr noch: Damit das Werk des Mannes aus Danzig so richtig zur Geltung kommt, darf der Wiedenhof selbst kein Licht abstrahlen.

Licht kann auch stören

So verhandeln Tom Groll und das Leitungsteam des Wiedenhofs darüber, wie Fenster abgedunkelt und störendes Licht weitgehend vermieden werden können. Um die „Kunst der Projektion“, so das Motto der diesjährigen LichtRouten, wirkungsvoll umsetzen zu können, bedarf es eben auch jeder Menge Verhandlungsgeschick.

Was Robert Sochacki im Gepäck haben wird, wenn er aus Polen zu den LichtRouten anreist, ist noch offen. Sicher ist: „Es werden eindrucksvolle Bilder sein, die einen Bogen über 100 Jahre visueller Ästhetik schlagen“, sagt Kuratorin Bettina Pelz.

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Der Mann aus Danzig: Robert Sochacki.

Robert Sochacki zählt zu den wenigen Lichtkünstlern, die mit Großbildtechnik arbeiten. Drei Hochleistungsprojektoren werden vom Polizeigelände über 18 mal 18 Zentimeter große Dias die Fassade des Wiedenhofs bespielen. Dazu kommen bewegte Bilder. Robert Sochacki knüpft an die Filme wie Charlie Chaplins „Moderne Zeiten“ an. „Moderne Zeiten“ sei die Geschichte der Industrie, des privaten Unternehmertums, der Kreuzigung der Menschheit auf ihrer Jagd nach dem Glück“, sagte Chaplin einmal über seinen Film.

Tragisch-komische Bilder

Auch Sochackis Projektionen sind tragisch-komische Bilder, die mit einfachen Mitteln, Bildwitz und Humor gestaltet sind.  Stark geprägt ist er von der DJ- und VJ-Szene im Raum Danzig. Hier ist der 1971 geborene Künstler nach wie vor aktiv. Robert Sochacki besuchte von 1991 bis 1996 die Akademie der Bildenden Künste in seiner Heimatstadt. 2011 stellt er beim Farbfest im Bauhaus Dessau aus. Über die Grenzen Polens hinaus ist er bislang eher selten in Erscheinung getreten.